"Der Rückgang der Arbeitslosigkeit fällt in diesem Jahr deutlich schwächer aus als in den Vorjahren", berichtet Ralf Holtzwart, Chef der bayerischen Arbeitsagenturen. Die Arbeitslosenquote des Freistaats sank lediglich um 0,1 Prozentpunkte auf 3,3 Prozent. Derzeit sind 251.241 Menschen in Bayern als arbeitslos gemeldet. Das aber ist im Vergleich aller Bundesländer unverändert der beste Wert.
Saisonbedingt weniger Arbeitslose – aber nicht überall
Am deutlichsten sichtbar ist der Saisoneffekt in Ost- und Nordostbayern. Dort ist der Anteil der witterungsabhängigen Außenberufe in der Landwirtschaft und am Bau besonders hoch. So sank die Quote in Niederbayern von 3,7 auf 3,4 Prozent, in Oberfranken von 3,9 auf 3,7 Prozent. Dagegen stieg die Arbeitslosenquote in der Landeshauptstadt München gegen den Trend von 4,4 auf 4,5 Prozent. In Aschaffenburg verharrt sie bei 6,1 Prozent, dem zweithöchsten Wert in Bayern. Für beides hat die Bundesagentur für Arbeit keine plausible Erklärung, wie Holtzwart einräumt.
Dagegen ist die Analyse in Schweinfurt, der Stadt mit Bayerns höchster Arbeitslosigkeit (unverändert 6,6 Prozent) klar: Die Metallindustrie kämpft dort mit den Veränderungen in der Automobilindustrie, aber auch mit Lieferkettenproblemen. Gleichzeitig gebe es zu wenige Firmenneugründungen.
Spitzenwerte in Schwaben und Oberbayern
Unter den Regierungsbezirken ist Schwaben mit einer Arbeitslosenquote von 3,0 Prozent erneut Spitzenreiter im Freistaat. Alle Landkreise verzeichnen hier Quoten unter 3 Prozent. Der Landkreis mit der bayernweit niedrigsten Quote von 1,9 Prozent liegt allerdings in Oberbayern: Pfaffenhofen an der Ilm.
Mehr Arbeitslose als vor einem Jahr – darunter viele Geflüchtete
Aktuell sind im Freistaat 33.666 mehr Menschen arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr. Agenturchef Holtzwart führt das zu zwei Dritteln auf die Arbeitslosigkeit von Menschen aus der Ukraine zurück. Eine nach seinen Worten "unterschätzte Rolle" spielen aber mittlerweile wieder Arbeitslose aus den acht wichtigsten Asyl-Herkunftsländern, darunter Syrien. Beide Effekte würden noch länger eine Rolle spielen, so Holtzwart. Viele Ukrainerinnen und Ukrainer kämen jetzt aus Integrationskursen - während derer sie nicht als arbeitslos gezählt werden - und bekämen nicht alle einen Job. Bei Geflüchteten aus anderen Kulturkreisen dauere die Integration in den Arbeitsmarkt ohnehin länger.
Ausblick: optimistisch bis unsicher
Anders als Prognosen für den gesamtdeutschen Arbeitsmarkt derzeit nahelegen, rechnet Ralf Holtzwart für die kommenden Monate noch mit einem Rückgang der Arbeitslosenzahlen in Bayern. Die "dämpfenden Entwicklungen" gelte es zu beobachten: "Wir wissen nicht, was für die nachlassende Dynamik derzeit verantwortlich ist", sagt er. Eine Ursache sei sicher, dass die Nachholeffekte nach Corona, etwa in der Gastronomie, weitgehend abgeschlossen seien. Es könne aber auch sein, "dass die Transformationsprozesse der Wirtschaft ihre Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen", womit die Folgen von Digitalisierung, Automatisierung und Energiewende gemeint sind. Womöglich gelinge manchen Firmen die Anpassung daran nicht schnell genug. Andererseits aber gibt es im Freistaat derzeit immer noch über 150.000 bei den Arbeitsagenturen gemeldete, offene Stellen.
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