Olena Podchasova und ihre Arbeitsvermittlerin beim Jobcenter Nürnberg
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Olena Podchasova (re) und ihre Arbeitsvermittlerin beim Jobcenter Nürnberg

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Jobcenter gefordert: 200.000 Ukraineflüchtlinge suchen Arbeit

Jobcenter gefordert: 200.000 Ukraineflüchtlinge suchen Arbeit

Sie sind gut ausgebildet und haben jetzt Grundkenntnisse in Deutsch. Geflüchtete aus der Ukraine sollen deshalb schnell in Arbeit kommen. Das ist Aufgabe der Jobcenter. Die hoffen, statt einer millionenschweren Budgetkürzung, mehr Geld zu bekommen.

Über dieses Thema berichtet: Rundschau Magazin am .

Olena Podchasova spricht mit einer Arbeitsvermittlerin im Nürnberger Jobcenter. Die Ukrainerin aus Charkiw hat ihren Deutschkurs auf B1 Niveau beendet. Sie hat jetzt Grundkenntnisse der deutschen Sprache und sucht Arbeit. "Ich war in der Ukraine Wirtschaftsprüferin", erzählt die 43-Jährige. Sie habe eine Ausbildung als Buchhalterin gemacht, dann an der Universität studiert und später noch eine Weiterbildung draufgesattelt. In Deutschland würde sie gerne als Finanzbuchhalterin bei einem Steuerberater arbeiten.

Noch läuft das Anerkennungsverfahren ihrer Berufsabschlüsse. Doch das sei kein Grund, länger im Bürgergeldbezug zu bleiben. Man könne trotzdem schon mal in die gewünschte Branche einsteigen, sagt Renata Häublein, die Geschäftsführerin des Jobcenters Nürnberg-Stadt. Es müsse ja nicht von Anfang an gleich die gewünschte Funktion sein. Aber auf diese Weise bekomme man einen guten Einblick in die Arbeitsabläufe, so Häublein weiter.

Statt Budgetkürzung nun zusätzliches Geld

Renata Häublein hilft genau in solchen Fällen, doch ob sie das so weiter leisten kann mit ihrem Team, war lange nicht klar. Wochenlang haben die Geschäftsführerin und ihr Team überlegt, wo sie nächstes Jahr den Rotstift ansetzen müssen. Denn im Berliner Sparhaushalt war eine Budgetkürzung für Jobcenter in Höhe von 750 Millionen Euro vorgesehen. Erst vor zwei Wochen, quasi in letzter Minute, hat der Haushaltsausschuss die Budgetkürzung zurückgenommen und sogar zusätzliches Geld angekündigt – eine große Erleichterung für den Moment.

Jetzt beraten Häublein und ihr Team, wie sie ihre 2.000 Ukraineflüchtlinge mit abgeschlossenen Deutschkursen schnell in Arbeit bringen können. Welche Arbeitgeber bieten zum Beispiel Kinderbetreuung an und ermöglichen dadurch auch Schichtdienste. Viel spräche auch für den Jobeinstieg über ein Praktikum, das Arbeitgebern und Bewerbern schnell zeigt, ob es miteinander funktionieren kann.

Ohne externe Mitarbeiter geht es nicht

Klar wird in der Runde aber auch, dass dem Nürnberger Jobcenter für eine intensive Betreuung der zu vermittelnden Ukraineflüchtlinge das Personal fehlt. Denn auch andere Bürgergeldbezieher wollen beraten und vermittelt werden. Geschäftsführerin Renata Häublein hofft deshalb, dass der - zuletzt vom Bundesarbeitsministerium angekündigte - finanzielle Zuschlag für Jobcenter auch tatsächlich kommt. "Die Idee ist, dass alle vier bis sechs Wochen unsere Vermittler mit den Ukrainerinnen und Ukrainern in Kontakt bleiben. Für die Zwischenzeit würden wir gerne, wenn wir die Mittel hätten, Menschen einkaufen, die unterstützen, die begleiten, die wirklich nah dran sind, bei den Details, die anstehen bei der Arbeitssuche."

