Es war ein EM-Start der Superlative: Die "völlig losgelöste" deutsche Nationalmannschaft versetzte Fußball-Deutschland mit dem 5:1-Sieg gegen Schottland am Freitagabend nicht nur in Ekstase, sie brach auch einige Rekorde.
Schon der Endstand ist ein besonderer: Nie zuvor in der EM-Geschichte gab es einen so hohen Auftaktsieg – ein Märchenbuch-Start, ein "wichtiger erster Schritt", wie Bundestrainer Julian Nagelsmann nach der Partie in München sagte.
Jüngster Trainer, älteste Startelf
Auch der Coach selbst sorgte für einen Eintrag in die Rekord-Bücher: Mit seinen 36 Jahren ist er der jüngste Trainer bei einer EM. Der jüngste Trainer, der die älteste Startelf bei einem EM-Turnierauftakt seit dem Jahr 2000 auf den Platz schickte. Und welche Spieler dieser durchschnittlich älteren Mannschaft sorgten für die ersten Tore? Die Jungen! Das Traum-Duo "Wusiala".
Erst wurde Florian Wirtz (1:0) mit 21 Jahren und 42 Tagen gar zum jüngsten deutschen Torschützen bei einer Europameisterschaft, keine acht Minuten später folgte ein Auftritt zum Zungeschnalzen durch seinen gleichaltrigen Kumpel Jamal Musiala vom FC Bayern München: Der tanzte den Schotten Callum McGregor aus und jagte den Ball ins Tordreieck (2:0).
Füllkrug feiert mit kleiner Tochter
Den dritten Treffer per Foulelfmeter lieferte Kai Havertz, der mit seinen 25 Jahren ebenfalls zum jüngeren Teil der Mannschaft zählt. Erst Niclas Füllkrug hob das Durchschnittsalter der Torschützen dann etwas an: Der BVB-Spieler ist 31 Jahre alt, sein 4:0-Treffer war aber nicht weniger galant als die Tore seiner jungen Teamkollegen. Am Ende feierte er den "wunderschönen" Start ins Turnier mit seiner kleinen Tochter auf dem Arm. "Das war für mich ein ganz toller Moment mit ihr, das dann zu feiern", sagte Füllkrug. "Ein EM-Sieg im eigenen Land, das sind Bilder, die für immer bleiben werden."
Müller zieht in Top 3 der DFB-Rekordspieler
Zurück zu den Rekorden: Denn auch der 34 Jahre alte Routinier Thomas Müller, der in der 74. Minute für "Man of the Match" Musiala auf den Platz kam, arbeitet an einem Rekord. Er bestritt am Freitag sein 130. DFB-Spiel und zog so in die Top 3 der ewigen Rekordspieler der deutschen Nationalmannschaft ein. Nur Lothar Matthäus (150) und Miroslav Klose (137) liegen in der Liste noch vor Müller, der sich Platz 3 mit Lukas Podolski teilt. "Es war ein perfekter Einstieg, ein schönes Gesamterlebnis", resümierte ein seliger Müller nach der Partie.
Nur ein Rekord wollte den Deutschen nicht gelingen: Das erste Spiel ohne Gegentreffer seit langer Zeit. Diese Marke blieb der DFB-Elf durch einen späten Patzer durch Antonio Rüdiger verwehrt. Der frischgebackene Champions-League-Gewinner sorgte in der 87. Minute mit einem kuriosen Kopfball-Eigentor für den einzigen Makel.
Schreckmoment: Schweres Foul an Gündoğan
Ein viel größerer Makel deutete sich kurz vor der Halbzeitpause an, als Ryan Porteous den Kapitän İlkay Gündoğan brutal foulte. Der 33-Jährige fiel zu Boden, blieb erst liegen und musste behandelt werden. Die Fans hielten für kurze Zeit den Atem an, doch Gündoğan gab Entwarnung und konnte weiterspielen. Ein Verletzungsschreck blieb aus, Gündoğan hat keine schweren Blessuren davongetragen. "Alles gut. Die Bänder sind stabil. Ich hatte schon Schlimmeres", sagte der Mittelfeldstar des FC Barcelona im ZDF.
Ungarn und Schweiz sind nächste Gegner
Den Schlusspunkt des beherzten DFB-Auftritts setzte der nachnominierte Emre Can (90.+3). Befürchtungen, die Schotten könnten der deutschen Mannschaft das Leben schwer machen, erwiesen sich während der gesamten Partie als unbegründet. Tatsächlich waren die "Bravehearts" limitiert in ihren Mitteln und ein Spielball der hochkonzentrierten Gastgeber. Am Mittwoch (19. Juni) in Stuttgart gegen die Ungarn und vier Tage später (23. Juni) in Frankfurt gegen die Schweiz dürfte es für die DFB-Auswahl schwieriger werden – die DFB-Elf wird aber auch dann versuchen, Rekorde zu brechen und für Spiele der Superlative zu sorgen.
Bundestrainer Nagelsmann im Interview: "Sehr guter erster Schritt"
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