Der kriselnde Flugzeugbauer Boeing leitet wenige Wochen nach einem Beinahe-Unglück einen Chefwechsel ein. Konzernchef Dave Calhoun gebe den Posten Ende des Jahres ab, teilte der Konkurrent des europäischen Flugzeugherstellers Airbus am Montag mit. Auch Verwaltungsratschef Larry Kellner und der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Stan Deal, gehen. Boeing-Aktien reagierten mit einem Kursplus von mehr als zwei Prozent im vorbörslichen Handel.
Boeing tief in der Qualitätskrise
"Die Augen der Welt sind auf uns gerichtet, und ich weiß, dass wir diesen Moment als ein besseres Unternehmen überstehen werden, das auf all den Erkenntnissen aufbaut, die wir in den letzten Jahren bei der gemeinsamen Arbeit am Wiederaufbau von Boeing gesammelt haben", sagte Calhoun in einer Mitteilung (externer Link). Bis Ende des Jahres soll Calhoun das Unternehmen stabilisieren und so aus der Krise führen.
Der Flugzeugriese war zuletzt wegen einer Pannenserie im Fokus: Nachdem erst im Januar eine Boeing der Alaska Airlines einen Teil der Kabinenwand verloren hatte, löste sich in diesem Monat bei einer Maschine von United Airlines eine Abdeckung. Anfang März hatte eine Boeing 777 der Fluggesellschaft United Airlines beim Start in San Francisco ein Rad verloren.
Nach dem plötzlichen Absacken einer Boeing-Passagiermaschine vom Typ 787 Dreamliner auf dem Weg nach Neuseeland mit zahlreichen Verletzten forderte der US-Flugzeugbauer Fluggesellschaften auf, bestimmte Schalter an den Pilotensitzen zu überprüfen. Betreiber von Maschinen vom Typ 787 Dreamliner sollten die Schalter "bei der nächsten Wartungsgelegenheit" unter die Lupe nehmen.
Flugzeugbauer in wirtschaftlichen Turbulenzen
Boeing verliert wegen der harten Auflagen der Behörden derzeit Milliardensummen. Im ersten Quartal flössen voraussichtlich 4 Milliarden bis 4,5 Milliarden US-Dollar (3,7 bis 4,1 Milliarden Euro) aus dem Konzern ab, sagte Boeing-Finanzchef Brian West am vergangenen Mittwoch auf einer Konferenz der Bank of America in London. Damit rücke auch das mittelfristige Ziel eines freien Barmittelzuflusses von 10 Milliarden Dollar in weite Ferne. Bisher hatte sich das Management vorgenommen, diese Marke im Jahr 2025 oder 2026 zu erreichen. Die Boeing-Aktie hat im Jahresverlauf mehr als 30 Prozent eingebüßt.
Mit Informationen von dpa
Im Audio vom 16. April: Wieder Panne bei Boeing - Maschine verliert Rumpfteil
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