Vom direkten Wiederaufstieg wollte beim SSV Jahn Regensburg vor der Saison niemand sprechen. Dafür herrschte viel zu viel Ungewissheit bei den Verantwortlichen angesichts eines Komplettumbruchs mit 30 neuen Spielern. Doch die ist längst verflogen.
Die Oberpfälzer grüßen nach der Hinserie von der Tabellenspitze mit zwei Zählern Vorsprung auf Verfolger Dresden und zwölf Punkten vor den Ulmern auf Rang drei. Da könnte man schnell in Aufstiegseuphorie verfallen. Nicht so Jahn-Coach Joe Enochs. "Wir wollten am Anfang der Saison gut starten, das haben wir getan. Jetzt wollen wir das neue Jahr gut starten", gibt der Coach im BR24Sport-Interview die Richtung vor. Man wolle "so viele Punkte wie möglich" am Anfang sammeln, so Enochs weiter.
Torwart Gebhardt als Erfolgsgarant
Die erste Chance für die Punktejagd bietet sich am Samstag im Heimspiel gegen den SC Verl. Die Ostwestfalen stehen durchaus überraschend auf Platz sechs nach 20 Spieltagen. Dann wird es auch wieder auf die Qualitäten von Torhüter Felix Gebhardt ankommen. Der Schlussmann wechselte im Sommer in die Oberpfalz und ist zu einem verlässlichen Rückhalt geworden. "Es ist mein Ziel, dass ich kein Gegentor reinlassen, sondern eher verhindern möchte. Das ist eine Grundeinstellung von mir", stellt der 21-Jährige klar.
Sieben Mal behielt der Neuzugang vom FC Basel eine weiße Weste. Insgesamt fing er sich 17 Gegentore - Ligabestwert zusammen mit Dynamo Dresden. Und auch in einer anderen Statistik sind die Regensburger Spitze. Nur eine Niederlage fing sich die Enochs-Elf in der Hinrunde ein - am siebten Spieltag gegen Mitabsteiger SV Sandhausen.
Diawusies Tod wirft Schatten auf tolle Saison
Doch all der sportliche Erfolg geriet Ende November komplett zur Nebensache. Jahn-Profi Agyemang Diawusie wurde tot aufgefunden. Er starb im Alter von nur 25 Jahren an Herzversagen, verursacht durch eine Herzmuskelentzündung aufgrund eines verschleppten Infekts. Der Verein befand sich in Schockstarre. Das darauffolgende Spiel gegen den SC Freiburg II gewannen die Spieler für "Agy", wie der Offensivmann von allen nur genannt worden war.
Die Tragödie wirft natürlich einen Schatten auf die bisher so tolle Saison des Jahn. Es wird dauern, sie endgültig zu verarbeiten. Sportlich ließ sich die Mannschaft freilich kaum etwas anmerken: Nach dem Sieg gegen Freiburg gab es zwei Unentschieden gegen Viktoria Köln und in Saarbrücken, ehe man sich kurz vor Weihnachten mit einem 2:1-Sieg im Oberbayern-Oberpfalz-Duell bei der SpVgg Unterhaching in die Winterpause verabschiedete.
Tallig und Mustafa sollen mithelfen
Die Arbeit nach Weihnachten konnten Joe Enochs und sein Team also relativ entspannt angehen. Weil's so schön war, testete man direkt noch mal gegen den Münchner Vorstadtklub. Diesmal ging das Duell mit 3:1 an den Tabellenführer der dritten Liga. Im zweiten Test unterlag man in einem ausgeglichenen Spiel Zweitligist Eintracht Braunschweig knapp mit 0:1.
Ob die Verantwortlichen dort das Gefühl bekamen, dass die Mannschaft noch die ein oder andere Verstärkung gebrauchen könnten, ist nicht bekannt. Doch kurz vor dem Saison-Restart verpflichtete der Jahn Valdrin Mustafa von Ligakonkurrent Viktoria Köln. Der 25-jährige Stürmer soll die Offensive verstärken.
Ähnliches gilt für Erik Tallig. Der Ex-Löwe war seit dem Sommer vereinslos. Nun haben Sportvorstand Achim Beierlorzer und sein Team zugeschlagen und den 24-Jährigen an die Donau gelotst. Bereits seit Dezember war der Offensivmann Trainingsgast bei den Oberpfälzern. Zum neuen Jahr hatte er sich das Arbeitspapier verdient.
Es ist also alles bereitet, damit die Regensburger Erfolgswelle weiter anhält. Die Verantwortlichen üben sich in Zurückhaltung. Wohl auch, weil sie die Widerspenstigkeit der dritten Liga kennen. Der Jahn wäre nicht der erste Verein, der eine gute Ausgangslage in der Rückrunde noch verspielt. Aber so weit wollen sie in Regensburg sowieso noch nicht denken.