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Der bayerische Arbeitsmarkt schwankt im Juni 2023 zwischen Konjunkturabschwung und Arbeitskräftenachfrage.

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Arbeitsmarkt zwischen Abschwung und Arbeitskräftenachfrage

Arbeitsmarkt zwischen Abschwung und Arbeitskräftenachfrage

Auf den ersten Blick lässt sich kaum eine Veränderung auf dem bayerischen Arbeitsmarkt ablesen. Die Arbeitslosenquote beträgt im Juni wie schon im Mai 3,2 Prozent. Doch die Abkühlung der Konjunktur schlägt sich inzwischen auch in Bayern nieder.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Im Frühjahr und im Frühsommer sinkt normalerweise die Zahl der Arbeitslosen. Das ist in diesem Juni allerdings anders: In Bayern ist die Zahl der Arbeitslosen von Mai auf Juni um 1.200 gestiegen. Derzeit sind rund 244.000 Menschen im Freistaat ohne Job. Damit deutet sich an, dass sich der Konjunkturabschwung auch auf den bayerischen Arbeitsmarkt auswirkt, so die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit. Denn rechnet man alle für die Jahreszeit typischen Entwicklungen aus der Statistik heraus, ist die Arbeitslosenzahl sogar um 5.400 gestiegen.

    • Zum Artikel: IAB – Arbeitsmarkt in Deutschland nur noch europäisches Mittelmaß

Erste Anzeichen einer Abschwächung

Für Arbeitsmarktexperten gibt es mehrere Anzeichen, dass sich die schwächelnde Wirtschaft auf dem Arbeitsmarkt durchschlägt: Dazu gehört, dass die bayerischen Unternehmen und Betriebe seit Jahresbeginn 12,2 Prozent weniger offene Stellen gemeldet haben als im gleichen Zeitraum vor einem Jahr. Außerdem gelten offene Stellen bei der Zeitarbeit als früher Anzeiger für die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt: Auch hier werden nicht mehr so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht wie vor einem Jahr.

Höhere Arbeitslosigkeit als im Juni vor einem Jahr

Die Zahl der Arbeitslosen in Bayern ist derzeit um 13.360 höher als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote betrug im Juni 2022 3,1 Prozent, war also um 0,1 Prozentpunkte niedriger als aktuell. Der Anstieg der Arbeitslosenzahl ist auch darauf zurückzuführen, dass mehr Geflüchtete arbeitslos gemeldet sind, unter anderem aus Syrien, Afghanistan und aus der Ukraine.

Der stellvertretende Vorsitzende der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, Klaus Beier, hält den bayerischen Arbeitsmarkt aber nach wie vor für aufnahmefähig: Innerhalb eines Jahres hätten 13.600 Ukrainerinnen und Ukrainer eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Bayern bekommen, so Beier.

Zu früh, um von einer Trendwende zu sprechen

Beier will auch deshalb nicht von einer Trendwende auf dem Arbeitsmarkt sprechen. Die Konjunkturschwäche würde sich auf dem bayerischen Arbeitsmarkt noch nicht signifikant bemerkbar machen. Aber: "Wir werden in den nächsten Monaten die Entwicklung ganz intensiv beobachten, um zu sehen, ob konjunkturelle Entwicklungen tatsächlich durchschlagen", sagt er. "Eine ernsthafte Aussage können wir erst ab September, Oktober vornehmen." Noch erweise sich der bayerische Arbeitsmarkt als kräftig, wenn auch als nicht mehr so dynamisch.

Arbeits- und Fachkräftemangel besteht in Bayern immer noch

Nach wie vor gelten bei bayerischen Firmen und Unternehmen mehr als 151.000 Stellen im Juni als unbesetzt. Das sind zumindest die offenen Stellen, die den Arbeitsagenturen und Jobcentern im Freistaat gemeldet wurden - mehr als im Juni 2018 und 2019, also mehr als vor der Corona-Pandemie. "Die Gewinnung von Fachkräften ist die ganz große Aufgabe der nächsten Jahre", so Beier. Es gibt also zwei unterschiedliche Entwicklungen derzeit: Nach wie vor hohen Bedarf an Beschäftigten, gleichzeitig aber auch eine konjunkturelle Abkühlung.

Hohe Arbeitslosigkeit in Städten, fast Vollbeschäftigung in Landkreisen

In den Städten ist die Arbeitslosigkeit traditionell immer höher als in den umliegenden Landkreisen. In der Landeshauptstadt München sowie in Rosenheim beträgt die Arbeitslosenquote 4,3 Prozent. Ansonsten liegt die Arbeitslosenquote in über der Hälfte der bayerischen Landkreise - in 53 - unter drei Prozent. Am niedrigsten ist sie mit 1,8 Prozent im Landkreis Pfaffenhofen a.d. Ilm. Auch die Landkreise Bad Tölz/Wolfratshausen und Günzburg liegen mit 1,9 Prozent unter der Zwei-Prozent-Marke. Am höchsten ist die Arbeitslosenquote mit 6,1 Prozent in den unterfränkischen Städten Aschaffenburg und Schweinfurt.

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