Ein schief hängender Bauzaun mit dem Signa-Logo verdeckt die Sicht auf eine Baulücke am Münchner Hauptbahnhof.
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Seit der Pleite von René Benkos Signa-Konzern klaffen zahlreiche Baulücken in der Münchner Innenstadt.

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Nach der Festnahme: Wie steht es um das Benko-Imperium?

Nach der Festnahme: Wie steht es um das Benko-Imperium?

Seit Monaten ermitteln Behörden gegen ihn, nun haben sie den Unternehmer René Benko festgenommen. Sein ehemaliges Immobilienkonstrukt ist kaum zu überblicken. Doch wie viel ist in Bayern noch von seinen Projekten zu sehen?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Noch ziert der Signa-Schriftzug die Baustellenabsperrungen in der Münchner Innenstadt. Doch dort, wo einst Karstadt den ganzen Bereich zwischen Hauptbahnhof und Karlsplatz einnahm, tut sich nichts. Heute zeugen entbeinte und zum Teil abgerissene Gebäude vom Untergang des Immobilienkonzerns. Auch wenn die Immobilie inzwischen zum Verkauf steht, könnte es noch Jahre dauern, bis das Gebäude wieder mit Leben gefüllt wird.

Wie steht es um die Signa-Immobilien in München?

Doch Benkos Signa-Gruppe investierte nicht nur in die Immobilie am Münchner Hauptbahnhof: Es ist ein gewaltiges Stück der Landeshauptstadt, das sich die Signa-Unternehmensgruppe über die vergangenen Jahre einverleibt hat.

Das Galeria Kaufhaus am Marienplatz bleibt zumindest weiterhin geöffnet. Die Kaufhauskette Galeria konnte nach der Insolvenz 2024 unter neuer Führung stark verkleinert, den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten.

Dass das Kaufhaus am Marienplatz weiterhin geöffnet ist, ist für die Münchnerinnen und Münchner ein Glücksfall. Ganz im Gegensatz zu einer weiteren Benko-Immobilie in der Innenstadt: das ehemalige Kaut-Bullinger-Haus in der Rosenstraße 8. Es steht leer. Ein Münchner Immobilienunternehmer hatte es im März 2024 für 80 Millionen Euro gekauft. Nun wird es abgerissen - und einem Neubau weichen.

Und dann ist da natürlich noch die Alte Akademie in der Münchner Fußgängerzone. Ein altes Jesuitengymnasium aus dem 16. Jahrhundert. Auch dessen Zukunft steht aktuell noch in den Sternen: Der damalige Finanzminister Markus Söder hatte die Immobilie 2013 im Erbbaurecht für 65 Jahre an die Signa übergeben. Nach der Pleite des Konzerns kam es Ende 2023 zu einem Baustopp.

Kaufhäuser haben neue Eigentümer

Auch im Kaufhaus Oberpollinger, das wie das Alsterhaus in Hamburg und das KaDeWe in Berlin einst zu Galeria Karstadt Kaufhof gehörte, läuft das Geschäft weiter.

Die KaDeWe-Gruppe wurde an die thailändische Globus Gruppe verkauft. Allein für die Berliner Immobilie bezahlte Globus wohl eine Milliarde Euro. Für die Gebäude in Hamburg und München wurden im Sommer 2024 neue Mietverträge mit dem Insolvenzverwalter geschlossen. Neben dem Alsterhaus blieb auch Oberpollinger in München erhalten.

Insolvenzverwalter versuchen Immobilien zu verkaufen

Der Benko-Konzern Signa und seine diversen Untergesellschaften bildeten ein Firmengeflecht, das die Insolvenzverwalter in Österreich und Deutschland nun in seine Einzelteile zerlegen. Sie versuchen, die Immobilien zu Geld zu machen.

Benko erwarb die Grundstücke über Unterfirmen zu hohen Preisen. Allerdings, so der Vorwurf, habe er sie im Anschluss über Wert angeboten, um Investoren anzulocken. Investoren wie den Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne. Dieser bestätigte, eine halbe Milliarde Euro in den Sand gesetzt zu haben. Benko habe ihn zudem mit falschen Versprechungen um den Finger gewickelt, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Europaweite strafrechtliche Ermittlungen

In Österreich, Deutschland und Italien wurde sichtbar, dass einige Vorhaben mit den realen Gegebenheiten wenig zu tun hatten. Betrugsverdacht – darum geht es bei den Ermittlungen gegen René Benko persönlich, die auch die Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) vor einem dreiviertel Jahr eingeleitet hat.

Der Vorwurf lautet nach Informationen des ORF: Benko habe als De-facto-Geschäftsführer der von ihm gegründeten Signa-Gruppe eine österreichische Bank in Bezug auf die finanzielle Lage seines Unternehmens getäuscht. Nur so sei ein Kredit über 25 Millionen Euro verlängert worden, als die Signa mutmaßlich schon insolvent gewesen sei.

Seit über einem Jahr ermittelt auch die Staatsanwaltschaft München I gegen Signa wegen des Verdachts der Geldwäsche. Wie eine Sprecherin dem BR sagte, haben die Staatsanwaltschaften in München und Berlin sowie die WKStA in Wien ein gemeinsames Ermittlungsteam (Joint Investigation Team JIT) gegründet, um den Informationsaustausch zu beschleunigen. Die aktuelle Festnahme von Benko in Innsbruck, wegen Tatbegehungsgefahr als auch Verdunkelungsgefahr, habe allerdings nichts mit den Ermittlungen in München zu tun, so die Münchner Staatsanwaltschaft.

Im Video: René Benko in Innsbruck festgenommen

René Benko in Innsbruck festgenommen
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René Benko in Innsbruck festgenommen

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