Das Gerücht hält sich schon mehrere Jahre, doch diesmal könnte es wahr werden: Anfang 2024 wird die US-Börsenaufsicht möglicherweise grünes Licht geben für eine neuartige Geldanlage in Bitcoin – und zwar als börsengehandelter Fonds (ETF).
Die bekannteste Krypto-Währung könnte dann für eine große Zahl von Banken, Fondsgesellschaften, Versicherungen und vor allem auch für viele private Anleger leichter handelbar werden. Einfacher und vor allem so sicher wie Aktien oder Anleihen ließen sich dann ohne zusätzliches Risiko auch Bitcoin kaufen.
Pleite-Risiko von Bitcoin-Börsen soll entfallen
Bisher war es so, dass es neben dem Marktrisiko stark schwankender Bitcoin-Kurse auch ein sogenanntes Kontrahenten-Risiko gab. Anders als bei üblichen Bankgeschäften, konnte man mit Bitcoin allein schon deshalb Geld verlieren, weil die mit dem Käufer verbundene Krypto-Plattform plötzlich verschwand oder pleiteging.
Die Milliarden-Insolvenz des Gründers und früheren CEO der Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried, war so ein Schock-Moment. Bankman-Fried soll riesige Beträge von Anlegern, die bei ihm Krypto-Währungen kauften und verwalten ließen, in seinen Fonds hin- und hergeschoben haben.
Dieser Skandal zerstörte viel Vertrauen und ließ zum Beispiel den Bitcoin-Kurs bis auf 15.000 Dollar abrutschen – inzwischen hat er sich fast schon wieder verdreifacht. Zum alten Rekord-Niveau von 69.000 Dollar fehlt aber immer noch einiges. Die größten Optimisten träumen schon wieder von bis zu sechsstelligen Notierungen für einen einzigen Bitcoin.
Die neue Kursfantasie für den Bitcoin
Mehr Sicherheit und eine gesteigerte Nachfrage durch viele neue Anleger würde einen Spielraum eröffnen für weitere Kursanstiege. Das wäre insbesondere deshalb der Fall, weil bei Bitcoin durch die besondere Programmierung, der zugrunde liegenden Blockchain, die Gesamtmenge streng begrenzt ist. So würde eine potentiell höhere Nachfrage auf ein ohnehin limitiertes Angebot treffen.
So würde der neue Bitcoin-Fonds funktionieren
Geplant ist eine Zulassung von auf Bitcoin basierenden ETF-Fonds (Exchange Traded Funds), die aber ähnlich wie beim Basiswert Gold eine Besonderheit hätten. Normalerweise darf ein börsengehandelter ETF nämlich nicht nur einen Basiswert haben, auf den er sich bezieht. In der Regel ist das ein Aktienindex oder ein ganzes Marktsegment, wie zum Beispiel "Aktien USA" oder gar der weltweite MSCI-Index.
Beim Gold ETF hilft man sich damit, dass man auf unterschiedliche Notierungen an verschiedenen Märkten zurückgreift, um damit ebenfalls eine breitere Basis zu bekommen. Ähnlich würde das wohl auch bei einem Bitcoin-ETF funktionieren. Denkbar wären dabei Finanzprodukte, die auch noch zusätzliche Cyberwährungen wie etwa Ether neben Bitcoin mit abbilden würden.
Handelsschranken für den Bitcoin sollen fallen
Beim Bitcoin war es vor allem am Anfang – in den ersten Jahren ab 2009 – so, dass nur sehr versierte und risikofreudige Anleger diese Cyberwährung überhaupt kaufen konnten. "Krypto" bedeutet ja auch "verschlüsselt". So ist ein Bitcoin das Ergebnis einer geheimen Rechenoperation, die mit Hilfe einer Blockchain auf zahlreichen Rechnern durchgeführt werden kann, die global vernetzt sind.
Damit dabei ein weltweiter Austausch stattfinden konnte, mussten alle Bitcoins und deren Verwendung stets und ständig und für immer registriert bleiben, was technisch sehr anspruchsvoll ist und auch enorme Mengen an elektrischer Energie beim Berechnen verbraucht.
