Sein markantes Lächeln hat Andreas Wellinger auch nach dem durchwachsenen Heim-Weltcup in Oberstdorf nicht verloren. "Es ist immer ein Traum vor heimischer Kulisse zu springen. Skifliegen ist außerdem etwas ganz Besonderes", sagte Wellinger im exklusiven "Blickpunkt-Sport"-Interview im BR Fernsehen. Im Oberallgäu reichte es trotz "fantastischer Stimmung" für ihn und seine Kollegen nicht zu einem Podestplatz - weder im Einzel noch im Super-Team-Modus.
Skisprung-Chef Pertile träumt vom Skispringen im Maracana
Geht es nach dem Willen von FIS-Skisprung-Chef Sandro Pertile, erhalten in nicht allzu ferner Zukunft auch Länder mit nicht allzu großer Wintersport-Historie oder -Bedingungen Einzug in den Weltcup-Kalender. So sorgte die Idee von Pertile für Stirnrunzeln, ein Springen im berühmten Maracana-Stadion in Rio de Janeiro auszutragen.
Skisprung-Hype in Brasilien: Wellinger skeptisch
"Wir können gerne in einem Fußballstadion springen", erklärte Wellinger – allerdings mit einem großen Aber: "Die Überlegungen gibt es schon länger, ob wir es vielleicht in Krakau umsetzen können, wo der Skisprung-Sport die Nummer eins ist. Wir sollten uns darauf fokussieren, dass wir da Wettkämpfe springen, wo die Begeisterung für unseren Sport auch da ist." Ob eine derartige Begeisterung auch in Brasilien entfacht werden könnte? "Ich weiß ja nicht", zweifelte Wellinger.
Wellinger von Neureuther-Doku "erschrocken"
Generell ist der Oberbayer ein großer Fan von Nachhaltigkeit im Wintersport. Daher habe er sich bereits die neue ARD-Dokumentation „Spiel mit den Alpen“ mit Felix Neureuther angeschaut "und war erschrocken". In dem Film wird unter anderem die Lage im italienischen Sestriere gezeigt – dort fand ein Teil der Olympischen Winterspiele 2006 statt. Mittlerweile gleicht die Anlage jedoch einer modernen Ruine.
"Felix Neureuther · Spiel mit den Alpen" - die neue BR-Dokumentation läuft bereits in der ARD Mediathek und am 26. Februar um 20.15 Uhr im Ersten.
Verfallene Olympia-Anlagen sind "extrem bitter"
Wellinger, damals elf Jahre alt, kann sich noch genau erinnern: "Michi Uhrmann hat nach dem ersten Durchgang geführt und wir sind vom Bayern-Cup heimgefahren und sind in Holzkirchen an der Raststation stehengeblieben, um einen Fernseher für den zweiten Durchgang zu finden."
Die Erinnerungen sind deshalb noch so frisch, weil die Wettkämpfe "im Prinzip nicht lange her" sind. Dass "die Anlage jetzt so aussieht, ist extrem bitter. Es ist nicht das, womit wir uns im Sport präsentieren wollen", stellte der zweimalige Olympiasieger klar.
Olympia 2026: "Wir profitieren die nächsten 10, 20 Jahre davon"
Gut findet Wellinger deshalb das Bestreben der Organisatoren der Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo, auf die vorhandene Skisprung-Schanze in Predazzo zu setzen - auch wenn das bedeutet, dass er dadurch zwei Stunden entfernt vom eigentlichen Olympia-Geschehen in Cortina d'Ampezzo um Medaillen springt. "Es ist für mich auf jeden Fall die richtige Entscheidung."
In Predazzo sprang Wellinger seine erste Weltmeisterschaft, bis zu einem Hangabrutsch im Jahr 2020 war die Schanze fester Bestandteil des Weltcups. "Die Schanze musste also so oder so restauriert werden. Deswegen finde ich es genau den richtigen Weg, dass die vorhandenen Sportstätten genutzt werden", freute sich Wellinger. Er geht davon aus, dass "wir die nächsten 10, 20 Jahre davon profitieren. Es ist eine super Trainingsschanze für uns, die Italiener und die Österreicher."
Video: Die bewegte Karriere des Andreas Wellinger
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