BMW-Werk in Mexiko
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So hart treffen Trumps Zölle die deutsche Autobranche

So hart treffen Trumps Zölle die deutsche Autobranche

US-Präsident Donald Trump hat Ernst gemacht und deutliche Zoll-Erhöhungen für Einfuhren aus Mexiko, Kanada und China verkündet, für Mexiko inzwischen aber wieder zurückgenommen. Dies sorgt für Verunsicherung bei der deutschen Autobranche.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Lange Zeit profitierte die deutsche Autoindustrie vom weitgehend freien Warenverkehr. Kaum eine Branche dürfte internationaler aufgestellt sein – mit Millionen Neuzulassungen und zahlreichen Standorten weltweit. Die Zeiten scheinen vorbei zu sein mit der Ankündigung von hohen US-Strafzöllen auf Waren aus Mexiko, Kanada und China.

Inzwischen gibt es eine Wende, zumindest für Mexiko: "Die Zölle werden ab jetzt für einen Monat ausgesetzt", teilte die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum nach einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump über die Plattform X mit. Was danach kommt? Unklar.

Audi von Strafzöllen stark betroffen

Seit 2016 produziert Audi in Mexiko. Die Ingolstädter VW-Tochter stellt in San José Chiapa den SUV Q5 her. Im vergangenen Jahr wurden den Angaben nach genau 56.799 Q5 aus Mexiko in die USA exportiert. Insgesamt wurden 2023 rund 175.000 an dem Standort gefertigt. Neuere Zahlen wurden von Audi bisher noch nicht veröffentlicht. Audi und Porsche haben keine eigenen Werke in den USA, sind dort also komplett auf Importe angewiesen. Seit 2019 hat BMW ein Werk in San Luis Potosí. Dort produzieren die Münchner die 3er-Limousine, das 2er-Coupé und den M2. Inwiefern BMW konkret nun von den Zöllen betroffen ist, ist nicht bekannt. Der Hersteller ließ eine Anfrage zunächst unbeantwortet.

Auswirkungen auf ganze Autobranche

Neben den Herstellern haben die deutschen Zulieferer mehr als 330 Standorte in Mexiko, wie Daten des Branchenverbands VDA belegen. 2023 wurden von den deutschen Autobauern in dem Land 716.000 PKW hergestellt, vor allem für den US-Markt. Letztes Jahr exportierten deutsche Hersteller 336.000 sogenannte "Light Vehicles" aus Mexiko in die USA. Zu den "Light Vehicles" zählen PKW und leichte Nutzfahrzeuge.

Für die Werke in Mexiko sprachen aus deutscher Sicht bisher die Nähe zu den USA, die vergleichsweise günstigen Lohnkosten und die gute Ausbildung der Facharbeiter. Bisher verließen sich die Konzerne dabei auch auf das Freihandelsabkommen USMCA zwischen USA, Mexiko und Kanada. Schließlich hatte US-Präsident Donald Trump dieses Abkommen in seiner ersten Amtszeit mit verhandelt. Die neuen Zölle auf Produkte aus Mexiko, Kanada und China bezeichnet man beim VDA als einen "deutlichen Rückschlag für den regelbasierten Welthandel". Die Maßnahmen seien mit dem USMCA nicht vereinbar.

Autos könnten in den USA teurer werden

Wenn Hersteller künftig Fahrzeuge aus Mexiko, Kanada oder auch China in die USA einführen, müssen sie zusätzliche Zölle bezahlen. Die Frage ist dann, ob sie diese Zölle an ihre Kunden weiterreichen. Die Preise für die Fahrzeuge würden dann um die Zollsätze entsprechend steigen. Die US-Verbraucher müssten dann also mehr für die deutschen Autos bezahlen oder sie weichen auf andere Marken aus, die im Vergleich günstiger sind.

Deshalb könnte es sein, dass betroffene Hersteller die Zölle nicht oder nicht in vollem Umfang an die Kundschaft weiterreichen. Daneben produzieren laut VDA deutsche Autobauer mehr als 900.000 Autos in den USA. Groß vertreten ist unter anderem BMW mit seinem Werk in Spartanburg. Doch auch bei BMW sieht man die Entwicklung mit Sorge. Das Thema sei "beliebig komplex", heißt es in München. Denn die Konzerne sind weltweit vernetzt, die Werke haben zudem eine unterschiedliche Fertigungstiefe.

Handelskrieg droht

Die Autoindustrie hierzulande trifft es am stärksten, meint der Chefvolkswirt der BayernLB Jürgen Michels. Ein Aufschaukeln der Zollstreitigkeiten hält er für unumgänglich, zumindest vorerst. Man müsse sich darauf einstellen, dass nach Kanada, China und Mexiko nun die EU dran sei, meinte er auf BR-Anfrage. Kanada und Mexiko haben bereits Gegenmaßnahmen angekündigt. Und China dürfte wohl auch nicht untätig werden. Die zunehmenden geopolitischen Spannungen und um sich greifender Protektionismus führten weiterhin dazu, dass die Unternehmen die Märkte insgesamt immer mehr lokal bedienen müssten, warnt man beim VDA. Das hätte wohl auch Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in Deutschland.

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