In München ist zum 16. Mal der Exportpreis Bayern verliehen worden. Der Preis soll anderen Firmen Mut machen. Er wird in den Kategorien "Industrie, Handel, Handwerk, Dienstleistung und Genussland" vergeben. Es zählen die richtige Strategie und neue frische Ideen, um in der Globalisierung Kunden zu gewinnen. Bewerben konnten sich Unternehmen mit Sitz in Bayern und maximal 100 Mitarbeitern.
Das bayerische Wirtschaftsministerium, die IHK sowie die Handwerkskammer verleihen die Auszeichnung in Zusammenarbeit mit "Bayern international". Die Initiative unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen gezielt bei deren Exportgeschäften.
"Für den Mittelstand ist das internationale Geschäft das Fundament für Arbeitsplätze und Wachstum im Freistaat", sagte Wirtschafts-Staatsekretär Tobias Gotthardt bei der Preisverleihung in München. Die Preisträger seien "Leuchttürme für das Qualitätssiegel 'Made in Bavaria'".
Der Exportpreis ist nicht mit Geld dotiert und wird in fünf gleichberechtigten Kategorien vergeben. Das sind die diesjährigen Preisträger:
Industrie: Dedo Weigert goes to Hollywood
"Harry Potter", "Herr der Ringe", "American Beauty" – es sind nur drei Beispiele. Kamerateams auf der ganzen Welt schwören auf seine Produkte. Dedo Weigert erfindet fokusier- und dimmbare Scheinwerfer und Lichter und benennt sie nach seinem Namen: "Dedo-Lights". 1991 gewinnt er damit den "Technik Oscar" in Hollywood. 1938 in Breslau geboren zieht es ihn nach dem Krieg ins amerikanische Film- und Fernsehgeschäft. 1961 baut Dedo Weigert einen Teleprompter, mit dem Sprecher und Moderatorinnen Nachrichten ablesen, dabei direkt in die Kamera schauen und den Zuschauer ansprechen. Bei den Olympischen Spielen 1972 in München stellt er sämtliche Kameras für ABC-Sports. Heute sitzt seine Firma mit 30 Mitarbeitern in der bayerischen Landeshauptstadt. Die Lampen werden von 40 Mitarbeitern in Bulgarien produziert. Geliefert wird Equipment für Kinoproduktionen auf der ganzen Welt.
Handel: Leicher aus Kirchheim – Wette Wette Lieferkette
Das Familienunternehmen "Leicher" aus Kirchheim bei München liefert weltweit Metall- und Kunststoffteile in allen Industriebereichen. Zum Beispiel Aluminium-Druckgussteile, Titanfüße oder Zerspaner für die Auto- und Energiebranche, die Landwirtschaft oder in der Medizin. Das Besondere: "Leicher" übernimmt auch den Zoll und die Logistik. 1870 wurde das Unternehmen als Tresorfabrik gegründet. Über 150 Jahre später ist die Firma längst in eine andere Richtung diversifiziert und hat 2022 den Zukunftspreis im Landkreis München gewonnen. Dieses Jahr kommt der Exportpreis dazu.
Handwerk: Anton Fries - nachhaltige Ölpressen für Afrika
Die Maschinenbaufirma von Anton Fries aus dem schwäbischen Meitingen entwickelte eine Solar-Ölpresse mit eigener PV-Anlage. So können Erzeuger auf der ganzen Welt nachhaltig vor Ort Pflanzenöl produzieren, vor allem mit der Kaltpressung. Das erhält Vitamine und Spurenelemente. Von A wie Aprikosenkernöl über H wie Hanföl bis zu W wie Walnußöl. Zahlreiche verschiedene Sorten sind möglich. Die größte Herausforderung für das Unternehmen und seine 18 Mitarbeiter ist der Vertrieb in Entwicklungsländer nach Afrika. Die Exportquote beträgt 30 Prozent. Der Umsatz: 2,3 Millionen Euro.
Dienstleistung: KRP Mechatec aus Garching greift nach den Sternen
Die KRP Mechatec GmbH am Forschungscampus München Garching testet und analysiert für die Luft- und Raumfahrtindustrie. Die Teile sind extremsten Belastungen ausgesetzt. So prüft die Firma mit ihren 20 Mitarbeitern zum Beispiel unter Weltraumbedingungen die Exo-Mars Geräte, die nach Anzeichen für Leben auf dem sogenannten roten Planeten forschen. Exo-Mars nimmt Gesteinsproben und zerkleinert sie im eigenen Mahlwerk. Dabei arbeitet KRP eng mit der europäischen Weltraumorganisation zusammen. 100 Prozent des Umsatzes sind vom Export abhängig. Derzeit baut KRP nach Angaben von Geschäftsführer Markus Reindl eine Testanlage, bei der die Speicherung von flüssigem Wasserstoff simuliert wird. Auch in der Kernfusionsforschung ist das Unternehmen aktiv.
Genussland: Konfitüre aus Haßfurt für die ganze Welt
"Maintal Konfitüren" aus Haßfurt in Unterfranken exportiert zum Teil in Bioqualität in über 30 Länder weltweit. So in die USA, nach Japan, China, Saudi-Arabien oder Kuwait. In Deutschland ist die Firma, die für ihr nachhaltiges Umweltmanagement ausgezeichnet wurde, vor allem wegen der Hagebutten-Konfitüre bekannt und in diesem Fruchtsegment Marktführer mit einem Marktanteil von 60 Prozent.
Generell ist die Konkurrenz auf dem Konfitüren-Markt groß. Gerade machen dem 1886 gegründeten Traditionsunternehmen die hohen Verpackungspreise für Gläser und Deckel zu schaffen. Auch die Preise für Zucker sind 2023 stark gestiegen. Trotzdem will die Firma mit ihren 70 Mitarbeitern den Umsatz von derzeit rund 23 Millionen Euro weiter steigern. Dabei will man auch den Direktexport ausbauen.
Exportpreis Bayern würdigt weltweite Ausrichtung trotz Krisen
Der Exportpreis zeichnet Firmen aus, die sich im internationalen Wettbewerb bewähren. Die wirtschaftliche Lage ist schwierig: Der russische Angriffskrieg in der Ukraine, die Krise im Nahen Osten, aber auch noch die Corona-Pandemie haben den Unternehmen unter anderem mit hohen Energiekosten stark zugesetzt. Und dennoch haben sich die Preisträger aus Bayern auf dem Weltmarkt behauptet.
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