Camping boomt weiterhin. Von Jahr zu Jahr werden mehr Wohnmobile und -wagen in Europa zugelassen und gemietet. Davon profitiert auch der niederbayerische Reisemobilhersteller Knaus Tabbert aus Jandelsbrunn im Kreis Freyung-Grafenau.
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Wachstum trotz Problemen
Die Firma Knaus Tabbert wächst weiter – trotz erheblicher Lieferkettenprobleme und Stop-and-go-Produktion. Das Ziel sei es, die Stückzahlen in den kommenden fünf bis zehn Jahren fast zu verdoppeln. Momentan gehen dort 26.000 Wohnmobile und -wagen vom Band, das Ziel sind 50.000. Das hat der CEO Wolfgang Speck bei der Jahrespressekonferenz am Dienstag in Bad Griesbach bekannt gegeben.
Bei jedem zweiten Fahrzeug fehlt etwas
Ein anspruchsvolles Ziel, weil laut Speck jedes zweite Fahrzeug, das die Montage-Halle im Moment verlässt, noch nicht fertig ist. Das bedeutet konkret: Diese unfertigen Fahrzeuge müssen eingelagert und erneut auf das Band gehoben werden, wenn die Teile dann verfügbar sind - ein enormer zusätzlicher Aufwand im Produktionsablauf, sagt der CEO. Die Firma versucht darauf zu reagieren, indem sie Verträge mit zwei weiteren Lieferanten abgeschlossen hat. Die Fahrgestelle für die Reisemobile kommen künftig auch von Mercedes und Ford. Damit arbeitet Knaus jetzt mit insgesamt fünf Lieferanten zusammen.
Investitionen vor allem in das Stammwerk in Jandelsbrunn
Trotz der Probleme in der Fertigung wächst der Wohnmobilhersteller aus dem Bayerischen Wald nach eigenen Angaben weiter. Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 863 Millionen Euro. Das entspricht einem Wachstum von 8,6 Prozent. In allen vier Knaus-Werken wurden im vergangenen Jahr 500 Mitarbeiter eingestellt, heuer bereits weitere 200. Knaus-Tabbert will in diesem Jahr 100 Millionen Euro investieren, der Großteil fließt in das Stammwerk nach Jandelsbrunn. Dort entsteht eine neue Anbaufertigung auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern.
Abgas-Skandal auch bei Knaus ein Thema
Ob neben den Lieferengpässen auch der Abgas-Skandal zu einem Problem werden könnte? Im Mai verurteilte das Landgericht Stuttgart Knaus Tabbert zu einer Schadensersatzzahlung von knapp 50.000 Euro. Ein Kunde hatte geklagt, weil in seinem Knaus-Wohnmobil, das auf ein Fiat-Modell aufgebaut ist, der Diesel-Motor manipuliert worden war. Das Gericht ist der Meinung: Die Schuld liege nicht allein bei Fiat, auch Knaus Tabbert müsse dafür Sorge tragen, dass Verordnungen und Abgaswerte einzuhalten sind. Auf BR24-Nachfrage räumt Sprecher Stefan Diehl ein, dass eine Vielzahl von Klagen anhängig ist, dass sich der Betrieb aber keine Sorgen mache. "Das Urteil aus Stuttgart ist noch nicht rechtsgültig. Wir gehen in die Revision und gehen davon aus, dass die nächste Instanz das Urteil revidiert."
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