Anders als in Wolfsburg, wo gerade ein neuer Haustarifvertrag für VW verhandelt wird, ist bei Audi bis Ende 2029 für die deutschen Standorte vieles schon geklärt: Es gibt eine Standortgarantie für das Stammwerk in Ingolstadt, wo bis zu 450.000 Autos im Jahr gebaut werden können, und auch für das Werk im baden-württembergischen Neckarsulm mit einer Kapazität von 225.000 Fahrzeugen.
Produktion in belgischem Audi-Werk bei Brüssel wird eingestellt
Besiegelt ist dagegen das Aus für die Produktion von Audi Brussels. In der belgischen Hauptstadt wird noch bis Ende Februar 2025 das Oberklasse-Elektroauto Q8 E-Tron gebaut, für das es nur eine schwache Nachfrage und keinen Nachfolger gibt. Es wird dann in Brüssel auch kein anderes Modell aus dem VW-Konzern gebaut.
Grundsatzvereinbarung mit Gewerkschaft bis Ende 2029
Schon 2020 hat Audi in Deutschland mit der IG Metall eine Grundsatzvereinbarung getroffen. Die VW-Tochter hätte ursprünglich 14.000 Arbeitsplätze abbauen wollen, so die Gewerkschaft. Außerdem wollte der Vorstand frei über die Belegung von Werken mit Produktion und Schichten entscheiden sowie über Versetzungen und die Qualifizierung von Mitarbeitern.
Stattdessen wurde mit "Audi.Zukunft" bis Ende 2029 eine Beschäftigungsgarantie festgeschrieben, mit der betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen sind. Dass diese Vereinbarung weiterhin grundsätzlich gilt, hat Audi dem Bayerischen Rundfunk noch einmal ausdrücklich bestätigt.
Was bei Audi trotzdem passieren kann
Trotz aller Garantien für die Stammbelegschaft war und ist der Abbau von 9.500 "Beschäftigungsjahren" vorgesehen – mit sozialverträglichen Mitteln, wie Altersteilzeit und Vorruhestand. Umgekehrt sollten bis Ende 2029 zusätzlich 2.000 neue Stellen aufgebaut werden in Zukunftsbereichen wie "Elektromobilität" und "Wasserstoff-Brennstoffzelle". Unterm Strich wären das 7.500 Arbeitsplätze weniger.
Weniger Absatz in Asien
Dennoch gibt es Ähnlichkeiten und Berührungspunkte zwischen der Absatz-Krise im gesamten VW-Konzern, die aktuell vor allem die Kernmarke Volkswagen betrifft, die europaweit deutlich weniger Autos verkauft. An erster Stelle stehen dagegen bei Audi Schwierigkeiten in China und anderen asiatischen Ländern. Dort machten vor allem Premiumanbieter mit großen Oberklassefahrzeugen wie BMW und Mercedes sowie die VW-Töchter Audi und Porsche in den letzten Jahren einen Großteil ihrer Gewinne.
Autokrise deutscher Hersteller in China spitzt sich weiter zu
Im dritten Quartal 2024 brach der Verkauf bei Audi erneut stärker ein als bei den direkten deutschen Konkurrenten. Insgesamt waren weltweit 16 Prozent weniger neue Audis unterwegs als im Vorjahr. Die Ingolstädter lieferten von Juli bis September nur noch 402.600 Fahrzeuge aus.
BMW und Mercedes kamen dagegen jeweils – trotz aller Rückgänge – immer noch auf mehr als 500.000 Neuwagen. Früher hatte Audi einmal den Ehrgeiz, im Rennen um den Spitzenplatz mit BMW und Mercedes mithalten zu können.
Drittes Quartal 2024 mit bislang stärksten Absatzrückgang
Zum Einbruch im dritten Quartal sagte Audi-Vertriebschef Marco Schubert, der auch der erweiterten Konzernleitung von VW angehört: "Besonders intensiv ist die Wettbewerbssituation in China, was der Hauptgrund für den globalen Rückgang unserer Auslieferungen ist." Tiefrot waren die Absatzzahlen im Vergleich zum Vorjahr nicht nur in China mit minus 15 Prozent, sondern in Asien insgesamt mit minus 23 Prozent.
Auch in Westeuropa spürte Audi wie die Kernmarke Volkswagen Gegenwind. Im VW-Konzern legten nur Skoda und Lamborghini sowie die Lkw-Tochter Traton zu.
Porsche ist dagegen optimistisch, in den nächsten Monaten mit neuen Modellen wieder ähnlich viele Autos zu verkaufen wie in den letzten Jahren. Doch auch bei Porsche sind die Gewinnmargen deutlich unter Druck geraten. Das alte Geschäftsmodell, wonach die beiden Premiumhersteller Audi und Porsche mit ihren hohen Renditen mögliche Ertragsschwächen bei anderen Marken von VW wie beispielsweise bei der Kernmarke Volkswagen ausgleichen, das funktioniert nicht mehr.
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