Ein schickes Paar Schuhe oder die stark reduzierte Jacke: Wenn wir "shoppen" gehen, dann sind das oft Spontankäufe. Wenn sich Unternehmen auf Einkaufstour begeben, dann ist das dagegen meist akribisch geplant. Beim Industrie- und Autozulieferer Schaeffler trübt der Aufwand die Shopping-Lust aber keineswegs. Die Herzogenauracher können schon auf etliche Übernahmen zurückblicken. Vor allem die des deutlich größeren Autozulieferers Continental ist vielen in Erinnerung geblieben. Jetzt, 16 Jahre später, ist der nächste Coup in trockenen Tüchern: die Fusion mit dem Regensburger Antriebsspezialisten Vitesco. Auf der Hauptversammlung am Donnerstag wurde der Verschmelzungsvertrag durchgewunken.
Vitesco als Sprungbrett für die E-Mobilität
Die Produktpalette von Schaeffler ist breit. Doch im zukunftsträchtigen Markt der Elektromobilität sahen die Herzogenauracher offenbar Luft nach oben. Beim Ziel, das Potenzial besser auszuschöpfen, sieht Schaeffler den Regensburger Antriebsspezialisten Vitesco als eine Art fehlendes Puzzleteilchen. Der Vorstandsvorsitzende Klaus Rosenfeld ist sich sicher, dass sich beide Unternehmen gut ergänzen werden. "Insbesondere im Bereich der Elektrifizierung verfügen Schaeffler und Vitesco über ein sehr komplementäres Technologie-Portfolio, das es dem Unternehmen ermöglichen wird, einer der wichtigsten Player auf dem weltweiten Elektrifizierungsmarkt zu sein", sagt Rosenfeld.
Georg Schaeffler, Hauptgesellschafter und Vorsitzender des Aufsichtsrats, sieht in der Fusion gar einen "entscheidenden Entwicklungsschritt" in der Firmengeschichte.
Ein neues Zulieferer-Schwergewicht
Mit der Fusion wächst die Belegschaft bei Schaeffler auf rund 120.000 Menschen an. Zu den bisher weltweit 83.000 Beschäftigten kommen noch knapp 37.000 weitere von Vitesco hinzu. 8.800 davon in Deutschland, rund 5.500 in Bayern.
Neben dem bisherigen Vitesco-Hauptsitz zählen im Freistaat auch Nürnberg, Roding und München zu den Standorten. Der Jahresumsatz der beiden fusionierten Unternehmen wird zunächst auf etwa 25 Milliarden Euro geschätzt. Weltweit hat Schaeffler von nun an 100 Werke und Fabriken. Die Herzogenauracher steigen auf zu einem der weltweit zehn größten Autozulieferer.
Die Fusion als Mammutaufgabe
Auf dem Papier ist mit der Zustimmung für den Verschmelzungsvertrag auf der Hauptversammlung die letzte größere formelle Hürde genommen. Praktisch ist die Integration von Vitesco nicht weniger als eine Mammutaufgabe. 1.200 Beschäftigte kümmern sich auf beiden Seiten in 23 verschiedenen Teams darum, dass alles möglichst reibungslos funktioniert. Statt bisher drei Sparten gibt es künftig vier Unternehmensbereiche.
Neben dem eigentlichen Kaufpreis für die Vitesco-Aktien verursacht die Übernahme zunächst Kosten von rund 650 Millionen Euro. Die erwarteten Einsparungen sind aber weit größer: Schaeffler rechnet ab 2029 mit Synergieeffekten in Höhe von etwa 600 Millionen Euro jährlich.
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