Bitcoin-Mining zeitweise vor allem in China
Das sogenannte Mining, also die Herstellung auf "Bitcoin-Farmen", erfolgte wegen der enormen Strommengen und der großen Rechnerkapazitäten, die dafür gebraucht werden, eine Zeit lang vor allem in China. Die Regierung in Peking sprach dann ein Verbot aus und beschlagnahmte 2020/2021 knapp 200.000 Bitcoins mit einem damaligen Gesamtwert von rund sechs Milliarden Dollar.
Seitdem soll die Produktion über vernetzte Bitcoin-Farmen in mehreren Ländern weiterlaufen, wo Cloud-Mining-Anbieter gegen Geld die Rechenleistung verschiedener Standorte miteinander verbinden.
Mögliches Verbot von Bitcoin & Co derzeit kein Thema mehr
Das Beispiel ist wichtig, weil es zeigt, dass wie in China auch in Europa oder auch in den USA ein mögliches Bitcoin-Verbot für Herstellung und Handel immer noch eine Bedrohung für Krypto-Währungen darstellt. Bei der Europäischen Zentralbank und der führenden US-Notenbank Fed sind solche Szenarien eine Zeit lang durchaus diskutiert worden. Die Befürchtung war, dass eine Vielzahl von weltweit gehandelten Cyberwährungen eines Tags zu einer ernsthaften Konkurrenz von Dollar oder Euro werden könnte.
Erhoffte Bezahlfunktion nicht möglich – Geldanlage bleibt schwierig
Genau diese Hoffnung hatten die meisten Erfinder der Kryptos ihren Anlegern ja anfangs gemacht. Mit der Blockchain-Technologie sollte unabhängig vom Geld der Notenbanken und von möglichen Finanzkrisen eine vollkommen eigenständige Instanz für alternative Währungen geschaffen werden. Aus dieser Vision ist bislang noch nicht viel geworden. Das hat mehrere Gründe:
1. Für reine Bezahlvorgänge spielen Bitcoin und Co keine Rolle. Versuche etwa von Microsoft (Spielekonsolen) oder Tesla (Elektroautos), die Kunden mit Bitcoin bezahlen zu lassen, wurden wegen der starken Kursschwankungen wieder eingestellt. Das Risiko für den Verkäufer, große Wertverluste damit zu erleiden, war einfach zu groß. Und was wäre das schon für ein Geld, mit dem sich praktisch nichts bezahlen und kaufen lässt?
2. Das gleiche Problem gab es mit der Geldanlage. Wenn der Wert einer wie auch immer gearteten Cyber- oder Krypto-Währung innerhalb weniger Tage und Wochen sich verdoppeln oder halbieren kann, dann ist eine Anlage von Vermögenswerten damit ebenfalls höchst unsicher. Wichtig wäre dafür eine Stabilisierung auf einem höheren (oder auch niedrigeren) Niveau, auf dem sich dann mittel- bis langfristig etwas aufbauen ließe.
3. Stattdessen konnte Bitcoin zunächst in großem Umfang für Geldwäsche genutzt werden: zum Beispiel für einen Umtausch von Erlösen aus kriminellen Geschäften. So sollen viele russische Oligarchen einen Teil ihres Geldes auf Bitcoin-Plattformen geparkt haben. Doch genau das funktioniert inzwischen nicht mehr, weil die Blockchain-Programmierung auch die Herkunft von Bitcoin verrät, der bei jedem Handelsvorgang elektronische Spuren hinterlässt. Zur Geldwäsche sind inzwischen wieder die klassischen Banknoten angesagt.
Endliches Cybergeld: Wann wird der letzte Bitcoin produziert?
Anders als bei den bekannten Währungen, deren Geldmenge von Jahr zu Jahr steigt, soll genau das beim Bitcoin anders sein. Die Menge ist grundsätzlich begrenzt und wächst wegen der aufwändigen Programmierung immer langsamer. Umgekehrt soll die Nachfrage mit zunehmender Bekanntheit und erhoffter Beliebtheit der Krypto-Währung steigen und damit eben auch der Wert.
