Foto einer Unterschriftenliste für den "Landesverband für Behinderte und Taubstumme Kinder"
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Immer wieder nutzen Kriminelle die Spendenbereitschaft der Menschen aus.

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Betrüger unterwegs: Vorsicht vor falschen Spendensammlungen

Betrüger unterwegs: Vorsicht vor falschen Spendensammlungen

Rund zwölf Milliarden Euro spenden die Deutschen im Jahr an gemeinnützige Organisationen. Für sie ist die Weihnachtszeit besonders wichtig. Aber regelmäßig nutzen Kriminelle die Gutmütigkeit der Menschen aus. Das sind die Maschen der Betrüger.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Spendensammlung in der Weihnachtszeit, ein Standard, auch auf den bayerischen Weihnachtsmärkten. Doch nicht immer landet das Geld dort, wo es angeblich hinkommen soll: Immer wieder nutzen auch Betrüger die weihnachtliche Hilfsbereitschaft aus.

Solche Fälle von Spendenbetrug sind in Ingolstadt am vergangenen Freitag gleich mehrfach aufgetreten, wie die Polizei berichtet. Die Betrüger gaben jeweils an, dass sie Spenden für ein "Hilfswerk für Taubstumme" sammeln würden. Auch Unterschriftenlisten hatten sie dabei. Die angeblichen Spendensammler gaben sich teilweise selbst als taubstumm aus oder sprachen mit gebrochenem Akzent.

Die Polizei konnte nach mehreren Hinweisen von Betroffenen tatsächlich mehrere Menschen aufgreifen, die Unterlagen mit gefälschten Unterschriften dabei hatten. Den Ermittlern zufolge waren die Menschen Teil einer bayernweit agierenden Gruppe.

Betrug auf Kosten seriöser Spendenorganisationen

Betroffen von solchen vermeintlichen Spendensammlern ist auch der Verein Handicap International, berichtet eine Sprecherin. Der Verein habe ein massives Problem: Menschen geben sich als falsche Spendensammler aus und behaupten, im Namen der Organisation Spenden zu sammeln.

Doch Handicap International sammelt kein Bargeld auf der Straße. Täglich rufen mehrere geprellte Spender bei der Hilfsorganisation an.

Die Masche ist immer die gleiche: Die angeblichen Spendensammler zeigen ein Klemmbrett mit Unterschriftenliste und wollen dann Geld. Oft geben sie sich als Gehörlose aus.

Landeskriminalamt warnt vor "Klemmbrett-Masche"

Auch beim Berliner Landeskriminalamt ist dieses Vorgehen bekannt: Nicht immer gehe es bei den Fällen um Spenden darum, Spenden abzugreifen. Regelmäßig sei die Sammlung selbst nur eine Ablenkung. Eine zweite Person versuche gleichzeitig, den Geldbeutel aus der Tasche zu ziehen. Das LKA rät dazu, sich gar nicht erst in ein Gespräch verwickeln zu lassen, und kein Geld zu geben, wenn man sich bedrängt fühle.

Den Schaden haben nicht nur die direkt Betroffenen, sondern auch seriöse Hilfsorganisationen, die auf Spenden angewiesen sind. Man müsse genau hinschauen, an wen man spende, sagt der Deutsche Spendenrat, ein Dachverband für spendensammelnde Organisationen.

"Ich muss mich nicht nötigen lassen, auf der Straße irgendwo eine Dose oder ein Klemmbrett oder Ähnliches zu bedienen, sondern ich kann mich in aller Ruhe zuhause hinsetzen, überlegen: 'Wem will ich was spenden?'", sagt Martin Wulff vom Deutschen Spendenrat. Seriöse Organisationen sammeln inzwischen kaum noch Bargeld auf der Straße.

Tiere quälen, um abzukassieren

Auch im Internet lauern Kriminelle auf spendenwillige Opfer. Besonders verbreitet sind sogenannte Fake-Rescue-Videos. Angeblich geht es den Organisationen um das Leid und die Rettung von Tieren geht. Doch die Betrüger erstellen die Schockvideos selbst, berichtet eine Sprecherin der Welttiergesellschaft: "Tiere werden dabei überhaupt nur in Gefahrensituationen, lebensgefährliche Situationen und auch in schwere Misshandlungen gebracht, um Spenden zu generieren."

Tierschützer fordern seit langem, dass entsprechende Taten künftig unter den Paragraphen 131 des Strafgesetzbuches fallen. Dieser sieht bisher nur Strafen in Bezug auf Gewaltdarstellungen gegen "Menschen oder menschenähnliche Wesen" vor, nicht gegen Tiere.

Keine Gesetzesänderung in Sicht

Doch laut Bundesjustizministerium ist eine entsprechende Änderung im Strafgesetzbuch derzeit nicht geplant. Auch bei den betrügerischen Straßensammlungen ist keine Änderung in Sicht. Gesetze, die die Kontrollen von Sammlungen früher geregelt haben, wurden in den meisten Bundesländern abgeschafft. Diese wären aber überall wichtig, mahnt Burkhard Wilke vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), um die Spender zu schützen. Denn derzeit, so schätzen Experten, landen fünf bis zehn Prozent der Spendengelder in der Hand von Betrügern – und damit jährlich bis zu einer Milliarde Euro.

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