Die Diakoneo-Krankenhäuser im Nürnberger Stadtteil St. Johannis sind gerade eine große Baustelle. Die Cnopfsche Kinderklinik und die Klinik Hallerwiese werden umgebaut. Knapp 300 Betten habe die beiden renommierten Häuser zusammen, rund 3.000 Geburten finden hier pro Jahr statt. Die Häuser sind spezialisiert auf die Versorgung von Frühgeborenen und damit wichtig für die medizinische Versorgung in der Stadt.
Diakoneo sieht keine Perspektiven
Doch die Krankenhäuser rechnen sich für den Betreiber Diakoneo nicht. Grund dafür seien die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen, die sich in den vergangenen Jahren absolut verändert hätten, sagt Diakoneo-Vorständin Ina Strickstrock. "Wir müssen darauf reagieren, dass Kliniken bei Diakoneo keine gute strategische Perspektive haben. Und deswegen ist es unser Ziel, sie abzugeben."
Schon jetzt fehlen 1.000 Betten
Sollten die Diakoneo-Kliniken wegfallen, hätte das massive Auswirkungen auf die Gesundheits-Infrastruktur in der Stadt, sagt Klaus Friedrich. Er leitet das Nürnberger Gesundheitsamt und analysiert die Versorgung mit Klinikbetten. Dabei hält er sich an die Faustregel, dass pro tausend Einwohner acht Krankenhausbetten notwendig wären. Für Nürnberg mit mehr als 500.000 Einwohnern wären das 4.000 Krankenhausbetten. "Aktuell gibt es aber nur etwas über 3.000 Klinikbetten in Nürnberg", bilanziert Friedrich. Es fehlen also schon jetzt rund 1.000 Betten.
Wenig Kapazitäten für Geburtshilfe
Selbst beim Blick über die Stadtgrenzen nach Fürth und Erlangen wäre es seiner Einschätzung nach schwierig, das Defizit zu kompensieren. "Die Kapazitäten sind natürlich auf den Stand heute bemessen. Es wäre schwierig, deutlich mehr Patienten aufzunehmen." Die Geburtshilfe im Nürnberger Südklinikum wird derzeit zwar erweitert. Aber auch das würde nicht ausreichen.
Klinikum stellt Bedingungen
Um die Betten und die Kompetenz der beiden Kliniken zu erhalten, verhandeln das Klinikum Nürnberg und Diakoneo über eine mögliche Übernahme. Das gehe aber nicht zu jedem Preis, sagt Isabel Lauer, Sprecherin des Klinikums Nürnberg. "Wir müssen bei einer möglichen Übernahme in jedem Fall unsere eigene Stabilität bewahren. Sowohl, was unseren eigenen großen Versorgungsauftrag angeht als auch wirtschaftlich", sagt sie mit Blick auf die Herausforderungen, vor denen die Krankenhäuser aktuell stehen.
Nürnberg pocht auf Wirtschaftlichkeit
Medizinische Versorgung kostet. Schon jetzt fährt das Klinikum Nürnberg jährlich rund 18 Millionen Euro Defizit ein. Eine mögliche Übernahme der Diakoneo-Kliniken darf den städtischen Haushalt jedoch nicht zusätzlich belasten. Das ist die Rahmenbedingung, die die Rathaus-Politik für die Verhandlungen vorgibt, sagt Christine Kayser, die Vorsitzende SPD-Fraktion. "Das muss wirtschaftlich sein, das muss aufgehen. Wir können nicht Geld investieren, ohne dass es eine wirtschaftlich tragfähige Lösung gibt."
"Negativer Kaufpreis" im Gespräch
Die Rathauspolitik steckt also in der Zwickmühle: Einerseits wollen die Stadträte die medizinische Versorgung sicherstellen. Andererseits haben sie kaum finanzielle Spielräume. Das macht die Verhandlungen schwer. Es dürfte daher auf einen sogenannten "negativen Kaufpreis" hinauslaufen. Das heißt: Diakoneo muss Geld drauflegen, damit die Stadt Nürnberg die Kliniken übernimmt. Offen ist dann aber immer noch, wie der defizitäre Betrieb ausgeglichen werden kann. Das macht die Verhandlungen so schwer. Bis zum Sommer wollen sich beide Parteien geeinigt haben.
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