In Trauer und tiefer Dankbarkeit versammelten sich langjährige Weggefährten wie Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge gemeinsam mit etwa 20.000 Fans in der Münchner Arena, um an die wichtigste Figur der deutschen Fußballgeschichte zu erinnern.
"Ich weiß nicht, ob die Engel im Himmel Sport treiben", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Rede. "Aber wenn, dann werden sie in den vergangenen Tagen sicher schon diese neue, etwas bayerisch klingende Stimme gehört haben: Geht's raus und spielt's Fußball."
"Wir nehmen nicht nur Abschied von einem Weltklasse-Fußballer. Wir nehmen auch Abschied von einem großartigen Menschen." Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Mit diesen legendären Worten hatte der Teamchef Beckenbauer seine Nationalmannschaft ins WM-Finale 1990 gegen Argentinien (1:0) geschickt - wenige Stunden später wandelte er als stiller Triumphator alleine über den Rasen des Olympiastadions von Rom. Das WM-Team von damals legte einen Kranz nieder: "Franz - Danke für alles".
Uli Hoeneß: "Du fehlst mir sehr!"
Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß erinnerte in einer berührenden Gedenkrede besonders an die menschlichen Qualitäten seines Freundes: "Seine Fähigkeit, sich um andere zu kümmern, hat mir immer außergewöhnlich gut gefallen", sagte Hoeneß. "Wenn man ein Problem hatte: Dann ging man zum Franz. Er hat sich darum gekümmert." Hoeneß schloss: "Du bist jetzt zwölf Tage tot. Du fehlst mir sehr. Vielen Dank."
Beckenbauer sei "großzügig ohne Ende" gewesen, erinnerte sich Hoeneß: "Er war immer da für andere, er hat nie nach oben gebuckelt und nach unten getreten, sondern umgekehrt." In New York schließlich sei der "kleine Bub aus Giesing" zum Weltbürger geworden. "Seine Akribie und seinen Fleiß hätte man einem Menschen mit diesem Talent niemals zugetraut. Er war bescheiden und hat nie den großen Max raushängen lassen."
Beckenbauers Meisterstück aber sei gewesen, die WM 2006 nach Deutschland zu holen. "Er hat sich jahrelang den Hintern aufgerissen, ist in den hintersten Flecken der Welt gereist, um die Stimmen zu holen", sagte Hoeneß. "Er hat den Menschen einen anderen Blick auf unser Land ermöglicht." Eine "unsägliche Medienkampagne" habe danach Beckenbauers Denkmal beschädigt.
FC-Bayern-Präsident Hainer würdigt Beckenbauer als Vorbild
Bayern-Präsident Herbert Hainer würdigte Beckenbauer auf seine Weise: "Mia san Franz. Er wird uns fehlen als Persönlichkeit, als Mensch. Man musste ihn einfach bewundern", sagte er in seiner Trauerrede. "Der FC Bayern wird immer ein Kaiserreich bleiben - und das auf ewig."
"Der FC Bayern wird immer ein Kaiserreich bleiben - und das auf ewig." FC-Bayern-Präsident Herbert Hainer
Beckenbauer sei "ein Vorbild für alle Generationen", gewesen, ergänzte Hainer. Zu seinem Tod sagte er: "Die Welt des FC Bayern München, die gesamte Fußballwelt wurde dunkler. Für den FC Bayern München bedeutete Franz Beckenbauer alles." Doch der Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters sagte auch: "Franz glaubte fest daran, dass der Tod nur eine Etappe ist. Dass er ein Teil von uns bleibt. Lieber Franz - dieser Gedanke ist tröstlich, dass Du weiter bei uns bist."
Kaiserwetter und Grüße vom Papst
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte, die Geschichte des FC Bayern und die von Franz Beckenbauer seien untrennbar miteinander verbunden: "Er war einer der allerallergrößten Bayern und einer der größten Deutschen. Es ist wie ein Zeichen des Himmels, dass an diesem Tag Kaiserwetter ist. Vergelt's Gott, Franz Beckenbauer."
Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, richtete Grüße von Papst Franziskus aus und segnete die Hinterbliebenen.
Bastian Schweinsteiger gerührt
Weltmeister und ARD-Fußballexperte Bastian Schweinsteiger sorgte im Nachgang der Gedenkfeier im Blickpunkt-Sport-Studio für einen nachdenklichen Moment: "Es war sehr emotional, sehr bedeutend - das werde ich nie vergessen", sagte er. Schweinsteiger beschrieb den "Kaiser" mit den Worten: "Er hat seine Weisheit weitergegeben. Er war super freundlich. Er hatte eine Leichtigkeit und Eleganz in seinem Wesen. Alles, was er angefasst hat, wurde zu Gold"
"Dass er der Größte war." Bastian Schweinsteiger auf die Frage, was er seinen Kindern über die tote Fußball-Legende erzählen würde
Weitere Ex-Mannschaftskameraden im Verein wie in der Nationalmannschaft legten zu Beginn der Feier Rosen am Mittelkreis nieder. Darunter Paul Breitner, Berti Vogts, Rainer Bonhof, Wolfgang Overath, Karl-Heinz Rummenigge und Lothar Matthäus, sein 1990er-WM-Kapitän.
Im weiteren Verlauf erwiesen dem "Kaiser" nicht nur Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz die letzte Ehre, sondern auch viele Persönlichkeiten aus der Fußball- und Sport-Prominenz. Günter Netzer, Bastian Schweinsteiger, Rudi Völler und Bundestrainer Julian Nagelsmann waren ebenso gekommen wie dessen Vorgänger Hansi Flick und Joachim Löw, Boris Becker oder das gesamte derzeitige Bayern-Team rund um Harry Kane und Thomas Müller. Real Madrid und der FC Barcelona entsandten Delegationen. Sie alle wollten dem Kaiser Lebewohl sagen.
Beckenbauer, 1974 schon als Spieler Weltmeister, war am 7. Januar in Salzburg im Alter von 78 Jahren gestorben. Fünf Tage später wurde er auf dem Friedhof am Perlacher Forst in München an der Seite seiner Eltern zur Ruhe gelegt.