Aussenansicht Gebäude des Senf- und Feinkostherstellers Develey
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Erst wenige Familienunternehmen haben sich eigene Klimaziele gesetzt. Eines dieser Unternehmen ist der Bayerische Senfhersteller Develey.

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Studie: Erst wenige Unternehmen haben Klimaziele

Der Klimawandel und seine Auswirkungen beschäftigen auch Unternehmen. Doch selbst tun die Firmen noch recht wenig, so eine Studie des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation. Allerdings hätten viele das Thema schon auf der Agenda.

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Die Zahlen sind ernüchternd. Die Befragung des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen zeigt, dass viele Unternehmen zwar im Klimawandel eine der größten Herausforderungen sehen. Allerdings haben sich nur wenige der 600 befragten Unternehmen überhaupt Klimaziele gesetzt.

Nur 20 Prozent befragter Firmen haben bereits Klimaziele

Es sind rund 20 Prozent der befragten Firmen, seien es Familienunternehmen oder nicht, die sich schon Klimaziele gesetzt haben. 30 Prozent sind immerhin gerade dabei. Vor allem große Betriebe in energieintensiven Branchen haben das Thema auf der Agenda. Motiviert würden sie durch höhere Energie- und CO2-Preise, gesellschaftlichen Druck, regulatorische Anforderungen und eigene Werte, so das Ergebnis der Wissenschaftler. Das heißt andererseits aber auch, dass rund die Hälfte der befragten Unternehmen noch nichts getan hat.

Bei den Familienunternehmen haben sich gerade mal 18 Prozent Klimaziele gesetzt. Aber immerhin haben der Studie zufolge 66 Prozent der großen deutschen Familienunternehmen das Thema schon "auf der Agenda". Deshalb hält der Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen, David Deissner die Studie auch nur auf den ersten Blick ernüchternd. Es sei erfreulich, dass jetzt immerhin etwas passiere.

Genaue Planung erforderlich

Um sich Klimaziele zu setzen, muss man erst einmal wissen, wo man ansetzt. Dazu müssen zunächst die Emissionen erfasst werden. Hier haben die Familienunternehmen in der Studie die Nase vorne. 63 Prozent der Familienunternehmen mit Klimaziel gaben an, ihre Emissionen systematisch zu erfassen; das seien 14 Punkte mehr als bei den Nicht-Familienunternehmen.

Danach müssen Unternehmen überlegen, in welchen Bereichen sie Emissionen vermeiden können, ob durch Reduzieren oder Substituieren und wo das nicht geht, zumindest, wie man den nicht zu vermeidenden Schadstoffausstoß kompensieren kann. Es sei zudem wichtig, entsprechende Unternehmensstrukturen nah an der Geschäftsführung zu etablieren, um eine hohe Akzeptanz bei den Beschäftigten zu erreichen. Eine wichtige Funktion habe zudem die klare Kommunikation gegenüber der Öffentlichkeit und der Politik hinsichtlich der benötigten Unterstützung.

Risiken bei Klimazielen: Hohe Kosten, neue Regeln

Doch viele Klimaschutzmaßnahmen kosten zunächst einmal Geld. Deshalb nennen viele Firmen als eine der größten Herausforderungen hohe Investitionskosten und eine geringe Wirtschaftlichkeit. Daneben fordert David Deissner, der Geschäftsführer der Familienstiftung, dass die Politik verlässlich sein müsse. Das zeige nicht nur die Studie. Das wisse man auch aus vielen Gesprächen mit den Familienunternehmen.

Es sei nicht hilfreich, wenn man voll guten Willens bereit sei, in eine Technologie zu investieren und dann änderten sich plötzlich die Regeln. Dann sei man zu Recht verärgert. Deshalb fordert die Stiftung klare und stabile Rahmenbedingungen, damit Investitionen in erneuerbare Energien und Infrastruktur möglich werden.

Positive Beispiele: Develey, Bayerische Hausbau

Die Studie listet mehrere Projekte von Familienunternehmen auf, die sich bereits Ziele gesetzt haben. Ein Beispiel ist der Senfhersteller Develey. Dieser wurde nicht nur 2020 als Deutschlands nachhaltigstes mittelgroßes Unternehmen ausgezeichnet, sondern unterstützt auch Beschäftigte, wenn diese eigene Solaranlagen installieren wollen.

Als ein weiteres Beispiel wird ein Gebäudekomplex der Bayerischen Hausbau in München erwähnt, der gerade saniert wird, inklusive Wärmedämmung, Anschluss ans Fernwärmenetz, PV-Anlage und Umstieg auf Ökostrom. Ziel ist, halb so viele Emissionen auszustoßen wie vorher. Allerdings scheint die Sanierung viel Zeit in Anspruch zu nehmen. Das Projekt wurde 2016 gestartet und soll voraussichtlich 2025 fertig sein. Genannt werden zudem Firmen, die ihre Fuhrparks elektrifizieren, auf regenerative Energieerzeugung umstellen oder neue Beleuchtungssysteme mit weniger Energieverbrauch installiert haben.

  • Zum Artikel: "Carve Out: Wenn Unternehmen sich für Nachhaltigkeit aufspalten"

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