Nach der Bundestagswahl im Herbst 2021 war klar: Deutschland wird auf Bundesebene eine politische Premiere erleben. Die damalige Frage, nach dem knappen Wahlsieg der SPD vor der Union: Wird es eine Ampel- oder Jamaika-Regierung? Anders formuliert: Koalieren FDP und Grüne mit Armin Laschet und der Union als Kanzlerpartei? Oder lieber mit Olaf Scholz und der SPD?
2021 wollten 63 Prozent eine SPD-geführte Bundesregierung
Im ARD-DeutschlandTrend kurz nach der Wahl im Herbst 2021 fanden 53 Prozent die Ampel-Variante sehr gut oder gut. Jamaika kam nur auf 25 Prozent Zustimmung. 63 Prozent der Befragten wollten, dass die SPD die nächste Bundesregierung anführt, ein deutlich höherer Wert als bei der Union.
Letztlich bildeten SPD, FDP und Grüne eine Ampel. Als die Koalition im November 2024 zerbrach, zeigte der DeutschlandTrend: 59 Prozent der Befragten fanden das Ampel-Ende gut oder sehr gut. 36 Prozent hielten es für weniger gut oder schlecht. Der anfänglichen Zustimmung war längst viel Ablehnung gewichen. Was hat sich während der Ampel-Jahre in den DeutschlandTrends getan? Was verraten die Umfragen über Zustimmungswerte und Sonntagsfrage? Ein Überblick.
Beliebtheit: Schlechte Werte für die Ampel-Regierung
Kurz vor ihrem Aus hatte die Ampel extrem niedrige Zufriedenheitswerte: 85 Prozent waren unzufrieden, 14 Prozent zufrieden. Das war kein historischer Tiefpunkt, aber der fünftschlechteste Wert einer Bundesregierung, seit Infratest dimap die Daten erhebt. Die Zahlen zeigen auch: Seit Februar 2022 ging die Zufriedenheit mit der Ampel im Wesentlichen bergab.
In diese Zeit fallen der Start des russischen Angriffs auf die Ukraine samt deutscher Waffen-Debatte, später die beginnende Energiekrise in Deutschland, inflationsbedingt steigende Preise und das Ausklingen der Corona-Pandemie. Genaue Rückschlüsse aus diesen Politikfeldern auf die Beliebtheitswerte der Bundesregierung lassen sich aus den Zahlen nicht ziehen.
Zum Ampel-Start im Dezember 2021 war die Stimmung noch ausgeglichen. 51 Prozent trauten Olaf Scholz eine gute Kanzlerschaft zu, ein ähnlicher Wert wie bei Angela Merkel vor ihrem Amtsantritt 2005. Den neuen Ampel-Koalitionsvertrag fanden 45 Prozent gut – vor allem Anhänger von SPD, Grünen und FDP. Ebenfalls 45 Prozent sahen den Koalitionsvertrag skeptisch. Auf allgemein große Zustimmung stieß etwa der Ausbau erneuerbarer Energien.
Grafik: Zufriedenheit mit der Bundesregierung von 1997 bis 2024
Wie sich die Parteien in der Sonntagsfrage entwickelt haben
Auch wenn die Sonntagsfrage kein echtes Wahlverhalten misst: Sie ist ein wichtiger, regelmäßiger Fingerzeig für die politische Stimmung. Auf lange Sicht ging es hier, vom Ampel-Start bis heute, für die drei beteiligten Parteien bergab. Die SPD fiel von 26 auf zuletzt 16 Prozent, die Grünen von 16 auf 14 Prozent, die FDP von 12 auf 4 Prozent.
Beim Wählerpotenzial verloren während der Ampel-Zeit vor allem FDP und Grüne – die Grünen fielen auf 33 Prozent (-17), die FDP auf 28 Prozent (-10). Gefragt wird hier, ob man sich grundsätzlich vorstellen kann, eine bestimmte Partei zu wählen.
Vom Abstieg der Regierungsparteien profitierte, mit Ausnahme der Linken, die Opposition. Die Union kletterte vom Ampel-Start bis heute von 23 auf 32 Prozent. Die AfD kam von 11 auf 18 Prozent. Das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erreichte zuletzt bundesweit 5 Prozent, getragen von höheren Werten in Ostdeutschland. Die CSU, die nur in Bayern antritt, lag im Freistaat bei der jüngsten Sonntagsfrage zur Bundestagswahl bei 45 Prozent – nach nur 31,7 Prozent bei der Wahl 2021.
