Ein weiteres beendetes Weltcup-Wochenende heißt im Skirennsport in dieser Saison weitere Namen auf der Verletzten-Liste. Die Tschechin Tereza Nova liegt aktuell nach einem Sturz auf der Kandahar-Piste im künstlichen Koma und die Österreicherin Nina Ortlieb hat sich den Unterschenkel gebrochen. Bei den Männern stürzte unter anderem der deutsche Nachwuchsfahrer Jacob Schramm schwer, aber auch die Franzosen Florian Loriot und Alexis Pinturault.
Dreßen zu Pinturault: "Da habe ich Tränen in den Augen gehabt"
Den ehemaligen Skirennfahrer Thomas Dreßen nehmen solche Extremsituationen mit, gerade bei Pinturault, der sich erst von einem Kreuzbandriss erholt hatte: "Da habe ich schon ein bisschen Tränen in den Augen gehabt, weil jetzt ist er gerade von einer Verletzung wieder zurückgekommen. Damals schon ein brutal schwerer Sturz."
Die Sicherheitsdebatte im Skirennsport wird immer heftiger diskutiert. Wichtig, findet Thomas Dreßen: "Die Häufigkeit der Stürze und die extremen Verletzungen, das ist schon etwas, das brutal zugenommen hat, da muss man schon sehen, wie man das möglichst schnell in den Griff kriegt."
Schlechte Kommunikation führte zu Stürzen in Kitzbühel?
Von drei Hubschrauber-Einsätzen beim Super-G auf der Streif ist Dreßen irritiert: "Du bist genau in die Schläge reingekommen, wenn du das nicht gescheit besichtigt hast." Der Super-G-Kurs in Kitzbühel wurde vom deutschen Speed-Trainer Andreas Evers gesetzt: "Er hat auch ganz klar gesagt, es gibt Situationen, die musst du taktisch fahren", so Dreßen.
Einwände anderer Coaches hat es wohl nicht gegeben, man hielt den Kurs anscheinend für sicher genug. Wie also konnte es zu so vielen Unfällen kommen? Der ehemalige Skirennläufer hat eine Theorie: "Man ist schon davon ausgegangen, dass die Schläge wegkommen, aber es ist dann schlecht miteinander kommuniziert worden." So sei es passiert, dass Athleten direkt in die gefährlichen Schläge rein geraten sind.
Fahrt aufgenommen hat die Sicherheitsdebatte nach der schweren Verletzung von Cyprien Sarrazin in Bormio: "Da musst du schon aufpassen, dass du den Sport nicht von innen raus jetzt schon fast kaputt machst", so Dreßen. Ihm ist es wichtig, nicht zu viel Verantwortung auf die Athleten zu laden: "Wenn du vorne mitfahren willst, dann musst du einfach bereit sein, das nötige Risiko einzugehen." Aus seiner Sicht seien die Folgen des Risikos das Problem.
Sind Einheitsanzüge die Lösung?
Einheitsanzüge, wie sie Felix Neureuther fordert, findet auch Dreßen "einen Versuch wert". So würden die Athleten etwas langsamer werden: "Das macht einen riesigen Unterschied, ob du mit 3 bis 5 km/h langsamer an die ein oder andere Stelle kommst."
Nur aufs Material zu schauen, sei aber zu wenig, so Dreßen, man müsse die Präparierung der Strecken überdenken: "Letztes Jahr in Wengen war es schon sehr extrem von der Präparierung her. Bormio ist jedes Jahr aufs Neue extrem, obwohl es dann immer wieder heißt: Heute ist es einfacher und dann schmeißt es doch wieder viele Leute."
Bei jedem Rennen Angst davor, dass etwas passiert
Zwar guckt Thomas Dreßen noch jedes Rennen, "aber es hat mittlerweile Situationen und Rennen gegeben, wo man schon fast ein bisschen Angst hatte, weil man schon das Gefühl hatte, heute passiert wahrscheinlich wieder irgendwas. Das darf einfach nicht sein, weil am Ende des Tages muss der Sport fair sein, sicher sein." Den ersten Schritt in diese Richtung will ein runder Tisch bei den Weltmeisterschaften in Saalbach Anfang Februar machen.
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