Thomas Tuchel
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Tacheles beim FC Bayern: Müller motzt, Tuchel gibt ihm recht

Der Meisterschaftszug ist für den FC Bayern fast abgefahren. Gut möglich, dass nun alles auf den Prüfstand kommt. Thomas Müller kritisiert, dass die Mannschaft ihr Potenzial nicht auf den Platz bringt, von Trainer Tuchel gibt's kaum Widerspruch.

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

Es sollte das große Signal werden, ein klares Zeichen, wer die Nummer eins im deutschen Fußball ist. Getreu dem "Mia san mia"-Kredo natürlich der FC Bayern. Doch nach dem 0:3 im Spitzenspiel bei Bayer Leverkusen, in dem die Münchner phasenweise am Nasenring durch die Manege geführt wurden, weiß man nicht nur an der Isar: An Bayer Leverkusen führt derzeit kein Weg vorbei.

Diese Erkenntnis ist so neu nicht. Seit Xabi Alonso in Leverkusen als Trainer agiert, dirigiert, arrangiert, steht der Fußball der Rheinländer für Offensive, schnelle Ballstaffetten und Schönheit. Oder anders ausgedrückt: Leverkusen spielt so, wie es sich der FC Bayern seit Dekaden von seinem eigenen Team wünscht.

Müller und der "freie Fußball"

Die aktuellen Bayern des Jahres 2024 sind von einem solch mitreißenden Fußball jedoch gefühlt unendlich weit entfernt. Thomas Müller, in Leverkusen 60 Minuten auf der Bank schmorend, redete sich nach der Partie in Rage. "Was mir fehlt von uns Spielern: Im Training zeigen wir deutlich bessere Ansätze, weil wir mutig sind, weil wir frei Fußball spielen", begann er noch einigermaßen sanft.

Wie einst Oliver Kahn

Aber dann: "Mir fehlen bei uns, und da können wir Oliver Kahn zitieren, teilweise die Eier und die Freiheit. Wir haben eine Verkopftheit in unserem Spiel vor allem mit Ball." Müller betonte noch, dass diese "Verkopfheit" ausdrücklich keine Kritik an Trainer Thomas Tuchel sei.

"Wir waren genug Spieler auf dem Platz von internationalem Format, da brauchst du nicht auf den Trainer gehen", schob er nach. Schuld seien schon ausschließlich die Spieler auf dem Platz: "Wovon ich spreche, sind Entscheidungen vor allem mit Ball, das hat was mit der Spielintelligenz zu tun, mit der Selbstständigkeit."

Trainer Tuchel gibt Müller recht

FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel selbst wirkte nach der Partie etwas ratlos. Müller Kritik? "Nicht unrecht", habe er. "Wir hatten eine ganze Woche Zeit, uns darauf vorzubereiten. Wir wollten sehr offensiv verteidigen und den Spielfluss von Leverkusen gar nicht aufkommen lassen", erklärte Tuchel: "Aber wir haben wahnsinnig schlechte Entscheidungen getroffen. Er hat mit vielen Dingen recht."

Es ist aber falsch, nur die Leistung gegen Leverkusen als Maßstab herzunehmen. Schon in den letzten Spielen ließ der Rekordmeister Spielfreude und Spielwitz vermissen. Seit der Niederlage gegen Werder Bremen ist der Wurm drin im Bayern-Spiel. Gegen Augsburg und Mönchengladbach mühten sich die Bayern zu Siegen – überzeugend trat das Team aber nicht auf.

Wo ist das "Mia san mia" hin?

Den Bayern ist die Selbstverständlichkeit im Spiel nach vorn abhandengekommen. Gegen schwächere Teams führte das oft zu endlosem Ballgeschiebe, in Leverkusen nun waren die Bayern ein Team ohne Waffe. Keine echte Torchance in 90 Minuten – auch, weil der Ball den Ausnahmestürmer Harry Kane gar nicht erst erreichte. Dazu ließen sich die Münchner, trotz aggressiver Grundausrichtung, in entscheidenden Momenten ganz einfach überspielen, begingen unter Druck Fehler im Aufbau.

Eigentlich sind ja die Münchner berühmt und berüchtigt für ihr Selbstvertrauen, für das Zubeißen im entscheidenden Moment – egal, was vorher war. Dieses "Mia san mia" ist spürbar abhandengekommen, unerschütterlich wirkt gerade nur Gegner Leverkusen. Die Bayern ganz im Gegenteil: Nachdenklich, eingeschüchtert, unschlüssig. "Es war mit unsere schlechteste Leistung am wichtigsten Tag", sagte Kapitän Manuel Neuer. Es ist die wohl wichtigste Erkenntnis mit Blick auf die Restsaison.

Im Video: Rückblick auf das 0:3 in Leverkusen

FC-Bayern-Spieler enttäuscht nach dem 0:3 bei Bayer Leverkusen
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FC-Bayern-Spieler enttäuscht nach dem 0:3 bei Bayer Leverkusen

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