Nah gelegen am Naturschutzgebiet "Unterer Inn", an der Grenze zu Österreich, liegt Ering in Niederbayern, auch das "sagenumwobene Dorf" genannt. Erstmals wurde es im Jahr 788 erwähnt, später war es ein bedeutender Herrschaftssitz. Doch der einstige Glanz ist dahin. Die ortsbildprägenden Bauten verfallen seit Jahrzehnten.
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Eringer Schloss drohte zu verfallen
43 Baudenkmäler stehen in Ering. Schloss Ering steht heute größtenteils leer. Paul-Daniel Graf Esterházy kann sich aber noch an eine herrliche Kindheit dort erinnern. "Das war in den 50er-Jahren, bis in die 60er-Jahre, da waren alle Funktionen noch gegeben. Da gab es eine Schlosserei, eine Schmiede, eine Gärtnerei – alles das."
Paul-Daniel Graf Esterházy lebte damals mit seinen Eltern und fünf Geschwistern dort – das Schloss aus dem 18. Jahrhundert kam jedoch in die Jahre. Bei der Übergabe an die nächste Generation in den 90er-Jahren drohte es, bald zu verfallen.
Kommunales Denkmalkonzept soll helfen
Inzwischen hat der Graf das Schloss an seinen Sohn Nikolaus übergeben, der in Chicago lebt. 2022 hat der junge Graf Kontakt zur Gemeinde geknüpft. Für diese entwickelt Stefan Zwicklbauer gerade ein "Kommunales Denkmalkonzept" - das den gesamten Ort einbezieht. Im Zentrum steht dabei das Schloss.
"Das Schloss ist in Ering, das Schloss prägt Ering, aber der Weg ins Schloss war bisher immer versperrt und genau das wäre jetzt unser Ziel: Es für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen, aber auch die Interessen der Eigentümer zu wahren", erläutert Zwicklbauer.
Ehemalige Malzfabrik soll Kultur-Zentrum werden
Ein paar Häuser weiter steht die ehemalige Malzfabrik. Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, war sie bedeutend für die Wirtschaft in der Region. In den 70er-Jahren wurde sie stillgelegt, dann mehrfach weiterverkauft. Zuletzt war das Industriedenkmal einsturzgefährdet.
Für Veronika Zunner-Fadhli war es Liebe auf den ersten Blick. Die Requisiteurin kam auf die Idee, einen Verein zu gründen. Sie möchte ein Kultur-Zentrum schaffen mit Kunst- und Handwerksmärkten, Lesungen, Theater, Workshops und einem Museum. Doch erst einmal muss die Notsanierung abgeschlossen sein.
"Moa Wirt" soll zum Wellnesszentrum werden
In den leerstehenden Denkmälern von Ering gibt es überall viel zu schuften. So auch nebenan, im "Moa Wirt". Früher war dort viel los, in den 50er-Jahren lebten noch etwa 3.300 Menschen in Ering. Inzwischen sind es nur noch knapp 2.000. Und der "Moa Wirt" steht leer. Doch die Unternehmerin Erika Huber hat ihn für sich entdeckt: "Es war wie in einem Dornröschenschlaf und wie ich das dann gelesen habe und den Besichtigungstermin gemacht habe – in diesem Moment habe ich gewusst, was hier drin stattfinden könnte."
Die Idee: Es soll ein Detox-Zentrum mit Wellness und Wohnungen entstehen. Dafür lässt Huber das Gebäude neu vermessen und zeichnen, erstellt ein Konzept. 64.000 Euro hat sie investiert. In den hohen und hellen Räumen steckt viel Potenzial. Die Außenanlagen sieht Erika Huber voller Leben, mit Showküche und Café. Die Banken würden ihr die bis zu vier Millionen Euro für den Denkmal-Umbau finanzieren. Doch dann stieg die Summe auf bis zu 15 Millionen – zu viel für Erika Huber. Sie sucht jetzt jemanden, der investiert.
Dann hat sich eine andere Chance aufgetan: Die Schloss-Pension. Sie stand neun Jahre leer, bis der junge Graf Esterházy im Sommer 2022 fragte, ob Erika Huber das Haus nicht pachten möchte. Seit Mai 2023 hat die Schloss-Pension geöffnet – mit 15 Zimmern und Wellness. Das Konzept geht auf.
Ehrenamtliche packen mit an
In der Malzfabrik tragen Ehrenamtliche den Schutt aus der zukünftigen Konzerthalle. Viele von ihnen kommen regelmäßig. Den alten Lastenaufzug haben sie schon repariert und die meisten Fenster geschlossen. Alle ziehen an einem Strang. "Ich bin gebürtiger Eringer und ich bin mit der Malzfabrik aufgewachsen und es wäre für mich ein Unding, wenn die nicht mehr stünde", beschreibt der Eringer Einwohner Karl Hornung die Situation. "Ich weiß noch, wo später Konzerte waren und wenn man sowas wiederhaben könnte, wäre das ein Traum."
Manche, die sich dort engagieren, wohnen längst nicht mehr in Ering. Doch was in ihrer Heimatstadt passiert, beobachten sie genau. So auch Dieter Hager aus Pentenried in Oberbayern. "In meiner Jugendzeit, die ja lang zurückliegt, war es ein sehr lebendiger Ort", erinnert sich Hager. Es sei ihm ein Anliegen, "dass man diese Schätze, die man hier hat, wieder versucht, zu neuem Leben zu erwecken und dem Ort auch in der Richtung wieder eine Perspektive zu geben", fügt Hager hinzu.
Neue Ideen für das Schloss
Auch im Schloss der Familie Esterházy geht es voran. Sie wollen zum Beispiel Events im Schöngarten und die Ökonomiegebäude nutzen. Auch für Hochzeiten gibt es Platz. Ein Paar durfte schon im neuen "Trauzimmer" heiraten, mit einer Ausnahmegenehmigung vom Landratsamt. Es gibt bereits eine Warteliste – aber die offizielle Genehmigung fehlt noch. Die Gemeinde will bei der Bürokratiearbeit unterstützen.
"Wir sehen uns hier als Gemeinde in der Mitte, als Schnittstelle", erklärt der Geschäftsstellenleiter der Gemeinde Ering, Stefan Zwicklbauer. "Mögliche Fördermittel sind das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, die Stiftung Denkmalschutz, auch über die Städtebauförderung sind wir in Kontakt und jetzt geht es erst einmal darum, zu schauen, was denn überhaupt möglich ist."
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