Ein Patient wird auf der Intensivstation des Klinikum "Rechts der Isar" von Fachkräften medizinisch betreut. (Symbolbild) In Bayern steigt die Zahl der Kliniken, die Verlust machen.
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Noch mehr Kliniken in Bayern machen Verluste

Noch mehr Kliniken in Bayern machen Verluste

In Bayern steigt die Zahl der Kliniken, die Verlust machen. Eine aktuelle Umfrage der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG) zeigt: Die Lage hat sich weiter verschlechtert. Dieses Jahr werden wohl noch mehr Kliniken ein Defizit schreiben.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Im Frühjahr 2024 gab die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG) ihren jährlichen "Krankenhaus-Trend" heraus. 80 Prozent der Kliniken in Bayern, die an der Umfrage teilgenommen hatten, sagten einen Verlust in ihrer Jahresbilanz 2024 voraus. Der Geschäftsführer der BKG, Roland Engehausen, hatte gehofft, dass diese Befürchtungen sich nicht bewahrheiten. Doch eine aktuelle Umfrage der BKG bestätigt die miserablen Zahlen. "Das habe ich mir nicht vorstellen können", sagt Engehausen. Es mache ihm große Sorge, dass kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen sei: Für dieses Jahr erwarten 85 Prozent der befragten Kliniken ein Defizit.

Umfrage zeigt Zahlen für zwei Drittel der Klinikbetten

Die Antworten, die die BKG bei einer Umfrage für ihren "Krankenhaus-Trend" erhalten habe, stünden für zwei Drittel aller Klinikbetten in Bayern und seien deshalb sehr aussagekräftig, betont Engehausen. Private Träger würden sich an der Umfrage in der Regel zwar nicht beteiligen, und dort würden in etlichen Häusern durchaus noch Gewinne erwirtschaftet. Aber auch private Träger hätten inzwischen große Probleme, die Renditeerwartungen von Investoren zu erfüllen, erklärt der BKG-Chef.

Notlage bei kirchlichen Häusern

Besonders schlecht sei die Lage oft für Kliniken, die von kirchlichen Wohlfahrtsverbänden wie Diakonie und Caritas betrieben werden, stellt die BKG fest. Denn kirchliche Träger könnten in aller Regel hohe Defizite nicht ausgleichen, während Städte und Landkreise oft schon seit Jahren an die von ihnen betriebenen Krankenhäuser hohe Millionensummen zuschießen. Besonders bei Kliniken in der Trägerschaft der Wohlfahrtsverbände seien deswegen weitere Insolvenzen zu erwarten.

Verbands-Chef fordert zusätzliches Geld - aber nur kurzfristig

Als schnelle Gegenmaßnahme fordert die Krankenhausgesellschaft vier Prozent mehr Geld pro Behandlung. Der Verbands-Chef Engehausen stellt aber klar: Er wolle nicht dauerhaft zusätzliche Milliarden aus dem Beitragssaufkommen der Kassenversicherten einfordern. Vielmehr sei kurzfristig zusätzliches Geld nötig, damit die Kliniken Strukturen umbauen können.

Eine langfristige Lösung liege vor allem darin, dass die Krankenhäuser nur noch Patienten behandeln, die wirklich dort am besten aufgehoben sind, und die nicht eigentlich etwa in Arztpraxen besser versorgt werden könnten. Es müsse weit mehr Patientensteuerung geben. Dann könnten die Kassen den Kliniken bei einer geringeren Zahl von Patienten für jede einzelne Behandlung mehr Geld zahlen. Nur auf diese Weise hätten die Krankenhäuser eine Chance, dauerhaft aus der Verlustzone zu kommen.

Auswirkungen der Krankenhausreform noch ungewiss

Die Krankenhausreform, die vor einigen Monaten beschlossen wurde, wird nur von 10 Prozent der befragten Kliniken in Bayern ausdrücklich abgelehnt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wollte mit der Reform dafür sorgen, dass Kliniken sich stärker spezialisieren. Gleichzeitig sollen die Krankenhäuser weniger abhängig davon werden, dass sie möglichst viele Patienten behandeln.

Die vergleichsweise niedrige Ablehnungsquote müsse man aber im Zusammenhang mit einer anderen Zahl betrachten, betont die BKG: 54 Prozent der Kliniken, also mehr als die Hälfte, erklären, sie könnten die Auswirkungen der Reform noch gar nicht beurteilen. Ein gutes Drittel, nämlich 36 Prozent, begrüßen die Reform ausdrücklich.

Personal einsparen oder zusätzlich einstellen?

Weil die Mittel knapp sind, prüfe jede dritte Klinik, Personal abzubauen, berichtet die Krankenhausgesellschaft. Den 33 Prozent, die solche Überlegungen anstellen, stehen gleichzeitig 37 Prozent gegenüber, die darüber nachdenken, zusätzliches Personal einzustellen, um sich am Markt behaupten zu können.

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