Ein Besuch in einem Fürther Lebensmittelmarkt. 50.000 verschiedene Artikel sind hier gelistet. Rund ein Zehntel davon, so die Einschätzung von Supermarktleiterin Lara Stengel, werde in Bayern produziert. Repräsentativ für andere Märkte sei das nicht unbedingt, da diese Filiale bewusst auch auf internationale Feinkost setze. "Insbesondere im Frischebereich, wie Wurst und Fleisch, setzen wir auf Regionalität", sagt die Leiterin des E-Center Fürth.
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Agrarbericht schlüsselt auf
Könnten die Waren aus Bayern den Bedarf der Bevölkerung im Freistaat generell decken? In welchen Bereichen gibt es einen Mangel, in welchen eine Überproduktion? Allgemeingültigere, bayernweite Zahlen dazu liefert regelmäßig der Agrarbericht des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums. Anhand des sogenannten Selbstversorgungsgrads wird ersichtlich, welche Menge jeweils in Bayern hergestellt wird.
Dieser Selbstversorgungsgrad wird vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium wie folgt erklärt: "Der Selbstversorgungsgrad (SVG) zeigt, in welchem Umfang die Produkte der heimischen Landwirtschaft den Bedarf der rund 13,3 Millionen Einwohner Bayerns decken können oder um welchen Prozentsatz die Produktion den inländischen Bedarf übersteigt."
Hoher Selbstversorgungsgrad bei Milch
Milch zum Beispiel produzieren wir in Bayern sehr viel. Hier liegt der Selbstversorgungsgrad bei 162 Prozent. Die bayerische Milchwirtschaft erzeugt somit laut Agrarbericht 62 Prozent mehr, als die bayerische Bevölkerung braucht. In diesem Fall werde viel exportiert. Spitzenreiter sei Käse aus Bayern: satte 345 Prozent SVG, ein echter Exportschlager.
Ähnlich verhält es sich mit Butter: 137 Prozent SVG. Bayern kann also genügend davon exportieren, ohne die eigene Bevölkerung nicht versorgen zu können. Auch bei Rind- und Kalbfleisch ist der SVG mit 151 Prozent hoch.
Wenig Obst und Gemüse
Erstaunlich unterdurchschnittlich sind die bayerischen Zahlen für Obst und Gemüse. In beiden Bereichen wird im großen Stil nach Bayern importiert. 2022 kamen rund 400.000 Tonnen Gemüse aus dem Ausland, gar 460.000 Tonnen Obst. So liegt der SVG für Gemüse auch nur bei 39 Prozent, der von Obst bei gerade mal sechs Prozent. Obst und Gemüse sind eben ein saisonales Geschäft hierzulande. Auch die bayerische Eierproduktion liegt bei nur 49 Prozent.
Herkunft ist Verbrauchern wichtig
Aber wie wichtig ist den Kundinnen und Kunden überhaupt, woher die Ware stammt, die in ihrem Einkaufswagen landet? Die Herkunft der Produkte spiele eine immer wichtigere Rolle, sagt Lara Stengel vom Fürther Supermarkt. Auf eigentlich jedem Produkt könne zum Teil auf unterschiedlichem Wege die Herkunft des Artikels nachvollzogen werden. In vielen Fällen, wie bei Fleisch, sei das auch gesetzlich vorgeschrieben.
"Bei Rindfleisch zum Beispiel können Sie die Herkunft eigentlich bis zur Herde nachvollziehen!" Lara Stengel, Supermarktleiterin
Wer im Supermarkt also vor allem regional einkaufen möchte, weniger Importe mit längeren Lieferwegen im Wagen haben möchte, sollte sich saisonal orientieren. Frische Ware aus Franken zum Beispiel dann, wenn eben gerade Erdbeer-, Spargel- oder Apfel-Ernte sei, so Lara Stengel.
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Im Audio: Podcast "Ernte gut, alles gut?": Regionale Lebensmittel
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