Das zusätzliche Geld, das das Bundesarbeitsministerium für die Jobcenter bereitstellen will, würde in Nürnberg also auch für externe Mitarbeiter - wie etwa Jobbegleiter - gebraucht, damit diese die Geflüchteten intensiv auf ihrem Weg in Arbeit begleiten.

Selbst in Helferberufen gutes Deutsch gefordert

Geschäftsführerin Renata Häublein zeigt eine ganze Reihe niederschwelliger Stellenangebote, die bei der Bundesagentur für Arbeit eingegangen sind. Es handelt sich durchwegs um Helferjobs. Trotzdem werden gute Deutschkenntnisse gefordert. Ein Arbeitgeber sucht zum Beispiel eine Hauswirtschaftshilfe. Während ihm in den Bereichen Hauswirtschaft, Reinigen, bei Speisezubereitung und Wäschepflege Grundkenntnisse ausreichen, sind bei der deutschen Sprache erweiterte Kenntnisse gefordert.

Ein anderer Arbeitgeber, der eine Küchenhilfe sucht, die Snacks zubereitet, beim Aufbau eines Buffets sowie bei Verkaufs- und Kassiertätigkeiten unterstützt, erwartet gute Deutschkenntnisse. Das schließe viele Ukrainerinnen aus, sagt Häublein, die Grundkenntnisse der deutschen Sprache erworben hätten. Ohne die Bereitschaft der Arbeitgeber, auch Ukraineflüchtlinge mit Deutsch-Grundkenntnissen einzustellen, könnten die Jobcenter nichts ausrichten. Es sei wichtig, so Häublein weiter, dass alle Akteure im Dialog bleiben und an einem Strang ziehen. Schließlich gehe es um die Fachkräfte von morgen.

Andrea Nahles: Unternehmer müssen umdenken

Die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, möchte erreichen, dass sich Arbeitgeber von ihren hohen Ansprüchen lösen und Geflüchtete aus der Ukraine auch mit Grundkenntnissen in Deutsch einstellen. Man sei im Gespräch mit Unternehmern, so Nahles. Es sei deren Beitrag zum Gelingen, den Geflüchteten schon jetzt mehr Chancen auf einen Arbeitsplatz zu eröffnen. Nahles ist davon überzeugt, dass die Menschen schneller "on the job" lernen, als wenn sie mit vielen anderen im Seminarraum sitzen.

Finanzielle Ausstattung der Jobcenter noch nicht gesichert

Erst am 17. November 2023 hatte der Haushaltsausschuss in Berlin bekanntgegeben, dass die für die Jobcenter geplante Budgetkürzung um 750 Millionen Euro nun doch nicht kommen soll. Stattdessen solle es 750 Millionen Euro plus weitere, sogenannte Ausgabereste in Höhe von 600 Millionen Euro geben. Mit insgesamt 1,35 Milliarden Euro würde den Jobcenter in 2024 statt einer massiven Kürzung nun zusätzliches Geld ins Haus stehen. Dazu äußerte sich die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit Nahles heute vorsichtig.

Vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage und dem noch immer nicht beschlossenen Haushalt für das kommende Jahr, sei auch die finanzielle Ausstattung der Jobcenter noch nicht gesichert. Selbstverständlich werbe sie dafür, dass es bei den zuletzt zugesagten Finanzmitteln bleibe, so die BA-Chefin. Wichtig sei ihr, dass der Haushaltsprozess zügig vorangehe, damit alle Beteiligten bald Planungssicherheit haben, für das Jahr 2024. "Wir hängen so ein bisschen jetzt grade in der Luft", sagt Nahles.

Ukrainerin bekommt Praktikum bei Steuerberater

Das Nürnberger Jobcenter hat Olena Podchasova ein dreiwöchiges Praktikum bei einem Steuerberater vermittelt, der dringend Fachkräfte sucht. Die 43-jährige Ukrainerin freut sich sehr darüber: "Das ist für mich eine gute Möglichkeit. Vielleicht bekomme ich einen festen Arbeitsplatz", sagt sie lächelnd. Die zielstrebige Frau aus Charkiw will noch besser werden. In Abendkursen lernt sie weiter Deutsch, um das höhere B2 Niveau zu erreichen.

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