Intel-Chef Gelsinger wiederholt es fast gebetsmühlenartig: Bis 2030 will sein Unternehmen weltweit die Nummer zwei bei der Auftragsfertigung von Chips sein. Hinter dem derzeitigen Marktführer TMSC aus Taiwan.
Intel betont langfristige Strategie
Doch das Geschäft soll nicht mehr allein Asien überlassen werden. In Magdeburg will Intel in diesem Jahr für 30 Milliarden Euro eine neue Fabrik bauen. In einem Interview mit MDR und BR sagt Intel-Chef Gelsinger: "Wir denken in einem Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren." Man ticke nicht wie die Börse, für die nur die letzten drei Monate wichtig seien. Er habe seine Mitarbeitenden und seinen Verwaltungsrat hinter sich, betont Gelsinger. "Wir glauben an die langfristige Strategie."
Nvidia hat Intel beim Umsatz überholt, fertigt aber nicht selbst
Doch der Sanierungskurs, den Gelsinger vor drei Jahren eingeschlagen hat, hat die Anleger bisher nicht beeindruckt. Der Aktienkurs von Intel ist unter seiner Führung um 30 Prozent gefallen. Die Börse feiert derzeit vor allem Intels Nachbarn, den Grafikkartenhersteller Nvidia. Dessen KI-Chips werden Nvidia förmlich aus den Händen gerissen. Nvidia ist mittlerweile das fünftwertvollste börsennotierte Unternehmen in den USA.
Aber es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Grafikkartenhersteller und Intel. Es ist fast so, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Nvidia lässt seine Chips bei TMSC in Taiwan fertigen. Im Auftrag. Intel baut selbst. Allerdings: Reinrassige KI-Chips waren bisher nicht im Angebot. Doch die könnten in fünf bis sechs Jahren in Magdeburg produziert werden. Gelsingers Wunsch: "Ich möchte, dass die deutschen Automobilhersteller, die Telekommunikationsunternehmen auf ihre Dächer klettern, ein Fernrohr rausholen und sagen können: Guck mal, da drüben werden meine Chips gebaut. Dort ist meine Lieferkette. Ich weiß, wo sie gebaut werden."
Börse macht Druck auf Intel und Gelsinger
Auch wenn der Druck auf Gelsinger und Intel groß ist. Die Zeit könnte dem einstigen Branchenprimus in die Hände spielen. Denn die Politik in Washington und Brüssel fordert längst, die Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern wie TMSC zu reduzieren. Zu groß ist die Bedrohung aus China. Lieferengpässe wie während Covid sollen sich nicht wiederholen.
Der Deutsche Christoph Schell ist weltweiter Vertriebschef von Intel. Er betont: "Ich glaube einfach, dass es so sein wird wie im Ölgeschäft. Es wird "Haves" und "Have Nots" geben. Und damit meine ich viele Länder, die keine Möglichkeit haben, Halbleiter herzustellen, Chipdesign zu machen.
Intel Vertriebschef Schell: Wettbewerbsnachteile für Länder ohne eigene Chipfertigung
Diese Länder hätten einen Wettbewerbsnachteil. Betroffen seien Unternehmen wie Regierungen gleichermaßen. Er gehe davon aus, dass die größten Kunden von Intel in den nächsten Jahren auch Regierungen sein werden, einfach weil es sehr viel mit Chip-Design, sehr viel mit Sicherheit, mit Datensicherheit zu tun hat. Und das werde eingebettet sein in das Silizium. Für den gebürtigen Schwaben Schell ist das "ein Riesenthema".
Nvidia feiert, Intel startet Partnerschaft mit Microsoft
Während sich Nachbar Nvidia für neue Umsatzrekorde am gestrigen Mittwoch feiern lässt, verkündet Nachbar Intel eine neue 15-Milliarden-Dollar-Partnerschaft mit dem Softwarehersteller Microsoft. Für diesen wird Intel künftig maßgeschneiderte CPUs und – Gerüchten zufolge – auch spezielle KI-Beschleuniger-Prozessoren bauen.
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