Erfolgreich am Nürburgring: Der an Mukoviszidose erkrankte Noah Glasstetter aus Würzburg
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Erfolgreich am Nürburgring: Der an Mukoviszidose erkrankte Noah Glasstetter aus Würzburg

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Würzburger fährt trotz Mukoviszidose 24-Stunden-Rennen

6.000 Radfahrer starteten am Samstag auf dem 24-Stunden-Rennen am Nürburgring. Mitten drin: Noah Glasstetter aus Würzburg. Trotz seiner chronischen Erkrankung meisterte er das Rennen. Dabei steckt die Strecke voller Herausforderungen.

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Für Noah Glasstetter war es das erste große Radrennen. Noch vor ein paar Jahren war daran nicht zu denken. Als Jugendlicher war ihm das Atmen oft schwergefallen, Entzündungen der Lunge kamen hinzu. Die Erbkrankheit Mukoviszidose verstopft die Atemwege mit zähem Schleim. Mit neun Monaten kam bei Noah die Diagnose. Seine Eltern bekamen die statistischen Daten: Ein Drittel der Betroffenen wird nicht erwachsen und stirbt frühzeitig. Und nun startete ihr Sohn bei dem großen Tag- und Nacht-Rennen.

Noah Glasstetter erklärt das so: "Seit 2020 nehme ich ein neues Medikament, dass meinen Lebensweg grundsätzlich verändert hat. Es ermöglicht mir Sport zu treiben wie ein gesunder ausdauernder Sportler." Formel-1-Legende Michael Schumacher gewann auf dem legendären Nürburgring fünfmal. Eine Runde der Grand Prix-Strecke und Nordschleife misst in der 24h-Version rund 26 Kilometer und hält neben 92 Kurven auch rund 560 Höhenmeter parat.

Trotz Sturz weitergefahren

Mukoviszidose ist bislang nicht heilbar. Manchen Betroffenen nimmt die Krankheit die Luft zum Atmen, so dass sie auf eine Lungentransplantation angewiesen sind. Noah Glasstetter reizt nicht nur der sportliche Erfolg. Er hat für sich und sein Team auch das Design der Trikots entworfen. "Organspende schenkt Leben" steht groß darauf. Zu viert trat das Team im Wechsel 24 Stunden lang in die Pedale. Noah Glasstetter schafft die erste Runde in nur 50 Minuten. In der nächsten stürzte er. Das Knie blutete und zwei Speichen waren gebrochen. Kurz darauf saß er schon wieder auf dem Rad. Mit einem großen Pflaster. Ein Aussteller lieh dem 18-Jährigen ein neues Vorderrad.

Rennrad Marke Eigenbau

Manche der Teilnehmer bei "Rad am Ring" gingen mit bis 15.000 Euro teuren Carbon-Rädern an den Start. Noah Glasstetter hat sein Rad weitgehend mit seinem Onkel entworfen und den Stahlrahmen mit ihm gebaut. Rund 3.000 Euro kosteten die Komponenten wie Bremsen und Schaltung. An einer Kasse in einem Würzburger Einkaufsmarkt arbeitete Noah, um sein Rad zu finanzieren. Monatelang trainierte er für das 24-Stunden-Rennen. Mit Erfolg. Während der langen Anstiege zog der Würzburger an vielen Fahrern vorbei. Seine beste Runde schaffte er auf dem Nürburgring in gut 45 Minuten. "Eine starke Leistung!", hieß es im Rennbüro.

Rennabbruch auf dem Nürburgring

Starke Windböen von bis zu 60 Stundenkilometern erschwerten das Tag- und Nacht-Rennen. Eine Stunde früher als geplant musste es deshalb abgebrochen werden. Im Bereich der Nordschleife stürzte ein Radfahrer in einer Rechtskurve. Schwerverletzt wurde er in eine Klinik geflogen. Noah Glasstetter und sein Team fuhren gemeinsam noch über die Ziellinie. Insgesamt schafften sie 16 Runden und fast 9.000 Höhenmeter. Das entspricht ungefähr dem Mount Everest, dem höchsten Berg der Erde. Noah Glasstetter und die anderen heben ihre Räder glücklich in die Höhe. "Ich habe Bock im nächsten Jahr wieder zu starten und will meine Zeit toppen", resümiert der 18-Jährige.

Lebenserwartung bei Mukoviszidose steigt

Eines von rund 3.500 neugeborenen Kindern hat Mukoviszidose. Unbehandelt würde nur ein Bruchteil der Kinder das Schulalter erreichen, weshalb Mukoviszidose viele Jahrhunderte als seltene, tödliche Kinderkrankheit galt. Noch Anfang der 1980er Jahre lag die Lebenserwartung bei gerade einmal 25 Jahren, inzwischen liegt sie bei 57 Jahren. "Langfristig könnten es kaum noch Unterschiede zu gesunden Menschen geben", sagt Prof. Helge Hebestreit vom Würzburger Universitätsklinikum. Neue Medikamente und sportliche Betätigung helfen vielen Betroffenen. In Würzburg gibt es seit 25 Jahren mit dem Christiane Herzog-Zentrum eine zentrale Anlaufstelle für Patienten mit Mukoviszidose.

6.000 Radfahrer starteten am Samstag auf dem 24-Stunden-Rennen am Nürburgring. Einer von ihnen: Noah Glasstetter aus Würzburg.
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6.000 Radfahrer starteten am Samstag auf dem 24-Stunden-Rennen am Nürburgring. Einer von ihnen: Noah Glasstetter aus Würzburg.

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