"Wir sind fast auf Vorkrisenniveau", sagt der stellvertretende Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Klaus Beier, zu den aktuellen Mai-Zahlen für den bayerischen Arbeitsmarkt. Er bezieht sich damit auf Mai 2019, als das Coronavirus noch kein Thema war. Der positive Trend der vergangenen Monate habe sich im Mai fortgesetzt, berichtet er. Demnach waren in Bayern 209.558 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 8.017 weniger als im April. Die Arbeitslosenquote ging binnen eines Monats um 0,1 Prozentpunkte auf 2,8 Prozent zurück.
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Positives Zeichen: Hohe Zahl an offenen Stellen
Als "weitere Anzeichen für einen positiven Trend" sieht Beier die erneut gestiegene Nachfrage nach Arbeitskräften. So melden die Unternehmen im Freistaat aktuell mehr als 157.000 offene Stellen. Sie seien vor allem im Verarbeitenden Gewerbe, in Gastronomie und Handel, dem Gesundheits- und Sozialwesen wie auch im Bereich der wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen ausgeschrieben.
Mehr Chancen auch für Langzeitarbeitslose
Das, so Klaus Beier, eröffne vielen Arbeitssuchenden Chancen. So würden auch Langzeitarbeitslose und Menschen mit Behinderung "derzeit vermehrt eine Beschäftigung" finden. Zugleich erreichte die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Bayern einen Höchststand von rund 5,8 Millionen. Das sind rund 200.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr als vor der Corona-Krise.
Mai-Erholung schwächer als üblich
Der Vize der bayerischen Arbeitsagenturen räumt jedoch ein: "Dennoch ist diese Entwicklung für einen Mai ein relativ schwacher Rückgang der Arbeitslosigkeit." Die Regionaldirektion erkenne "erstmalig Auswirkungen der ukrainischen Flüchtlingsmigration auf die Arbeitsmarktzahlen." Demnach hätten einige Jobcenter im Vorgriff auf die am 1. Juni erfolgende Umstellung von Asyl- auf Grundsicherungsleistungen bereits Arbeitslosmeldungen von geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern erhalten. Es hätten sich im Mai über 2.300 ukrainische Geflüchtete in Bayern arbeitslos gemeldet. Das dämpfe die im Mai sonst meist ausgeprägte Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt.
Mehr Arbeitslosmeldungen von geflüchteten Ukrainern erwartet
Dass die Zahl der arbeitslos gemeldeten Geflüchteten im nächsten Monat deutlich steigen wird, betrachtet Beier als sehr wahrscheinlich. Denn dann wechseln die ukrainischen Kriegsflüchtlinge in einen neuen Rechtskreis. Für sie gilt dann nicht mehr das Asylbewerberleistungsgesetz, sondern das Sozialgesetzbuch II, in dem zum Beispiel die Grundsicherung und die Unterstützung bei der Arbeitsplatzsuche geregelt sind. Das heißt, nicht mehr Sozialämter, sondern die Jobcenter sind für die Geflüchteten zuständig. So lautet Beiers Prognose: "Der große Ansturm wird natürlich ab 1. Juni kommen, wenn sie dann in den Jobcentern einmünden."
Oberpfalz und Kreis Eichstätt in Bayern vorne
Im Vergleich der bayerischen Regierungsbezirke schneidet die Oberpfalz mit einer Arbeitslosenquote von 2,4 Prozent am besten ab, gefolgt von Schwaben mit 2,5 Prozent. Oberbayern liegt mit 2,8 Prozent Arbeitslosenquote genau im gesamtbayerischen Durchschnitt. Ober- und Mittelfranken weisen mit 3,0 und 3,4 Prozent jeweils höhere Quoten auf. Die niedrigste Quote verzeichnet mit 1,4 Prozent der Landkreis Eichstätt, gefolgt von 1,5 Prozent im schwäbischen Kreis Donau-Ries. Die höchste Arbeitslosenquote hat die Stadt Schweinfurt mit 5,7 Prozent.
München, Nürnberg und Augsburg stabil
Die drei größten Städte Bayerns - München, Nürnberg und Augsburg - liegen nach den Worten des Regionaldirektions-Vizes Beier bei der Arbeitslosenquote "nicht mehr so weit voneinander entfernt wie zu früheren Zeiten". So habe München sich durch seine Vielzahl an unternehmerischen Dienstleistungen als "starkes Zugpferd" des Regierungsbezirks Oberbayern erwiesen. Dass die Quote in der Landeshauptstadt im Mai unverändert bei 4,0 Prozent liegt, schreibt Beier insbesondere den Bereichen Eventmanagement, Gastronomie und Messe zu, die "pandemisch stark getroffen" worden seien.
Nürnberg hat seine Arbeitslosenquote binnen Monatsfrist von 5,3 auf 5,2 Prozent verbessern können. Die fränkische Stadt habe sich mit einem neuen industriellen Mix in den vergangenen Jahren "sehr gut aufgestellt" und sei "auf einem guten Weg". Und auch Augsburg, das sich von 5,0 auf 4,9 Prozent hochgearbeitet hat, habe sich Beiers Einschätzung zufolge "nach einzelnen industriellen Rückschlägen insgesamt gut stabilisiert."
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