Wird sich in 100 Jahren noch jemand an den Bitcoin erinnern?
Theoretisch ließen sich bis zum Ende des Programm-Codes der Blockchain noch bis zum Jahr 2140 die letzten Bitcoins herstellen, mit ungeheurem Aufwand – und falls es nicht doch gelingt, in der Zwischenzeit den Code zu knacken und Kopien der Coins erfolgreich in Umlauf zu bringen.
Das Ganze ist unendlich kompliziert und wird immer schwieriger, je mehr Bitcoin auf den Markt kommen. Mit jeder weiteren Einheit wird nämlich deren Neuberechnung aufwändiger. Die Gesamtmenge soll dadurch eingeschränkt bleiben, so dass der Wert der einzelnen Anteile stark steigen kann.
Was in der Zwischenzeit immer passieren könnte, wäre ein neuer Coin, der noch beliebter ist, weil er sich zum Beispiel umweltfreundlicher mit weniger Energieverbrauch herstellen ließe. Es gab bereits mehrere tausend Versuche, eine erfolgreichere Cyberwährung als den "guten alten" Bitcoin zu erfinden. Noch hat sich keiner davon richtig durchsetzen können, aber das muss ja nicht so bleiben.
Rasante Kursentwicklung wegen begrenzter Verfügbarkeit
Irgendwann soll es aber praktisch unmöglich werden, weitere Bitcoins zu produzieren, weil der Rechenaufwand zu groß wäre gemäß der zugrundeliegenden Programmierung. Außerhalb dieser Blockchain soll es gesichert keinen Bitcoin geben können. Kopien und Fälschungen sollen weitgehend unmöglich gemacht werden durch die permanente Selbstkontrolle des Systems, das eben alle jemals hergestellten Coins ständig überwacht.
Dadurch war bisher schon eine Wertentwicklung von wenigen Cent auf viele tausend Dollar möglich. Allein in den letzten fünf Jahren hat sich der Wert verzehnfacht. Im laufenden Jahr ergab sich, in Dollar gerechnet, bereits ein Kursanstieg von mehr als 140 Prozent. Es gab zwischendurch aber immer auch dramatische Rückschläge, so dass die Anleger starke Nerven brauchten, um nicht auch hohe Verluste zu realisieren.
Krypto für alle soll den Durchbruch bringen
Doch mit einem normalen Wertpapierdepot kamen die meisten Interessenten viele Jahre einfach nicht ran. Und eine digitale Wallet zur Aufbewahrung der Datensätze oder ein eigenes Extrakonto bei einer der vielen digitalen Handelsplattform im Internet war vielen Anlegern zu aufwändig. Zumal immer wieder eine ganze Reihe dieser Anbieter auf dem Kryptomarkt einschließlich vieler Cyberwährungen schon pleitegingen. Es stellte sich also die Frage, wem man seine Vermögenswerte in Bitcoin wirklich sicher anvertrauen konnte.
Zuhause wie ein Goldbarren – allerdings auf einem Speichermedium
Bei einer physischen Verwahrung in einer elektronischen Wallet wie Computer-Festplatte oder Speicherchip (Datenstick, etc.) konnte der Token mit der Registrierung verlorengehen, etwa im Fall eines Diebstahls. Und bei Krypto-Dienstleistern im Internet lauerten andere Gefahren
Ein großer Vertrauensbruch war dann auch der Niedergang der Kryptobörse FTX und die entsprechenden Fonds von Gründer und CEO Sam Bankman-Fried. Bei seinen Insolvenzen gingen erneut Milliardenbeträge verloren, wie zum Beispiel auch beim Untergang der Kryptobörse Binance. Die gilt als schwer angeschlagen nach einem Verbot durch die amerikanische Börsenaufsicht. Angeblich verstieß auch diese Internet-Plattform gegen geltende Gesetze und soll wie FTX Kundengelder zweckentfremdet haben, die vor allem in Bitcoin angelegt waren. Gegen den Gründer Zhao liefen ebenfalls Ermittlungen, auch wenn sein Fall wohl nicht mit dem von Bankman-Fried zu vergleichen ist.
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