Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt die Zinsen im Euroraum erneut unverändert. Der Leitzins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, bleibt nach einer Entscheidung des EZB-Rates bei 4,5 Prozent, wie die Währungshüter am Donnerstag in Frankfurt mitteilten. "Wir haben überhaupt nicht über Zinssenkungen gesprochen", sagte EZB-Chefin Christine Lagarde nach der Sitzung. Die Inflation im gemeinsamen Währungsraum schwächte sich zuletzt zwar ab, dürfte aber auf kurze Sicht vorübergehend wieder anziehen, teilte die EZB mit. Zugleich wachsen die Sorgen um die Konjunktur.
Senkt EZB Leitzins nächstes Jahr wieder?
Zuvor hatte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins in den USA zum dritten Mal in Folge unverändert belassen und Zinssenkungen im kommenden Jahr in Aussicht gestellt. Viele Volkswirte rechnen damit, dass auch die Euro-Währungshüter die Zinsen 2024 senken werden. Lagarde warnte jüngst aber davor, bereits den Sieg über die Inflation auszurufen. Vielmehr sei es geboten, aufmerksam zu bleiben, bis die Teuerungsrate wieder auf das Ziel von mittelfristig zwei Prozent zurückgehe. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte gemahnt: "Es wäre verfrüht, die Leitzinsen bald zu senken oder über solche Schritte zu spekulieren."
Prognosen zur Inflation
Dennoch: Nach Einschätzung der EZB wird die Inflation im Euroraum schneller zurückgehen als vor drei Monaten erwartet. Für dieses Jahr rechnet sie nun mit einer Teuerungsrate von 5,4 Prozent. In ihrer September-Prognose war die EZB von 5,6 Prozent ausgegangen. Für 2024 sagt die Notenbank eine schwächere Teuerungsrate von 2,7 (September-Prognose: 3,2) Prozent voraus. 2025 wird eine unveränderte Rate von 2,1 Prozent erwartet. In der erstmals für 2026 vorgelegten Prognose rechnet die EZB mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 1,9 Prozent.
Die Inflation war im November 2023 auf 2,4 Prozent zurückgegangen - das ist das niedrigste Niveau seit Juli 2021.
Höhere Zinsen verteuern Kredite - Zinssenkungsfantasien am Finanzmarkt
Nach einer beispiellosen Serie von zehn Zinsanhebungen im Kampf gegen die hohe Inflation hatten die Währungshüter im Oktober die Zinsschraube erstmals nicht weiter angezogen. In diesem Monat schrumpfte die Kreditvergabe der Banken an Firmen erstmals seit acht Jahren wieder. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann. Teurere Kredite sind zugleich eine Last für die Wirtschaft, weil sich kreditfinanzierte Investitionen verteuern.
Am Finanzmarkt sprießen bereits die Zinssenkungsfantasien. Aus den Notierungen am Geldmarkt geht hervor, dass Investoren dort bereits auf eine erste Zinssenkung schon im März 2024 wetten.
Mit Informationen von dpa, Reuters und AFP
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