Interaktive Grafik: Die Sonntagsfrage von 2021 bis 2024
SPD ab 2022 hinter CDU/CSU, Grüne mit Zwischenhoch
In den Monaten nach der Bundestagswahl 2021 hatte es für die Sozialdemokraten noch recht gut ausgesehen. Bis Januar 2022 lag die SPD zwischen 25 und 27 Prozent, vor der Union. Dann trafen sich die Umfragelinien – und gehen seitdem langfristig immer weiter auseinander.
Bei den Grünen begann der Abstieg im Herbst 2022. Mitte des Jahres lag die Partei noch bei 23 Prozent, vor der SPD. Damals waren 60 Prozent mit der Arbeit von Wirtschaftsminister Robert Habeck zufrieden. Habeck war seinerzeit als Energieminister vor allem damit beschäftigt, Deutschland unabhängiger von russischem Gas und Erdöl zu machen. Das befürwortete eine Mehrheit.
Auch hier sind allerdings keine einfachen Rückschlüsse möglich. Denn gleichzeitig waren die Grünen gegen eine Verlängerung der Atomkraftwerke, anders als die damalige Mehrheitsmeinung. Das ab Mitte 2023 kontrovers diskutierte "Heizungsgesetz" fiel zusammen mit einem weiteren Abstieg der Grünen in der Sonntagsfrage auf zwischenzeitlich 13 Prozent. Klimaschädliche Heizungen langfristig zu verbieten, fand damals die eine Hälfte der Befragten richtig und die andere Hälfte falsch.
Haushaltsstreit im DeutschlandTrend: FDP gegen Rot-Grün
Die FDP verlor stetig, blieb bis Herbst 2023 im DeutschlandTrend aber meist über 5 Prozent. Quasi zeitgleich mit dem Ausscheiden der Liberalen aus dem Bayerischen Landtag ging es auch bundesweit nochmal bergab. Seitdem bewegt sich die FDP in der Sonntagsfrage zwischen 3 und 5 Prozent.
Dass SPD, Grüne und FDP als Ampel-Partner immer weniger zusammenpassen, zeigte sich insbesondere im Haushaltsstreit ab Ende 2023. Für 62 Prozent der Grünen-Anhänger war am Ende klar, dass die FDP die Schuld am langen Warten auf einen Haushaltsentwurf trägt. Umgekehrt sahen viele Unterstützer der Liberalen im vergangenen August die Verantwortung bei SPD oder Grünen.
Interaktive Grafik: Die einzelnen Parteien in der Sonntagsfrage
Zustimmungswerte: Scholz, Habeck und Lindner verlieren
Der Ampel-Abstieg zeigt sich auch an den Zustimmungswerten für ihr Spitzenpersonal. Nachdem vor drei Jahren rund um seinen Amtsantritt teils über 50 Prozent mit der Arbeit von Bundeskanzler Scholz zufrieden waren, sackte der Wert immer weiter ab. Jüngst waren es noch 23 Prozent. Mit der politischen Arbeit des Grünen Habeck waren zuletzt 29 Prozent zufrieden, mit FDP-Politiker Christian Lindner 20 Prozent – beide haben seit dem Ampel-Start rund 30 Prozentpunkte verloren.
Besonders deutlich fällt das Urteil im ARD-DeutschlandTrend für Bundeskanzler Scholz aus. Im Herbst 2021 waren 63 Prozent der Meinung, dass Scholz ein guter Kanzler sei. Zuletzt hielten ihn noch 21 Prozent für einen guten SPD-Kanzlerkandidaten.
Merz profitiert bedingt, Mehrheit für Unionsgeführte Regierung
Unions-Fraktionschef Friedrich Merz, der für die Union im Februar als Kanzlerkandidat antritt, profitiert allerdings nur bedingt. 42 Prozent hielten Merz im DeutschlandTrend zuletzt für einen guten Kanzlerkandidaten, 30 Prozent waren mit seiner Arbeit zufrieden. Die ebenfalls regelmäßig abgefragte AfD-Chefin Alice Weidel kam jüngst auf 21 Prozent Zufriedenheit. Am beliebtesten ist seit Langem ein anderer SPD-Politiker: Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius.
Bei der Frage, wer die nächste Bundestagswahl anführen soll, waren zuletzt 46 Prozent der Befragten für CDU/CSU. Die SPD kam lediglich auf 13 Prozent. Dass mit der Union an der Regierung vieles besser wird, glaubt allerdings nur eine Minderheit der Befragten: Anfang September traute jeder Vierte CDU/CSU zu, die anstehenden Aufgaben und Probleme in Deutschland besser zu lösen.
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Dieser Artikel ist erstmals am 7.12.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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