Keine Dynamik mehr, getrübte Erwartungen, schwache Investitionen im Inland: Die bayerische Metall- und Elektroindustrie (M+E) stand schon einmal besser da. Der Hauptgeschäftsführer der zwei Arbeitgeberverbände Bayme und Vbm, Bertram Brossardt, warnt, dass daraus ein dauerhafter Trend werden wird.
Firmen denken über Produktionsverlagerungen nach
Noch bewerten zwar mehr als die Hälfte der befragten Firmen ihre Geschäftslage als gut. Doch von der Zukunft erwarten sie sich nicht allzu viel. Sieben Prozent fürchten im laufenden Jahr, Verluste zu schreiben. Für fast zwei Drittel haben sich laut einer Arbeitgeber-Umfrage die Standortbedingungen verschlechtert. Die Bereitschaft, im Freistaat zu investieren, ist gesunken. Die Folge: Immer mehr denken darüber nach, mit der Produktion ins Ausland abzuwandern oder haben das bereits eingeleitet. Der Verband mahnt:
"Die Rahmenbedingungen werden schlechter und sind ein echtes Risiko für unseren Standort. Fehlende Investitionen von heute sind fehlende Innovation, fehlende Kapazität und fehlende Wertschöpfung von morgen. Wenn wir erfolgreiche Unternehmen wollen, die für Wertschöpfung und Beschäftigung im Inland sorgen, dann brauchen sie auch vernünftige Bedingungen." Bertram Brossardt, Bayerische Metall- und Elektroindustrie
Dazu gehört für Brossardt eine bezahlbare Versorgung mit Energie und auch längere Arbeitszeiten. So wollen laut Umfrage viele Betriebe nach wie vor einstellen, finden aber keine Fachkräfte.
Am Standort Bayern verschlechterte Bedingungen
Verantwortlich für verschlechterte Standortbedingungen machen die Unternehmen neben den Energiekosten vor allem die Arbeitskosten, die steigende Bürokratie und eben den Fachkräftemangel. Auch Rohstoffkosten und wachsende Umweltauflagen sind weitere belastende Faktoren. So haben von den 70 Prozent der Unternehmen, die eine Verschlechterung der Standortbedingungen sehen, bereits gut 17 Prozent Teile der Wertschöpfung ins Ausland verlagert. "Weitere 36 Prozent der Unternehmen planen zudem eine Verlagerung", mahnt Brossardt.
Beschäftigung dennoch auf Höchststand
Die Beschäftigungspläne der M+E Unternehmen sind noch immer expansiv, liegen aber niedriger als im Winter. "Im Jahresverlauf wird die Beschäftigung in den bayerischen M+E Unternehmen um gut 10.000 Personen zulegen. Damit erreichen wir zum Jahresende trotz Fachkräftemangels und eintrübender Konjunktur mit 875.000 Beschäftigten einen neuen Höchststand", so Brossardt.
An der Umfrage nahmen 196 Unternehmen mit gut 223.000 Beschäftigten teil, insgesamt arbeiten in Bayern rund 870.000 Menschen in der M+E-Branche.
Im Video: Industrie klagt über verschlechterte Standortbedingungen
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