Streikende in gelben Streikwesten mit Transparenten vor einem Geschäft.
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Wie hier in der H&M-Filiale in Erlangen haben Beschäftigte am Freitag, den 13., ihre Arbeit niedergelegt.

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"Geld reicht nicht bis Monatsende" – Warnstreiks im Handel

"Geld reicht nicht bis Monatsende" – Warnstreiks im Handel

13 bestreikte Geschäfte in Mittelfranken am Freitag, den 13. – die Symbolik ist gewollt. Denn aus Sicht der Gewerkschaft Verdi haben die Beschäftigten im Handel finanziell kein Glück. Ihr Gehalt reiche kaum zum Leben, heißt es.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Es sind vor allem die hohen Preissteigerungen der vergangenen Monate, die den Beschäftigten im Handel zu schaffen machen. Der aktuelle Verdienst, sagen sie, reicht nicht mehr zum Leben. "Unsere Löhne sind so niedrig, dass wir uns keine Sonderausgaben leisten können", meint etwa die Nürnberger H&M-Betriebsrätin Susanne Jensen. "Das Geld reicht nicht bis Monatsende. Es ist einfach nicht mehr möglich, mit diesen Gehältern zu überleben." Deshalb steht Susanne Jensen zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen heute vor der H&M-Filiale im Einkaufszentrum Erlanger Arcaden. Alle tragen sie gelbe Streikwesten. "Hier werden Verkäufer*innen billig verkauft" steht auf einem ihrer Transparente.

Streikwille im Handel auch nach Monaten groß

Von Streikmüdigkeit ist bei den Beschäftigten im Handel nichts zu spüren, obwohl die Tarifverhandlungen schon monatelang andauern. Seit Monaten bestreiken sie etwa, mit Unterbrechungen, die Zentrallager von Edeka in Franken. Die Folge: In den Supermärkten vor Ort sind einige Regale deutlich leerer als sonst, manche Produkte sind gar nicht zu bekommen oder nur zeitweise.

Heute folgten erneut etwa 250 Beschäftigte in Mittelfranken dem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi. Am Freitag, den 13., blieben 13 Geschäfte zeitweise geschlossen: Filialen von H&M, Ikea, Kaufland, Metro und Marktkauf waren dabei. Bayernweit wurden heute 100 Handelsunternehmen bestreikt. Bundesweit wollten laut Verdi etwa 10.000 Beschäftigte dem Streikaufruf folgen.

Weniger als 1.000 Euro Rente

Nach den Worten der Nürnberger Verdi-Gewerkschaftssekretärin Jaana Hampel treibt viele Beschäftigte im Handel mit Blick auf ihre Zukunft die Angst um. "90 Prozent bekommen weniger als 1.000 Euro netto Rente, und die Konzerne haben volle Taschen", sagt sie. "Das haben sie den Beschäftigten zu verdanken." Das sieht auch Verdi-Verhandlungsführer Hubert Thiermeyer so. Die Handelskonzerne hätten in den vergangenen Monaten massiv die Preise erhöht, auch für die eigenen Beschäftigten. "Sobald es aber um Entgelterhöhungen geht, wollen sie auf Biegen und Brechen weitere Reallohnverluste durchsetzen." Die Angestellten im Handel könnten sich aber keine weiteren Einschnitte leisten.

Mehr als 50 Verhandlungsrunden ohne Ergebnis

Seit April verhandeln die Tarifparteien im Handel. In keinem der Landesbezirke in Deutschland gab es bei mehr als 50 Verhandlungsrunden ein Ergebnis. Für die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel fordert die Gewerkschaft Verdi unter anderem eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,50 Euro in der Stunde und einen Tarifvertrag mit zwölf Monaten Laufzeit. Die unteren Beschäftigungsgruppen sollen ein Mindesteinkommen von 13,50 Euro in der Stunde erhalten.

Für die Beschäftigten im bayerischen Groß- und Außenhandel will die Gewerkschaft ein Plus von 13 Prozent durchsetzen. Das lehnen die Arbeitgeber ab und verweisen auf die schwierige wirtschaftliche Lage der Firmen. Sie bieten nach eigenen Angaben ein Plus von insgesamt 8,5 Prozent in zwei Schritten bei einer Vertragslaufzeit von 24 Monaten. Beide Seiten werfen sich eine Blockadehaltung vor.

Streit um einseitige Entgelt-Erhöhung

Wegen des festgefahrenen Tarifstreits empfahl der Handelsverband den Unternehmen unlängst, die Entgelte um 5,3 Prozent auch ohne Tarifabschluss anzuheben – dieses Extra-Geld soll dann bei einem Vertragsabschluss angerechnet werden. Mehrere Unternehmen folgten dieser Empfehlung, auch in Bayern. Dies wiederum kritisiert die Gewerkschaft. Freiwillige Erhöhungen seien keine Lösung. Es müsse vielmehr einen rechtsverbindlichen Tarifabschluss geben.

Der Handel bietet Prämien oder Rabatte

Tatsächlich fahren die Handelsunternehmen in Bayern nach Informationen von BR24 ganz unterschiedliche Strategien. Während die einen eine einmalige Inflationsausgleichsprämie in Höhe von ein paar hundert Euro zahlen, gewähren andere einen Einkaufsrabatt für ihre Angestellten oder erhöhen die Gehälter zu unterschiedlichen Zeitpunkten um rund fünf Prozent. Nach Einschätzung von Gewerkschafterin Jaana Hampel werden diese Maßnahmen die Streikbereitschaft im Handel nicht schmälern. "Die Leute empfinden das als Versuch, sie mundtot zu machen. Das macht sie nur noch wütender." Ein einheitlicher, für alle geltender Tarifabschluss sei unumgänglich.

In Bayern gab es bislang fünf Verhandlungsrunden im Großhandel und vier im Einzelhandel. Die Tarifverhandlungen im bayerischen Einzelhandel werden am 26. Oktober fortgesetzt.

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