Magna-Mitarbeiter aus Dorfprozelten protestieren gegen die Schließung ihres Werks
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Magna-Mitarbeiter aus Dorfprozelten protestieren gegen die Schließung ihres Werks

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Nach Protesten: Magna-Werk in Dorfprozelten bleibt erhalten

Im März hatte der Automobilzulieferer Magna angekündigt, sein Werk in Dorfprozelten schließen zu wollen. Es folgten Proteste und langwierige Verhandlungen. Jetzt steht fest: Der Standort bleibt erhalten – allerdings schrumpft die Belegschaft massiv.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Mit Scherben vor dem Werkstor von "Magna Mirrors" wollten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ende März demonstrieren, dass die geplante Werksschließung einen Scherbenhaufen hinterlässt. Jetzt scheint dieser symbolische Scherbenhaufen aufgekehrt zu sein: Der Standort des Automobilzulieferers Magna in Dorfprozelten im Landkreis Miltenberg bleibt erhalten. Allerdings schrumpft die Belegschaft bis 2028 um mehr als die Hälfte.

250 Arbeitsplätze fallen weg

"Wir freuen uns, dass wir neue Lösungen präsentieren können, neue Aufträge haben und eine Zukunftsperspektive für den Standort Dorfprozelten", eröffnet Andreas Buhl, Werkleiter von Magna in Dorfprozelten, die Pressekonferenz am Nachmittag. Doch Sektkorken werde man nicht knallen lassen, denn von den aktuell 453 Arbeitsplätzen werden 250 abgebaut, spätestens bis zum Jahr 2028. "Sozialverträglich, ohne betriebsbedingte Kündigungen“, betont Percy Scheidler, Verhandlungsführer von Seiten der IG Metall. Mehr als 80 Prozent der Belegschaft habe vor dieser Perspektive für einen Erhalt des Standorts gestimmt.

Neue Technologien sorgen für Erhalt des Standorts

Die Stimmung in der Belegschaft sei aktuell noch nicht als gut zu bezeichnen, führt Betriebsratsvorsitzende Jutta Schwaab an. Auf die Beschäftigten komme ein langer Weg zu, es gelte Mitarbeiter weiter- und umzuqualifizieren, doch sobald das Eckpunktepapier stehe, werde die Belegschaft wie gewohnt die Arme hochkrempeln und den Standort zukunftsfähig aufstellen.

Dass es weitergeht in Dorfprozelten sei vor allem der Mannschaft zu verdanken, betont Metaller Percy Scheidler, doch auch der Unterstützung durch die Politik. Nach einem Gespräch im Bayerischen Wirtschaftsministerium seien Fördergelder für neue innovative Produkte in Aussicht gestellt worden, sagt Magna-Werkleiter Andreas Buhl. Er spricht gegenüber BR24 etwa von auto-dimmbarem Glas, das sich dem Umgebungslicht anpasst, und weiteren Innovationen, die man noch nicht verraten wolle. "Wir werden 10 Millionen Euro in den Standort investieren, einen Förderantrag wollen wir noch diese oder nächste Woche einreichen. Uns sind Fördergelder im siebenstelligen Bereich in Aussicht gestellt worden", so Buhl.

IG Metall fordert Bekenntnis zu Zulieferern

Miltenbergs Landrat Jens Marco Scherf und Dorfprozeltens Bürgermeisterin Lisa Stenger betonen im Rahmen der PK das gute Zusammenspiel zwischen Politik – jedweder Couleur – und Gewerkschaft, danken auch der aufgeschlossenen zukunftsorientierten Magna-Geschäftsführung. Den größten Arbeitgeber im Südspessart zu verlieren, wäre ein harter Schlag gewesen. Percy Scheidler von der IG Metall appelliert an die deutschen Autohersteller - im Hinblick auf die Verlagerung vieler Produktionen ins osteuropäische Ausland: "Die Deutschen Autobauer müssen sich zu den Zulieferbetrieben im eigenen Land bekennen, es ihnen ermöglichen, kreativ zu sein und Gewinne zu erzielen. Wir brauchen eine starke Zulieferindustrie in Deutschland, in Bayern und hier am Bayerischen Untermain. Eine Deindustrialisierung der Region werden wir nicht weiter hinnehmen".

500 Beschäftigte in Dorfprozelten

Im März hatte der Automobilzulieferer angekündigt, das Werk von "Magna Mirrors" in Dorfprozelten mit etwa 500 Beschäftigten bis Mitte 2025 komplett schließen zu wollen. Daraufhin gab es mehrere Protestaktionen der Belegschaft. Magna wollte die Produktion zur Gewinnmaximierung nach Osteuropa verlagern. Der Gewinn des Unternehmens war im letzten Quartal des Jahres 2022 um fast 80 Prozent auf 95 Millionen Euro eingebrochen. Grund seien die steigenden Ausgaben für Energie, höhere Lohnkosten und Mehrausgaben für die Entwicklung von Elektroauto-Teilen gewesen.

Der Automobilzulieferer Magna

Ende 2022 ist bereits das Magna-Werk im mittelfränkischen Bad Windsheim geschlossen worden. Dort waren 340 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Magna ist ein kanadisch-österreichischer Automobilzulieferer mit Hauptsitz in Aurora in Kanada. Der europäische Zweig wird von Wien aus gesteuert. Weltweit hat der Konzern in 28 Ländern mehr als 168.000 Beschäftigte. "Magna Mirrors" in Dorfprozelten produziert unter anderem Innen- und Außenspiegel.

Das Magna Gebäude von außen.
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