Nach der Loslösung eines Teils der Kabinenwand einer Boeing-Maschine während des Flugs hat die US-Luftfahrtbehörde FAA eine umfangreiche Ermittlung eingeleitet. Die Untersuchung konzentriere sich auf Teile am Flugzeug, die anstelle zusätzlicher Ausgänge eingebaut werden, teilte die FAA am Donnerstag mit. Geprüft werde, "ob es Boeing versäumt hat, sicherzustellen, dass seine fertigen Projekte den genehmigten Bauweisen entsprechen" und die von der FAA gesetzten "hohen Sicherheitsstandards" erfüllten, erklärte die Behörde.
Ein solches Teil war vergangene Woche von einer 737-Max-9-Maschine der Alaska Airlines während des Fluges abgefallen und nahe Portland im US-Staat Oregon gefunden worden. Der Fund soll nun in einem Labor untersucht werden.
Ermittlungen: Suche nach vier Bolzen
Bei der Untersuchung soll ermittelt werden, ob es Boeing unterlassen hat, die nötigen Vorkehrungen für die sichere Verwendung des Flugzeugteils zu treffen. Bislang wurden laut Ermittlern vier Bolzen, die zur Befestigung eines solchen Teils genutzt werden, noch nicht gefunden. Es sei unklar, ob diese überhaupt eingesetzt gewesen seien, als das Flugzeug startete. Trotz des entstandenen Lochs in der Maschine konnte das Flugzeug notlanden. Schwere Verletzungen unter den Flugzeuginsassen wurden nicht gemeldet.
"Dieser Vorfall hätte nie passieren sollen und darf nicht nochmal passieren", teilte die Luftfahrtbehörde FAA mit. Boeing müsse sich bei der Herstellung an die vorgegebenen Sicherheitsstandards halten.
Boeing bereit zu Kooperation – Chef räumt "Fehler" ein
Boeing selbst teilte mit, das Unternehmen mit Sitz im US-Staat Virginia werde bei Untersuchungen kooperieren. Neben den Ermittlungen der FAA gibt es eine weitere Untersuchung, die von der Verkehrssicherheitsbehörde NTSB vorgenommen wird. Diese Untersuchung läuft bereits seit Samstag. Nach Angaben der NTSB hatte sich die Abdeckplatte eines nicht genutzten Notausgangs während des Fluges geöffnet und gelöst.
Boeing-Chef Dave Calhoun hatte als Reaktion auf die Notlandung "Fehler" seines Unternehmens eingestanden. Er sicherte "vollständige Transparenz" bei der Aufarbeitung des Vorfalls zu.
Startverbot für Maschinen desselben Bautyps
Die Luftfahrtbehörde hat für Maschinen vom Typ 737 Max 9 indessen ein Startverbot erlassen, betroffen sind unter anderem 65 Maschinen der Fluggesellschaft Alaska Airlines, zudem 79 Maschinen von United Airlines.
Die 737 MAX hatte Boeing in vergangenen Jahren massive Probleme beschert. Nach zwei Flugzeugabstürzen in Indonesien und Äthiopien mit insgesamt 346 Toten war im März 2019 ein weltweites Flugverbot für die Maschinen dieses Typs verhängt worden, das erst Ende 2020 nach technischen Überarbeitungen aufgehoben wurde.
Mit Informationen von AP und AFP
Im Video: Teil der Kabinenwand bei Flug herausgefallen
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