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Vom Start-up mit einer verrückten Idee hin zu einem seriösen Luft- und Raumfahrtunternehmen: Lilium aus Oberpfaffenhofen befindet sich nach Einschätzung von Analysten derzeit in einer entscheidenden Phase. Um den Jahreswechsel soll erstmals ein Serienmodell des elektrisch angetriebenen Lilium-Jets mit einem Piloten an Bord zu einem Testflug abheben, danach will man so schnell wie möglich Fluggeräte an die Kunden ausliefern.
Nach Angaben des Unternehmens gibt es inzwischen mehrere hundert Bestellungen bzw. entsprechende Absichtserklärungen. Zuletzt war eine größere Order aus Saudi-Arabien eingegangen.
Flugtaxis: Ohne staatliche Hilfe geht es offenbar nicht
Die Zeit, bis regelmäßig Kundengelder fließen, muss Lilium nun finanziell überbrücken. Zuletzt hatte der Freistaat Bayern eine Kreditbürgschaft über 50 Millionen Euro zugesagt, wenn sich der Bund ebenfalls engagiert. Dort prüft man einen solchen Schritt nach Angaben aus Berlin wohlwollend. So heißt es aus Regierungskreisen, man wolle eine Zukunftstechnologie im Land halten.
Deutschland konkurriert hier nämlich unter anderem mit Frankreich. Präsident Emmanuel Macron hatte Lilium im Frühsommer erhebliche Finanzmittel in Aussicht gestellt. Bedingung ist eine Produktion in Frankreich.
Doch BR24-User sind unsicher, ob solche Kredite auch wirklich zurückgezahlt werden, angesichts "vieler E-Flieger-Versuche weltweit" ohne schwarze Zahlen, wie Nutzer "Chiemseefischer" kommentierte.
Flugtaxi: Künftig ein Shuttle zu kleineren Städten?
Bei Lilium hört man den Begriff "Flugtaxi" ungern. Firmenchef Klaus Roewe, ein langjähriger Airbus-Manager, sagte dem Bayerischen Rundfunk, das beschreibe zwar alles Mögliche, nicht aber das Geschäftsmodell der Oberbayern. Beim Lilium-Jet gehe es eher darum, mit einem elektrisch angetriebenen Fluggerät wie mit einem Shuttle regelmäßig auf festgelegten Routen zu fliegen. Zum Beispiel, um kleinere Städte zu verbinden oder Flughäfen anzusteuern. Das lohne sich vor allem auf Strecken, bei denen Passagiere mit der Bahn oder dem Auto deutlich mehr Zeit bräuchten. Auch für Patiententransporte wird mit Flugshuttles geplant, so etwa in Memmingen.
Sind Flugtaxis nur "Spielzeug für Millionäre"?
Immer wieder ist die Kritik zu hören, Flüge mit Geräten wie dem Lilium-Jet seien nur für eine sehr kleine Zielgruppe erschwinglich, also ein "Spielzeug für Millionäre", wie etwa BR24-User "Mamaleone" schrieb.
Eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger widerspricht dieser These zumindest teilweise. So dürfte ein Ticket für einen Mitflug ungefähr so viel kosten wie ein Fahrdienst samt Chauffeur auf der Straße. Deutlich teurer also als eine Busfahrt, aber dennoch in Dimensionen, die für Geschäftsreisen üblich sind. Geschäftsreisende dürften auch eine wichtige Zielgruppe sein.
Tests in Lateinamerika: Flug für 100 Euro
Wie große ist die Zeitersparnis, wenn man über den Stau fliegt? Der Airbus-Konzern testete vor einigen Jahren mit dem Start-up Voom entsprechende Angebote in den lateinamerikanischen Metropolen Mexiko-Stadt und São Paulo. Zum Einsatz kamen noch keine "Lufttaxis", sondern herkömmliche Hubschrauber mit einem festen Flugplan auf einigen ausgewählten Strecken.
Die Tickets kosteten um die 100 Euro. Das Angebot kam bei Geschäftsreisenden gut an. So schaffte es der Helikopter in zehn Minuten vom Flughafen von Mexiko-Stadt zu einem Industriegebiet mit vielen Firmen-Niederlassungen. Für dieselbe Strecke benötigt ein Auto zur Rushhour mehr als zwei Stunden.
Erfolgsaussichten von Flugtaxis unter Experten umstritten
Ob Lilium und verschiedene Wettbewerber wie AutoFlight und Volocopter mit ihren elektrisch angetriebenen Flugshuttles am Markt erfolgreich sein werden, das ist derzeit offen. In der Luftfahrtbranche kursieren dazu sehr unterschiedliche Einschätzungen. Am wahrscheinlichsten gilt ein Einsatz in Metropolregionen in Asien, dem Mittleren Osten und in Lateinamerika. Lilium setzt aber auch auf die US-Ostküste und Südfrankreich.
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