Besucher betrachten die Elektrofahrzeuge am Messestand des chinesischer Elektrofahrzeugherstellers "XPENG" während der 45. Bangkok Motor Show.
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Könnte das VW-Jointventure XPeng helfen, dass die deutschen Autobauer Erfolg haben auf dem E-Automarkt in China?

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E-Autos: Können die Deutschen den Rückstand auf China aufholen?

Jetzt kommt hierzulande, was in China bereits tobt: ein harter Preiskampf bei den E-Autos. In China haben deutsche Autobauer ihre Top-Position verloren. Nun wollen sie wieder aufholen und gleichzeitig in Deutschland vorn bleiben. Wie schwer ist das?

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Die chinesische Rabattschlacht bei E-Autos kommt nach Deutschland, sagt Professor Stefan Bratzel. Der Autoexperte vom "Center for Automotive Management" in Bergisch-Gladbach hat eine Liste mit Preisen und Rabatten bis Ende März analysiert: Unter den sechs günstigsten Modellen bis 32.000 Euro sind zwei Chinesen. Darunter der Ora 03 von Great Wall Motors, den es im Vergleich zum vorherigen Listenpreis Ende November sogar um 12.000 Euro billiger gibt.

"Wir müssen sehen, ob die Chinesen solche Preise in den nächsten Monaten halten können", sagt Bratzel. "Jedenfalls sehen wir hier eine direkte Reaktion auf die Zurückhaltung der deutschen Autokäufer." Der Autoexperte sieht noch einen anderen Grund für die Rabatte: das abrupte Ende der Förderung von E-Autokäufen im Dezember.

Anteil an chinesischen E-Autos wächst schnell

Die deutschen Hersteller müssten den Preiskampf mitmachen, weil die Chinesen sonst in kurzer Zeit hohe Marktanteile gewinnen würden. "Deutsche Autobauer werden einen Teil ihrer Gewinne aus dem Geschäft mit Verbrennern verwenden müssen, um ihre E-Autos zu stützen." Bratzel schätzt, dass chinesische Hersteller wie Geely - wozu Volvo zählt -, MG oder Build Your Dreams (BYD) erfolgreich sein können: "BYD ist der vielleicht Spannendste unter ihnen, der in Europa eine starke Rolle spielen kann." Noch sieht man sie selten auf deutschen Straßen.

In der EU aber wächst der Anteil chinesischer Marken an Elektroautos bereits schnell: Ende 2023 betrug er knapp acht Prozent. Für 2024 rechnen die Experten von T&E, einer europäischen Nichtregierungsorganisation für nachhaltigen Verkehr, mit elf Prozent Anteil.

In China selber sind heimische E-Autos schon ganz vorn. Ende 2023 nahm BYD Tesla die Marktführerschaft ab. Allein im letzten Quartal verkaufte BYD über eine halbe Million Wagen. Fast die Hälfte aller neu zugelassenen Autos in chinesischen Städten sind mittlerweile entweder Hybride – die als E-Autos gezählt werden – oder reine Stromer. Das verändert das Straßenbild.

In Shanghai sieht man, worauf junge chinesische Kunden bei E-Autos stehen: Selbst kleinere Modelle sind oft wuchtig, kantig aussehende Wagen, die ein bisschen wirken wie aus einem Science-Fiction-Film. Im Innenraum verlangen die Fahrer ein Maß an digitaler Vernetzung und Unterhaltung, das deutsche Kunden nicht kennen.

Deutsche Modelle immer weniger gefragt

Jahrelang wurde die Produktion von E-Autos von Peking gefördert, sodass bis zu 100 neue Marken auftauchten und viel zu viel produziert wurde. Gleichzeitig drängte Tesla nach China und startete einen unerbittlichen Preiskampf, der immer noch tobt. Jochen Siebert, auf Asien spezialisierter Automobilexperte, sagt: "Bei den billigeren Modellen verdienen die Hersteller kein Geld."

Die Deutschen spielen im chinesischen Massenmarkt der E-Autos keine große Rolle. Was ein Problem vor allem für Volkswagen ist, der mit seinen Verbrennern lange Jahre die unumstrittene Nummer eins auf dem chinesischen Automarkt war. Dieser einstige Vorsprung nützt bei den neuen Antriebsformen nichts.

Deutsche Premiummodelle können punkten

Nur bei den Premiummodellen sieht es etwas besser aus, mit zumindest einem bayerischen Marktführer in China: Der BMW iX3 verkaufte sich 2023 mit knapp 40.000 Fahrzeugen, etwa der Hälfte aller E-Autos zwischen umgerechnet 50.000 und 65.000 Euro, am besten.

"Diese Fahrzeuge sind alles Chauffeurfahrzeuge. Wichtig ist, dass der Platz hinten rechts groß genug ist", sagt Autoexperte Siebert. Denn hinten rechts sitzt der Boss, und der wolle seinen Status zeigen. "Der BMW iX3 hat da einen Treffer gelandet." In diesem teuren Segment schätzten chinesische Käufer bei E-Autos ein ähnliches Design wie beim Verbrenner, und weniger Space Age als bei billigeren Wagen. Diesen konservativeren Geschmack habe BMW erfüllt.

Wie Europa reagieren kann

Die Repräsentanten der deutschen Wirtschaft in China, Jens Hildebrandt und Maximilian Butek, sind überzeugt: Die deutschen Autobauer können ihren Rückstand im Elektromarkt aufholen. Jochen Siebert sieht eine Chance im Joint Venture von Volkswagen mit dem chinesischen Startup XPeng. Auf Basis von XPeng-Technologie sollen neue VW-Modelle auf den Markt kommen. "VW lernt so in der Elektronik die Verbindung vom Fahrzeug zum Kunden", sagt Siebert. "Da haben die Chinesen ganz andere Ansprüche und XPeng ist ganz vorn dabei, denn das ist eine Firma, die aus der Internet-Welt kommt." XPeng beginnt in diesem Jahr mit dem Verkauf in Europa, auch in Deutschland.

EU prüft günstige Preisstrategie chinesischer Autobauer

Die EU prüft derzeit, wie die um 20 Prozent günstigeren Preise chinesischer E-Autos zustande kommen. Sind das Dumpingpreise? Schon seit Ende 2022 gibt es in China keine staatlich gestützten Kaufpreise für E-Autos mehr, geblieben sind Steuererleichterungen – doch davon profitieren alle, auch deutsche Autobauer in China.

Ganz anders sieht es aus, wenn die Produktion einzelner Hersteller subventioniert wird, etwa durch verbilligte Strompreise für Fabriken. Doch das sei schwer nachzuweisen, schätzt Jochen Siebert. Kommt die EU Mitte des Jahres zu dem Schluss, dass Dumping vorliege, könnten Strafzölle folgen. Davon hält der Geschäftsführer der deutschen Handelskammer in Shanghai Maximilian Butek wenig. Strafzölle schadeten auch deutschen Zulieferern der chinesischen Autobauer. Und sie forderten Gegenmaßnahmen geradezu heraus.

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