Agentur für Arbeit (Symbolbild)
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Platzhalterbild für Arbeitsmarktzahlen der Bundesagentur für Arbeit

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Bayerischer Arbeitsmarkt: "Situation gut – Aussichten düster"

Die Quote unter drei Prozent und fast so niedrig wie vor der Pandemie, außerdem so viele offene Stellen wie lange nicht: Der bayerische Arbeitsmarkt boomt im April und zeigt sich vom Ukraine-Krieg unbeeindruckt. Doch das könnte sich schnell ändern.

Die Arbeitslosenquote im Freistaat liegt jetzt bei 2,9 Prozent. Im letzten von Corona-Einschränkungen nicht betroffenen Vergleichsmonat, dem April 2019, waren es 2,8 Prozent. "Wir sind wieder auf Vorkrisenniveau", freut sich Ralf Holtzwart, Chef der bayerischen Arbeitsagenturen. In absoluten Zahlen waren Mitte April 217.575 Menschen arbeitslos gemeldet, 12.667 weniger als im März. Ein ganz normaler Frühlingsaufschwung, sagen Arbeitsmarktexperten.

Schnelle Erholung nach Ende der Einschränkungen

Fast alle Branchen profitierten aber davon, dass die meisten Corona-Beschränkungen nach und nach aufgehoben wurden. Vor allem in touristisch geprägten Regionen zeigt sich das: Die Landkreise am oberbayerischen und schwäbischen Alpenrand verzeichnen innerhalb eines Jahres einen Rückgang der Arbeitslosigkeit um ein Drittel, teilweise noch mehr. Die Arbeitslosigkeit sank dort auf Werte zwischen 1,9 Prozent (Bad Tölz-Wolfratshausen) und 2,9 Prozent (Berchtesgadener Land).

Hohe Arbeitslosigkeit in Schweinfurt

Die niedrigste Arbeitslosigkeit verzeichnet, wie schon seit vielen Jahren, der Landkreis Eichstätt mit 1,4 Prozent, gefolgt vom unterfränkischen Landkreis Main-Spessart mit 1,6 Prozent. Gleichzeitig meldet aber die unterfränkische Stadt Schweinfurt mit 5,7 Prozent den bayernweit höchsten Wert. Und die Arbeitslosigkeit nimmt dort langsamer ab als in allen anderen bayerischen Städten.

Der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Ralf Holtzwart, der sich selbst als "chronischen Optimisten" bezeichnet, kommt angesichts der Lage in Schweinfurt ins Grübeln: "Eigentlich haben die ein tolles Portfolio", sagt er mit Blick auf die Industriebetriebe in der Stadt, die unter anderem Kugellager für Windkraftanlagen produzieren, die für die Energiewende gebraucht werden. "Möglicherweise können sie aber wegen der Lieferkettenprobleme nicht so viel produzieren, wie sie möchten."

Unklare Folgen eines Gas-Embargos

Was ein Gas-Embargo oder ein Einstellen der Gaslieferungen durch Russland für den bayerischen Arbeitsmarkt bedeuten würde, lässt sich aus Sicht der Arbeitsagenturen nur grob einschätzen. "Das hätte auf jeden Fall gravierende Folgen", so Holtzwart. Energieintensive Betriebe wie die Unternehmen im sogenannten südostbayerischen Chemiedreieck müssten dann möglicherweise ihren Betrieb einstellen. Angesichts der wirtschaftlich ungewissen Lage mit Energieproblemen, Lieferengpässen, Kriegsangst und Inflation resümiert Holtzwart: "Die Situation ist gut, die Aussichten sind düster."

Bei Gaslieferstopp: Kurzarbeit hilft nur bedingt

Ralf Holtzwart relativiert aber Aussagen des noch amtierenden Chefs der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, der für den Fall eines Gaslieferstopps davon gesprochen hatte, das bewährte Mittel der Kurzarbeit könne dann "nicht mehr administriert werden", was dann zu hoher Arbeitslosigkeit in Deutschland führen werde. Der bayerische Agenturchef sagte mit Blick auf die Erfahrungen mit Kurzarbeit in der Pandemie, es gehe in einem solchen Fall vor allem darum, dass die Arbeitsagenturen mehr Personal und mehr Geld benötigten.

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