Fabian Hürzeler als Trainer des FC St. Pauli
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Fabian Hürzeler als Trainer des FC St. Pauli

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Trainer Fabian Hürzeler: Von Pipinsried in die Premier League

Mit 23 Jahren wurde Fabian Hürzeler Spielertrainer beim FC Pipinsried. Mit harter Arbeit und einer radikalen Spielidee gelang ihm ein rasanter Aufstieg, der ihn nun zu Brighton & Hove Albion führt. Nun warten Pep Guardiola und die Premier League.

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Fabian Hürzeler war auf dem besten Weg, der zweitjüngste Trainer in der Geschichte der Bundesliga zu werden. Der 31-Jährige hat mit dem FC St. Pauli eine in der zweiten Bundesliga eine Fabelsaison hingelegt und am Ende das geschafft, woran er im Jahr zuvor noch knapp gescheitert war: den Aufstieg in die Bundesliga. Der Verein aus Hamburg holte sich überzeugend die Meisterschaft in Liga zwei, was nicht zu einem geringen Anteil an der ungewöhnlichen Taktik von Hürzeler liegt.

Hürzeler wird zweitjüngster Trainer der Premier-League-Geschichte

Es wäre interessant gewesen, wie dieser Spielstil sich in der Bundesliga gemacht hätte. Doch Hürzeler hatte Begehrlichkeiten geweckt und bekam Angebote, denen er nicht widerstehen konnte – oder zumindest nicht widerstehen wollte. Der FC Brighton lockte und Hürzeler kam. Der Verein, der von Roberto De Zerbi, der Mode-Trainer der Premier League, vor zwei Jahren auf Platz sechs der Tabelle geführt wurde, aber auf Rang 11 abstürzte, wollte einen Neuanfang. Und dafür haben sie Hürzeler ausgewählt, der nun nicht der zweitjüngste Trainer der Bundesliga-Geschichte, sondern der zweitjüngste Trainer der Premier-League-Historie wird. Dies machten beide Vereine am Samstag offiziell.

Beim FC Bayern scheiterte Hürzelers Traum vom Fußball-Profi

Wie die Geschichte von vielen jungen Trainerstars begann die von Hürzeler mit dem gescheiterten Traum vom Leben als Fußball-Profi. Untalentiert war er nicht, der Sohn eines Zahnarzt-Ehepaars, das aus dem texanischen Houston nach München gezogen war, wo der junge Fabian sich dem SV Helios-Daglfing anschloss. Schnell wurde der FC Bayern auf ihn aufmerksam, wo er sich von der Jugend bis in die zweite Mannschaft vorkämpfte.

Konny Höß entdeckt Hürzelers Talent

Unter Mehmet Scholl wurde er dort zum Stammspieler. Der Sprung in die Profi-Mannschaft, die 2013 das Triple gewann, blieb ihm allerdings verwehrt und so versuchte er sein Glück in Hoffenheim, doch weder dort noch beim TSV 1860 schaffte Hürzeler den Durchbruch in den Profibereich. Mit 23 Jahren wurde Hürzeler allmählich zu alt für den Traum. Es war der Moment, als Konny Höß auf Hürzeler aufmerksam wurde. Höß war damals nicht nur Patient in der Zahnarztpraxis von Hürzelers Eltern, sondern auch Präsident des FC Pipinsried.

"Ich war immer auf der Suche nach Spielertrainern für den FC Pipinsried und hab den Fabi bei 1860 II entdeckt. Um den Kontakt dann herzustellen, bin ich mehr oder weniger in die Praxis seines Vaters gefahren und hab dort Nägel mit Köpfen gemacht", berichtet Höß im Gespräch mit "Fussball Vorort". Höß unterbreitete dem 23-Jährigen einen ungewöhnlichen Vorschlag. Hürzeler sollte zum damaligen Fünftligisten im 573 Seelen-Ort Pipinsried wechseln und mit 23 nicht nur Spieler, sondern auch Trainer der ersten Mannschaft werden.

Hürzeler in Pipinsried: "Eigentlich zu viel Input"

In seiner ersten Saison als Spielertrainer führte er den FC Pipinsried überraschend direkt in die Regionalliga Bayern, schaffte anschließend den Klassenerhalt und wurde parallel Co-Trainer der U18-Nationalmannschaft. "Für die Bayernliga damals war er eigentlich viel zu gut. Es war meiner Meinung nach schon fast zu viel Input für den ein oder anderen Spieler bei uns", sagte Daniel Leugner, der unter Hürzeler gespielt hatte, der "tz".

Taktik-Revolution in St. Pauli

Irgendwann war Hürzeler Pipinsried endgültig entwachsen. Nach dreieinhalb Saisons in mit Auf- und Abstieg träumte er von etwas Größerem. Als Co-Trainer unter Timo Schultz wechselte zum FC St. Pauli. Nach dessen Rauswurf übernahm er den Hamburger Verein auf Tabellenplatz 16 - und gewann seine ersten zehn Spiele als Cheftrainer allesamt.

In St. Pauli entwickelte er ein durchaus revolutionäres Spielsystem, in dem er das Positionsspiel quasi abschaffte. Mittelstürmer, die ja nach Spielsituation plötzlich Flügelspieler oder Mittelfeldspieler wurden. Mittelfeldspieler, die bei jeder Gelegenheit in den Strafraum des Gegners drängten, um dort die Verteidigung komplett zu überladen. Verteidiger, die weit nach vorne stürmten und zeitweise das eigene Mittelfeld komplett verwaisen ließen.

Abenteuer Premier League: Nun wartet Pep Guardiola

Hürzelers Ideen sind modern, revolutionärer und radikaler, als man sie von den meisten anderen jungen Trainern kennt. Mit seinem Wechsel nach Brighton wagt er einen großen Sprung. Denn nun muss er nicht nur testen, ob seine Idee vom Fußball auch in der höchsten englischen Spielklasse angewandt werden kann. In der Premier League müssen seine Ideen nun dem analytischen Block von Taktik-Gurus wie Unai Emery und Pep Guardiola standhalten.