Ein weißes Schild mit Aufschrift "Mitarbeiter gesucht". Foto mit Composing als Symbolbild für den Fachkräftemangel in Deutschland.
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Vielerorts werden Mitarbeiter und Fachkräfte gesucht - und trotzdem steigt die Arbeitslosigkeit: Angebot und Nachfrage passen nicht zueinander.

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Bayerischer Arbeitsmarkt zwischen Flaute und Fachkräftemangel

Im September ist die Zahl der Arbeitslosen wie für diesen Monat üblich wieder gesunken. Dennoch ist sie um einiges höher als vor einem Jahr. Es zeigt sich auf dem Arbeitsmarkt beides: Eine Arbeitskräftenachfrage trotz gedämpfter Konjunktur.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Im September beginnt das Studien- und Ausbildungsjahr. Damit melden sich viele junge Menschen in Bayern aus der Arbeitslosigkeit ab. Genau das macht sich auch in der Statistik zum bayerischen Arbeitsmarkt bemerkbar: Von August auf September sank die Zahl der Arbeitslosen um mehr als 8.000 auf rund 261.000. Das geht aus dem aktuellen Monatsbericht der Bundesagentur für Arbeit hervor. Die Arbeitslosenquote sank demnach im Freistaat von 3,5 auf aktuell 3,4 Prozent.

Wo die Konjunkturflaute Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlässt

Vor einem Jahr lag die Zahl der Arbeitslosen in Bayern noch bei 249.000, die Arbeitslosenquote bei 3,3 Prozent. Die Arbeitsagenturen verzeichnen inzwischen einen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Bereich der Arbeitslosenversicherung. Das heißt: Es werden wieder mehr Menschen aus der Beschäftigung heraus arbeitslos. Es gibt laut dem Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Ralf Holtzwart, aber noch weitere Anzeichen dafür, dass die gedämpfte Konjunktur ihre Spuren hinterlässt: Beispielsweise melden Zeitarbeitsfirmen weniger offene Stellen. “Das ist immer ein deutlicher Indikator. Wir haben auch ein deutlich verlangsamtes Wachstum der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung“, erklärt Holtzwart.

Passt nicht: Hohe Arbeitskräftenachfrage trotz steigender Arbeitslosigkeit

Dass die Beschäftigung trotz der gedämpften Konjunktur weiter wächst, ist ein Grund für den nach wie vor bestehenden Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel. Dieser besteht weiter, obwohl die Arbeitslosenzahlen höher sind als vor einem Jahr. Das Problem dabei ist, dass die Menschen, die arbeitslos sind oder werden, oft nicht die Qualifikation haben, die für eine offene Stelle gebraucht wird. Arbeitsmarktexperten sprechen dabei von "Mismatch". Angebot und Nachfrage passen nicht zueinander. Die Arbeitsagenturen werben deshalb seit Jahren für Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen. Aber die Inanspruchnahme liege deutlich unter den Erwartungen, sagt Ralf Holtzwart.

Welche Entwicklung zu erwarten ist

Im Oktober dürfte der Arbeitsmarkt dennoch der saisonüblichen Entwicklung folgen. Das heißt, dass im nächsten Monat die Arbeitslosenzahlen wieder sinken dürften, bevor sie um die Jahreswende wieder ansteigen. Angesichts der Arbeitslosenquote von aktuell 3,4 Prozent macht sich der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen aber keine Sorgen. Holtzwart rechnet damit, dass es auf dem bayerischen Arbeitsmarkt im kommenden Jahr wieder eine Erholung geben könnte. Das prognostiziert das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB).

Stabiler Arbeitsmarkt in Unterfranken und Schwaben

Beim Blick auf die Regierungsbezirke fällt auf, dass Unterfranken und Schwaben aktuell die gleichen Arbeitslosenquoten verzeichnen wie vor einem Jahr, nämlich 3,3 bzw. 3,1 Prozent. Hier zeigt sich ein stabiler Arbeitsmarkt. Der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen macht hierfür in beiden Regionen den weit gestreuten Branchenmix verantwortlich. In Schwaben gibt es Holtzwart zufolge einen starken Mittelstand, den Tourismus im Süden und die großstädtisch geprägte Wirtschaft rund um Augsburg. Unterfranken habe einen großen Anteil von Beschäftigung im Gesundheitswesen, in Verwaltung und in Hochschulen.

Bayerns weitere Regierungsbezirke

In allen anderen Regierungsbezirken ist die Arbeitslosigkeit im September höher als vor einem Jahr. Aber Niederbayern und die Oberpfalz liegen mit ihrer Arbeitslosenquote von 3,2 Prozent immer noch unter dem bayerischen Durchschnitt von 3,4 Prozent. Der größte bayerische Regierungsbezirk Oberbayern meldet den gleichen Wert. Oberfranken ist mit einer Arbeitslosenquote von 3,8 Prozent deutlich über dem Durchschnitt. Mittelfranken ist mit einer Arbeitslosenquote von 4,0 Prozent bayerisches Schlusslicht und der einzige Regierungsbezirk mit einer Vier vor dem Komma.

Niedrige Arbeitslosenquoten in den Landkreisen

In Oberbayern liegen seit Langem die Landkreise mit der niedrigsten Arbeitslosenquote. Lange Zeit war der Landkreis Eichstätt bayerischer Spitzenreiter mit Werten unter zwei Prozent. Im September sind es nun die Landkreise Pfaffenhofen an der Ilm sowie Bad Tölz-Wolfratshausen mit einer Arbeitslosenquote von 2,0 Prozent. Die Landeshauptstadt meldet für Oberbayern mit 4,6 Prozent die höchste Quote. Dennoch gilt München weiterhin als der Beschäftigungsmotor für die Region. In insgesamt 46 der 71 bayerischen Landkreise liegt die Arbeitslosenquote unter drei Prozent.

Nordbayerische Städte mit höherer Arbeitslosigkeit

In Städten ist die Arbeitslosigkeit üblicherweise höher als auf dem Land. Im Norden Bayerns melden sogar mehrere Städte im September Quoten mit einer Sechs vor dem Komma: Dazu gehören Aschaffenburg (6,3 Prozent), Schweinfurt (6,6 Prozent), Hof (6,0 Prozent) und Bayerns zweitgrößte Stadt Nürnberg (6,1 Prozent). Die höchste Arbeitslosenquote im Freistaat verzeichnet die oberfränkische Stadt Coburg mit 6,7 Prozent.

Grafik: Arbeitslosenstatistik in den Regierungsbezirken im Vergleich

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