"Es donnert in den Kitas", so das Motto der Aktionswochen. Mit den Mahnwachen vor der Staatskanzlei, vor Ministerien oder auch Rathäusern soll der Donnerschlag nun auch öffentlich hörbar werden. Zur Beruhigung der Eltern: Zu den Aktionen kommen die Beschäftigten in ihrer Freizeit, also vor Dienstbeginn oder nach Dienstende. "Das ist kein Streik", fügt Linda Dubiel von Verdi Bayern auf Nachfrage hinzu, "sondern ein Notruf". Zur ersten Mahnwache vor dem Münchener Rathaus fanden sich laut Verdi acht Entsandte ein, die jeweils stellvertretend für Ihre Einrichtungen stehen.
Die Probleme sind laut Verdi weiterhin so groß, dass "Kinder und Beschäftigte gefährdet sind". Zwar hat sich gerade in puncto Bezahlung der Erziehenden und Pflegenden in der letzten Zeit etwas getan. Doch das reiche nicht, sagt die Gewerkschaft. Sie beruft sich auf eine Befragung unter den Beschäftigten.
Erzieherberuf soll nicht nur finanziell attraktiver werden
Zwar würden viele Kommunen in Bayern gern neue Kitas eröffnen, sie fänden dafür aber keine Kräfte. Manche Einrichtung musste deshalb schon die Zahl der Gruppen verkleinern, oder konnten gar nicht erst eröffnen. Laut Verdi-Umfrage heißt das aber auch: Wenn die Personaldecke dünn ist, bleibt nicht so viel Zeit für eine gute pädagogische Betreuung - und wenn dann noch eine Kraft ausfällt, weil sie krank ist, verschärft das die Situation.
Über 10.000 Kräfte fehlen allein in Bayern, schätzt die Gewerkschaft. Laut einer Analyse für das zuständige bayerische Sozialministerium besteht aktuell sogar ein ungedeckter Gesamtbedarf von rund 14.400 Fach- und Erziehungskräften. Das liegt laut Gewerkschaft auch daran, dass die, die die Kleinen betreuen, überlastet sind. Der Verwaltungsaufwand sei hoch, die eigentliche pädagogische Betreuung komme zu kurz. Etliche hätten sich schon für immer aus dem Beruf verabschiedet. Das macht die Personalnot noch größer.
Freistaat verspricht, "beherzt" zu handeln
Dass es in vielen Kitas "donnert", ist in der Politik seit einiger Zeit bekannt, doch eben nicht behoben. Verdi fordert Konzepte vom Bund und den Ländern ein. So müsse die Ausbildung attraktiver und für alle bezahlt werden. Der Verwaltungsaufwand müsse reduziert werden. Wer über Abrechnungsformularen und Protokollen sitzt, fehlt in der Gruppe oder kümmert sich um den Verwaltungskram nach der Betreuung. Nicht wenige sagen laut Verdi-Umfrage der Kita "auf Wiedersehen" und arbeiten in einem anderen Job.
Dass es Probleme gibt, sieht durchaus auch die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU): "Mir ist der stetig wachsende Bedarf an qualifiziertem pädagogischem Personal und an Betreuungsplätzen bewusst", heißt es auf Nachfrage von der Ministerin. "Wir handeln beherzt, um Fachkräfte zu gewinnen und mit der hohen Qualität in unseren Kindereinrichtungen zu verbinden." Laut Ministerium zeigt das schon Wirkung. In den bayerischen Kindertageseinrichtungen stehe über 78 Prozent mehr pädagogisches Personal als vor elf Jahren zur Verfügung.
"Sauber und satt" reicht nicht
Allerdings stieg auch die Nachfrage seitdem erheblich. Den Bedarf zur Not wie vorgeschlagen mit erfahrenen, aber nicht ausgebildeten Kräften zu beheben, davon hält Verdi in Bayern nichts. Die Gewerkschaft bricht es runter auf die Formel: "Sauber und satt" zu sein, reiche für Kinder nicht, so Linda Dubiel. Die Gewerkschaft fordert ausreichend pädagogisch geschultes Personal. In einem bundesweiten Gipfel mit allen Beteiligten müssten endlich Wege aus der Personalnot gefunden werden.
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