Zuletzt waren die Geschäftszahlen gut, für 2023 wurden nicht nur schwarze Zahlen geschrieben, sondern sogar von einem Rekordumsatz gesprochen. Im kommenden April wird der aktuelle Geschäftsbericht 2024 erwartet. Und doch jetzt wird bei Kuka der Rotstift angesetzt.
Wie viele Jobs wegfallen werden
400 Vollzeitstellen sollen gestrichen werden, das bestätigte eine Unternehmenssprecherin dem BR auf Anfrage. Die Belegschaft war am Donnerstagnachmittag per Videobotschaft informiert worden. Konkret sollen 300 Stellen in der Kuka-Robotersparte sowie 100 Jobs in der KUKA AG am Standort Augsburg wegfallen. Grund des Stellenabbaus sei die schwierige Marktlage in Deutschland und Europa, heißt es aus dem Augsburger Traditionsunternehmen. Die Konjunktur sei verhalten und die Kunden würden bei Investitionen auf die Bremse gehen. Dazu kommt ein schärferer Wettbewerb, da auch China und Japan mit Robotiksystemen auf den Markt drängen.
Was konkret geplant ist
Insbesondere in der Automobilbranche sei die Stimmung nicht gut. Genau für diese Sparte aber baut Kuka seit Jahren Fertigungsroboter. Der nun geplante Jobabbau sei Teil des Spar-Programms Fit4Growth, mit dem Kosten gesenkt werden sollen, so der Roboterbauer. Das gelte besonders für den Standort Augsburg, "hier seien die Kosten besonders hoch", so die Sprecherin. Das Programm soll auch die Effizienz steigern, um sich auf Wachstumsbereiche zu fokussieren. Dazu sollen Teams zusammengelegt und auch Führungsstellen reduziert werden. In einer ersten Maßnahme soll auch die Wochenarbeitszeit reduziert werden. Es gebe einen gewissen Prozentsatz von Mitarbeitern, die Arbeitsverträge mit mehr als 35 Stunden hätten - und die sollen jetzt auf 35 Stunden abgesenkt werden.
Welche Mitarbeiter trifft es?
Die anstehenden Job-Streichungen sollen laut Kuka sozialverträglich gestaltet werden. Ein großer Teil soll durch Altersteilzeit abgedeckt werden, durch Angebote für Teilzeit und freiwillige Aufhebungsverträge. Man stehe in engem Austausch mit den Arbeitnehmervertretern, so heißt es von Seiten der Geschäftsführung. Betriebsbedingte Kündigungen wolle man vermeiden, wenn möglich. Das will auch die Gewerkschaft: "Wir versuchen mit allen Mitteln, einen sozial verträglichen Abbau zu erreichen – und wir wollen die bestehenden Arbeitsplätze sichern", so Ferdije Rrecaj, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Augsburg. "Im Moment wird ein Sozialplan erarbeitet, wir sitzen da mit dran, auch in Sachen Interessenausgleich", also wenn es um die Höhe der Abfindungen geht.
Stimmungstief in der Belegschaft
Die Krise drückt auch in der Belegschaft auf die Stimmung: In Jobbewertungsportalen schreiben Kuka-Mitarbeiter etwa, dass die andauernde Umstrukturierung vielen Sorgen mache. Auch Vorgesetzte kommen zum Teil nicht gut weg: Die Entscheidungen im Unternehmen seien "chinagetrieben", so die Kritik eines Mitarbeiters. Man habe kein Ohr für die Ideen aus der Belegschaft.
Dem widerspricht das Unternehmen: Der aktuelle Kürzungsplan sei eine Entscheidung des Augsburger Managements, betont die Kuka-Sprecherin. "Es sind keine leichten Zeiten, es ist viel Veränderung da, das ist anstrengend und daher verständlich, dass das auf die Stimmung schlägt", so die Unternehmenssprecherin. Allerdings werde am Standort Augsburg auch investiert. So habe Kuka ein neues Digital-Segment gegründet, um unterschiedlichster Maschinen und Anlagen in Produktionen durchzudigitalisieren, bis hin zum Einsatz von künstlicher Intelligenz. Und: Der Automatisierungsmarkt sei mittelfristig gesehen ein „Wachstumsmarkt“, davon gehe das Unternehmen aus. Derzeit aber zeige die Konjunkturkurve aber noch nach unten.
Kuka beschäftigt am Standort Augsburg eigenen Angaben zufolge rund 3.200 Mitarbeiter.
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