- Zum aktuellen Artikel: Pilotenstreik am Mittwoch wird "aller Voraussicht nach abgesagt"
Die Piloten der Lufthansa haben eine zweite Streikwelle bei der Airline beschlossen. Das Unternehmen könne den für Mittwoch geplanten zweitägigen Ausstand noch mit einem "ernstzunehmenden" Angebot abwenden, teilte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) in der Nacht zum Dienstag in Frankfurt mit. Dazu ist laut VC am Vormittag noch einmal ein Verhandlungstermin angesetzt. Die Piloten hatten bereits am vergangenen Freitag den kompletten Betrieb der Lufthansa-Kerngesellschaft lahmgelegt.
Zweitägiger Piloten-Streik steht bevor
"Die Pilotinnen und Piloten der Deutschen Lufthansa AG sollen nun vom 7. September 2022 ab 00:01 Uhr bis 8. September 2022 23:59 Uhr und die der Lufthansa Cargo vom 7. September 2022 ab 00:01 Uhr bis 9. September 2022 23:59 Uhr zum Streik aufgerufen werden", heißt es in einer Mitteilung.
VC: "Beharrungskräfte bei der Lufthansa erheblich"
"Wir hätten es uns anders gewünscht", so Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik der VC, "doch leider sind die Beharrungskräfte bei der Lufthansa erheblich. Es ist jetzt wichtig, dass die Parteien schnell und mit dem gebotenen Ernst am Verhandlungstisch zueinander finden."
Bei der ersten Streikwelle am vergangenen Freitag hatte die Lufthansa das gesamte Programm ihrer Kern-Airline abgesagt. Mehr als 800 Flüge mit 130.000 betroffenen Passagieren fielen aus und das Unternehmen erlitt nach eigener Aussage einen wirtschaftlichen Schaden von 32 Millionen Euro.
Aus rechtlichen Gründen kann die VC nur Arbeitnehmer in Deutschland zum Arbeitskampf aufrufen. Bestreikt werden daher ausschließlich die Abflüge der Lufthansa-Kerngesellschaft sowie der Lufthansa Cargo von deutschen Flughäfen. Die Tochtergesellschaften Eurowings, Lufthansa Cityline und Eurowings Discover sind von dem Arbeitskampf nicht betroffen.
"Pauschaler" Inflationsausgleich verlangt
Vor dem Arbeitsgericht München hat die VC ihre Tarifforderung in einem Detail abgeändert. Weil auch die Richter rechtliche Bedenken gegen einen automatisierten Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr äußerten, wird nun ein "pauschaler" Inflationsausgleich in Höhe von 8,2 Prozent verlangt. Im laufenden Jahr sollen die Gehälter um 5,5 Prozent steigen. Dazu kämen eine neue Gehaltstabelle sowie mehr Geld für Krankheitstage, Urlaub und Training.
Laut Lufthansa würden die zusammengefassten Forderungen der VC die Personalkosten im Cockpit um 40 Prozent erhöhen. Dies sei selbst ohne Rücksicht auf die finanziellen Folgen der Coronakrise außerhalb des Vertretbaren. Auf eine Laufzeit von zwei Jahren würde das eine Mehrbelastung von 900 Millionen Euro bedeuten, hieß es bei der Lufthansa.
Lufthansa will "verbessertes" Angebot vorlegen
Die Lufthansa erklärte, die Verhandlungen würden dennoch fortgesetzt. Man wolle versuchen, in den Gesprächen am Dienstag eine Einigung zu erzielen. Es herrsche aber "hoher Zeitdruck". Bis zum Mittag müsse über Flugstreichungen am Mittwoch und Donnerstag entschieden werden. Dies sei für die Konzernplanung und als zumindest minimaler Vorlauf für die betroffenen Fluggäste notwendig. "Im Falle eines Streiks am 7. und 8. September ist erneut mit massiven Auswirkungen auf den Flugbetrieb der Lufthansa zu rechnen."
Der Piloten-Gewerkschaft warf das Unternehmen vor, trotz eines vereinbarten Verhandlungstermins "den Weg der Eskalation" zu gehen. "Für dieses Vorgehen fehlt uns jedes Verständnis", erklärte Personalvorstand Michael Niggemann. Dennoch werde man ein "verbessertes" Angebot unterbreiten, hieß es von der Fluggesellschaft. Bislang sei eine Erhöhung um 500 Euro zum 1. September 2022 und 400 Euro zum 1. April 2023 angeboten worden.
Fluggäste im Sommer bereits streik-geplagt
Erst im Juli hatte die Gewerkschaft Verdi mit einem Warnstreik des Bodenpersonals den Flugbetrieb der größten deutschen Airline für einen ganzen Tag nahezu lahmgelegt. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo will im Herbst für ihre Mitglieder verhandeln. Sie erklärte sich "ausdrücklich und uneingeschränkt solidarisch" mit dem Streik der Piloten.
Mit Material von dpa und afp.
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