Seit Mitte Dezember hat es für die deutschen Skispringer in nunmehr zwölf Einzelspringen nacheinander keinen Podestplatz mehr gegeben. Auch in Lake Placid haben die DSV-Adler ihre verlorene Form nicht wiedergefunden und ihr schlechtestes Weltcup-Ergebnis auf einer Großschanze seit mehr als 14 Jahren kassiert.
Männer nicht in Top-Form vor WM in Trondheim
Etwas Balsam fürs lädierte Selbstvertrauen war der Sieg im Mixed Team: Andreas Wellinger und Philipp Raimund feierten gemeinsam mit Agnes Reisch und Selina Freitag einen Überraschungssieg. Im abschließenden Einzel der Männer am Sonntag könnte vielleicht noch ein weiterer Schub kommen.
Trotzdem: Bis zum Beginn der Weltmeisterschaften in Trondheim sind es nur noch wenige Wochen und die Leistungen der Männer wurden zuletzt schlechter statt besser. Bundestrainer Stefan Horngacher möchten die Verantwortlichen trotzdem nicht zur Diskussion stellen. Vorerst.
Wellinger: "Jetzt gerade nervt es mich extrem"
Als bester Deutscher flog Andreas Wellinger in Lake Placid abgesehen vom Mixed nicht über Platz 16 hinaus. Der Oberbayer haderte im Anschluss mit seinem Absprung: "Bei mir hat es definitiv daran gelegen, dass ich einfach viel zu spät war. Die Idee ist richtig, aber ich bringe den Rhythmus nicht," so Wellinger.
"Wenn ich es besser mache, dann weiß ich, ich kann vorne mitkämpfen," der zweimalige Olympiasieger sucht nach seinem einstigen "Flow": "Aber das darf ich nicht erzwingen, das wird nicht funktionieren, sondern ich muss es mit mehr Fluss, mit mehr Rhythmus und mit mehr Leichtigkeit machen." Davon ist Wellinger aber aktuell weit entfernt: "Jetzt gerade nervt es mich extrem."
Paschke: "Für mich war das eher ein Schritt nach hinten"
Überhaupt nicht dabei in Lake Placid war Pius Paschke. Zu Beginn der Weltcup-Saison überflügelte Paschke fünf Mal alle Konkurrenten. Doch mittlerweile hat auch der Athlet vom WSV Kiefersfelden zunehmend Probleme.
Nach den Plätzen 27 und 31 am vergangenen Wochenende in Willingen zog Paschke Konsequenzen: "Ich bin hier einfach nicht zurechtgekommen, auch wenn einzelne Sprünge okay waren. Für mich war das eher ein Schritt nach hinten – daher haben wir uns entschieden, dass ich Lake Placid auslasse. Das Ziel ist es nicht, 20. zu werden oder so, sondern der Anspruch sollte höher sein."
Geiger: "Es ist gerade ein saumühsamer Prozess"
Philipp Raimund wurde auf der Großschanze in Lake Placid 21., Karl Geiger 24. und Stephan Leyhe 26. Raimund fragte sich, wo seine Fähigkeiten geblieben sind: "Ich habe irgendwie das Gefühl verloren. Dann fliegt es nicht und dann ist es scheiße." Auch Geiger sah wieder "einen Schritt zurück, das ist ziemlich bitter. Es ist gerade ein saumühsamer Prozess für das gesamte Team."
Trainerwechsel zu risikoreich?
Nichtsdestotrotz möchte Horst Hütte, Sportdirektor des Deutschen Skiverbands (DSV) erstmal nichts von einer Trainerdiskussion um Stefan Horngacher wissen: "In einem Wechsel würde ja auch ein Risiko stecken, deswegen ist das für uns nicht das Thema," sagte er, forderte aber: "Es liegt jetzt auch an Steff, die richtigen Schlüsse zu ziehen."
Die Krise bei den deutschen Skisprung-Männern ist offensichtlich und die Zeit bis zur WM in Trondheim läuft ab. Die Athleten kämpfen mit mentalen Herausforderungen, während das Trainerteam unter Druck steht, Lösungen zu finden. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die deutschen Skispringer ihren Weg aus dem Tal finden können.