Eingang einer Commerzbank-Filiale in Nürnberg
Bildrechte: picture alliance /Ardan Fuessman
Audiobeitrag

Eingang Filiale

Audiobeitrag
> Wirtschaft >

Commerzbank: Perspektiven für Belegschaft in Bayern?

Commerzbank: Perspektiven für Belegschaft in Bayern?

Die Commerzbank hat wegen der drohenden Übernahme durch Unicredit ihren Personalabbau beschleunigt. Kommt es zur Fusion, rücken dabei vermehrt auch Arbeitsplätze in Bayern bei der Münchener Unicredit-Tochter HVB in den Mittelpunkt.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft kompakt am .

Konzernweit geht es aktuell um 3.900 von 36.700 Vollzeitstellen, 3.300 davon in Deutschland. Die sollen in den nächsten Jahren bis 2027 "sozialverträglich" wegfallen. Es wird dabei neben Abfindungen auch Angebote für Altersteilzeit und andere Teilzeitstellen geben, was die Commerzbank sich rund 700 Millionen Euro kosten lassen will.

In erster Linie geht es dabei um die Zentrale und weitere Standorte in Frankfurt. Betroffen sind Leitungsfunktionen in Stabsstellen und das sogenannte Backoffice. Das sind die Bürobereiche, von denen Bankkunden in der Regel nichts mitbekommen. Die Führungsebenen sollen damit weiter ausgedünnt werden.

Betriebsrat und Verdi tragen neues Sparkonzept mit – unter Bedingungen

Die Gewerkschaft Verdi und der Betriebsrat unterstützen das Management der Commerzbank im Abwehrkampf gegen Unicredit, selbst wenn dabei tausende Jobs wegfallen. Kevin Voß von Verdi, der auch Mitglied des Aufsichtsrats der Commerzbank ist, schränkte jedoch ein: „Die neue Strategie darf nicht einseitig zu Lasten Tausender Beschäftigen gehen.“ Notwendig sei ein umfassendes Schutzpaket, vereinbart zwischen Arbeitnehmer und Vorstand. Wichtigster Grundsatz dabei sei: „Niemand wird gegen den eigenen Willen den Arbeitsplatz in der Bank verlieren“, so Voss.

Kostenausgleich mit KI und höheren Kontogebühren

Commerzbank-Chefin Orlopp glaubt, den Ausfall tausender Mitarbeiter in Deutschland durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und anderer Maßnahmen ersetzen zu können, mit denen die Produktivität erhöht wird. Zur Verbesserung der Ertragslage kündigte Orlopp außerdem an, dass es unter der Marke „Commerzbank“ kein kostenloses Bankkonto mehr geben wird.

Auswirkungen in Bayern bei Fusion von Commerzbank mit HypoVereinsbank

Betroffen von den aktuellen Kürzungen sind also zunächst vor allem Stellen außerhalb Bayerns. Aber auch im Freistaat könnte es kritisch werden, vor allem wenn es zur Fusion mit Unicredit kommt, der ja auch die Münchener HypoVereinsbank gehört. Die italienische Großbank mit Sitz in Mailand könnte nach einer Commerzbank-Übernahme diese mit der HVB verschmelzen und dabei Doppelbesetzungen streichen, auch bei Filialen. Eine Neuaufteilung des Marktes in Deutschland wäre für die Unicredit-Tochter sehr wahrscheinlich.

Zusammenführung von Filialen und Kundenbetreuung denkbar

Doch selbst wenn Unicredit beide deutsche Banken getrennt weiterführt, wäre eine Aufteilung nach regionalen Schwerpunkten wahrscheinlich: Das würde heißen, dass die HVB vor allem ihre starke Präsenz in Bayern behält, während sich die Commerzbank hier eher noch weiter zurückzieht.

Außerhalb Bayerns könnte Unicredit dann umgekehrt die Commerzbank stärken. Unicredit-Chef Andrea Orcel sagte vor wenigen Tagen, er plane bei der HypoVereinsbank keine harten Einschnitte. Wie er mit der Commerzbank verfahren will, ließ Orcel dagegen offen.

Kahlschlag in Commerzbank-Filialen schon in der Vergangenheit

Bei der Commerzbank selbst ist auch in Bayern bereits einiges passiert. In den vergangenen vier Jahren hat die Commerzbank ihre Präsenz in der Fläche massiv reduziert und bundesweit rund 400 Filialen geschlossen oder durch Automaten ersetzt. Dabei sind schon tausende Arbeitsplätze weggefallen, zum Beispiel bei Kundenberatern. Der Schwerpunkt liegt bei der Commerzbank beim Onlinebanking. Beratung erfolgt zentral in Call-Centern oder einfach digital über Web und App.

Umstrittenes Verhalten von Unicredit beim Commerzbank-Aktienkauf

An seinen Fusionsplänen will Orcel auf jeden Fall festhalten, nachdem sich die Italiener gut 28 Prozent an der Commerzbank gesichert haben. Damit steht Orcel vor einem offiziellen Übernahmeangebot, das er den Aktionären aber erst bei einem Eigenanteil von 30 Prozent machen müsste. Rund zwei Drittel seiner bisherigen Commerzbank-Aktien hat Unicredit sich über Kaufoptionen gesichert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!