Der Deutsche Andreas Wellinger bei der Siegerehrung der Gesamtsieger.
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Wellinger zwischen "Stolz" und "bitterer" Niederlage

Wellinger zwischen "Stolz" und "bitterer" Niederlage

Nachdem klar war, dass Andreas Wellinger zum zweiten Mal in seiner Karriere "nur" Zweiter bei der Vierschanzentournee ist, hatte er er für einen kurzen Moment sein Lachen verloren. Bedenkt man aber den Weg bis dahin, dürfte die Freude überwiegen.

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Es war einer der seltenen Momente, in denen Andreas Wellinger sein Lachen verliert. Die Gewissheit, dass es nicht geklappt hatte, mit der historischen Chance, die Vierschanzentournee zu gewinnen, war erst wenige Minuten alt. Ryoyu Kobayashi war kurz zuvor 139 Meter weit gesegelt und mit der Landung war klar, dass der goldene Adler zum dritten Mal dem Japaner gehören würde - und eben nicht dem Skispringer vom SC Ruhpolding.

Platz zwei bei der Vierschanzentournee - "bitter" oder "stolz"?

Die seltene Chance, sich mit einem Tournee-Sieg in die Annalen des Skispringens einzutragen, war ihm durch die Finger geglitten. "Ich bin noch hin- und hergerissen", sagte Wellinger mit ungewohnt ernster Miene. "Ich bin zwar grundsätzlich stolz auf das, was ich bei der Tournee geleistet habe", doch dann kam das aber: "Es ist so bitter. Es hat einfach nicht sein sollen. Ich habe nicht viele Fehler gemacht, aber das reicht schon."

Wellinger war nah dran, seiner Karriere ein weiteres Highlight hinzuzufügen. Der goldene Adler zählt zu den begehrtesten Trophäen im Skispringen. Um sie zu gewinnen, muss alles passen. Und das in einem Sport, in dem man binnen weniger Augenblicke von Weltklasse in die sportliche Bedeutungslosigkeit abrutschen kann.

Der Moment, der alles veränderte

Kaum einer weiß das so gut wie Wellinger. 2018 gehörte er zur absoluten Weltklasse im Skispringen. Olympiasieger, Vizeweltmeister - und in der Vierschanzentournee: Zweiter. Überstrahlt von einem Kamil Stoch, der nicht zu schlagen war. Die Zukunft des Skispringens schien dennoch glänzend zu sein. Doch in einem Augenblick änderte sich alles. In der Saisonvorbereitung bei einem Trainingssprung in Hinterzarten stürzte Wellinger. Sein Kreuzband riss und die Saison war beendet, bevor sie begonnen hatte. Als Wellinger sich zurückgekämpft hatte, endlich wieder trainieren konnte, kam der nächste Rückschlag: ein Schlüsselbeinbruch im Urlaub.

Anderthalb Jahre ohne Wettkampf - eine so lange Auszeit hätte auch das Karriereende bedeuten können. Doch Wellinger kam zurück. Zwar nicht auf die vorderen Plätze, doch zumindest in den Weltcup. Schon das war ein Erfolg. Doch seine neue Heimat, so schien es, waren die Plätze außerhalb des Rampenlichts. Wellinger war regelmäßiger Gast im zweiten Durchgang der Weltcup-Wettkämpfe, doch die Weltspitze war weit entfernt. Die Olympischen Spiele 2022 verpasste er, auch wegen einer Covid-Infektion. Doch Wellinger trat stets mit einem Lächeln auf.

Rückkehr in die Weltspitze: "Ich habe brutal gekämpft"

Mit einem unerschütterlichen Optimismus und ohne Bitterkeit präsentierte er sich in der Öffentlichkeit. Und plötzlich tauchte der Name Wellinger wieder ganz vorne auf. Im Februar 2023 in Lake Placid flog Wellinger wie aus dem Nichts zum Sieg. "Es ist unglaublich, was heute passiert ist", sagte Wellinger damals: "Ich kann es noch gar nicht in Worte fassen, weil ich überglücklich bin. Ich habe brutal gekämpft die letzten Wochen, Monate und Jahre." Fast 1.600 Tage waren zwischen diesem und dem vorangegangen Weltcuppodest verstrichen.

Der Erfolg sollte kein Ausreißer bleiben. Es folgte tags darauf der zweite Sprung aufs Podest, eine Silbermedaille im Einzel bei der WM und eine goldene im Mixed-Team. Und das Märchencomeback von Wellinger ging weiter. In der aktuellen Saison reihte sich Weltcup-Top-Ergebnis an Top-Ergebnis und dann begann die Vierschanzentournee, bei der es so lange danach aussah, als könnte Wellinger der ganz große Wurf gelingen.

Horngacher: "Er hat eine Wahnsinnsshow abgeliefert"

Während Wellinger sich noch schwertat, Stolz für das Erreichte zu empfinden, fand sein Bundestrainer schon ganz andere Worte: "Mit dem Andi bin ich sehr, sehr zufrieden. Er kann echt stolz sein auf das, was er geleistet hat. Er hat eine Wahnsinnsshow abgeliefert und eine Super-Performance. Ich bin stolz auf ihn", sagte Stefan Horngacher in der ARD.

Es dauerte nicht lange, da schien auch Wellinger den zweiten Platz verarbeitet zu haben. Kurz nach der Siegerehrung posierte das gesamte DSV-Skisprungteam mit Wellinger und seinem großen Glaspokal für den zweiten Platz bei der Vierschanzentournee - und Wellinger strahlte. Er warf seinen Kopf nach hinten und lachte sein breites Lachen, dass ihn seine ganze Karriere begleitet hat. Egal ob sie sich gerade in einem Höhen- oder Tiefflug befand. Und bei all den Erfolgen, die Wellinger schon gefeiert hat, ist das vielleicht sogar sein größter.

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