Das Telefon klingelt. Eine fremde Person gibt sich als Mitarbeiter der eigenen Krankenkasse aus und behauptet, man habe zu hohe Krankenkassen-Beiträge gezahlt. Um diese zurückzuerhalten solle man einer Weiterleitung zustimmen. Doch wenn Opfer von Telefonbetrügern das tun, fallen hohe Kosten für eine Weiterleitung an, die nirgendwo hinführt.
Eine weitere Masche der falschen Krankenkassenmitarbeiter: Sie behaupten, man benötige eine Zusatzversicherung und fragen nach Gesundheitsdaten und Bankverbindungen. Diese Informationen verkaufen sie dann weiter. Nach Angaben des bayerischen Landeskriminalamts sind Anrufe, bei denen sich Betrüger als Mitarbeiter von Krankenkassen ausgeben, bisher nur in Einzelfällen angezeigt worden. Dennoch warnen Krankenkassen vor solchen Anrufen.
Fake-Anrufe: Wie groß ist das Problem?
Betrügereien am Telefon sind nichts Neues: Regelmäßig erreichen die Verbraucherzentrale Bayern Beschwerden zu Fake-Anrufen. Aufhänger sind in der Regel Gewinnspiele oder der Wechsel von Energieverträgen. Oft wird bei Betrügereien Geld gefordert oder es werden Daten abgegriffen. Dabei hat laut bayerischer Polizei der sogenannte Callcenter-Betrug in den letzten Jahren stark abgenommen: Gab es im Jahr 2020 noch rund 17.000 Fälle, waren es im vergangenen Jahr nur noch rund 3.000 Fälle.
Dennoch fallen immer wieder Menschen auf Telefon-Betrügereien herein: Im vergangenen Jahr ergaunerten Telefon-Betrüger allein in Bayern 24 Millionen Euro. Auffällig dabei: Der sogenannte Enkeltrick oder Schockanruf per Telefon hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dabei wird dem Opfer ein angeblicher Unfall eines Familienmitglieds oder etwas ähnlich Dramatisches vorgetäuscht – immer mit der Aufforderung, doch bitte Geld zu überweisen.
KI macht betrügerische Anrufe noch "echter"
Mittlerweile werden solche Enkeltricks mit Hilfe Künstlicher Intelligenz immer raffinierter, dabei wird die Stimme der Familienmitglieder täuschend echt nachgeahmt. Das zeigen auch die Zahlen des bayerischen Landeskriminalamts: 2020 wurden 3.000 betrügerische Enkelanrufe angezeigt, im vergangenen Jahr waren es bereits mehr als 13.500 Fälle. Dabei ergaunerten die Täter eine Beute von über 13,5 Millionen Euro.
Wer ist besonders gefährdet?
Generell sei niemand davor sicher, Opfer von Betrügern zu werden, aber gerade ältere Menschen seien erheblich mehr gefährdet, heißt es in einer Mitteilung des Polizei zu einer Aktionswoche gegen Telefonbetrug. Denn die Auffassungsgabe nehme im Alter ab und auch eine zunehmende Vereinsamung von Senioren spiele den Betrügern in die Hände.
Häufig schämen sich Opfer dafür, dass sie auf Betrüger hereingefallen sind. Weil es so viele unterschiedliche Betrugsmaschen gibt, sei laut Polizei vor allem die Prävention ein wichtiger Bestandteil bei der Bekämpfung solcher Straftaten.
Wie kann man sich schützen?
Die Verbraucherzentrale Bayern empfiehlt, grundsätzlich keine persönlichen Daten am Telefon mitzuteilen. Das bayerische Landeskriminalamt rät zu einem gesunden Misstrauen. Seriöse Institutionen wie Polizei, Staatsanwaltschaft oder Krankenkassen würden nicht einfach anrufen und Geld fordern. Folgende Punkte können laut Polizei helfen, sich gegen Betrügereien zu schützen:
- Nicht in Vorleistung gehen – vor allem nicht bei unbekannten Personen oder Unternehmen.
- Vorsicht bei unbekannten und unterdrückten Nummern sowie Computerstimmen.
- Keine persönlichen Daten an unbekannte Anrufer weitergeben.
- Nicht weiterverbinden lassen, dabei können hohe Telefonkosten entstehen.
Wenn dennoch ein finanzieller Schaden entstanden ist, kann man Anzeige bei der Polizei erstatten. Hat man etwas als Betrug enttarnt, kann man dies der Bundesnetzagentur melden. Außerdem informiert die Verbraucherzentrale Bayern über aktuelle Betrugsmaschen und Verbraucherfallen.
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