Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat grünes Licht für die Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Kinder ab fünf Jahren gegeben. Das teilte die EMA am 25. November in Amsterdam mit. Offiziell muss die EU-Kommission noch zustimmen. Das aber gilt als Formsache.
Kinder ab fünf Jahre sollen von dem Biontech/Pfizer-Impfstoff nur ein Drittel der Erwachsenen-Dosis erhalten und zwei Dosen im Abstand von drei Wochen. Die EMA betonte, dass das Vakzin nach Studien sicher und effektiv sei. Bisher seien keine schweren Nebenwirkungen festgestellt worden, allenfalls milde Reaktionen wie Fieber, Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit oder Kopfschmerzen. Die Experten hatten seit Oktober Studien der Hersteller geprüft.
In Deutschland würden nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erst ab dem 20. Dezember 2,4 Millionen Dosen des Biontech/Pfizer-Vakzins für 4,5 Millionen Kinder in dieser Altersklasse zur Verfügung stehen. Auch die Ständige Impfkommission (Stiko) will vor Jahresende ihre Empfehlung abgeben, das sagte ihr Vorsitzender Thomas Mertens. "Unser Ziel ist es, diese Empfehlung bis Ende Dezember, möglichst bis zum Start der Auslieferung des Kinder-Impfstoffs an die Länder, fertigzustellen", so Mertens.
In den USA wurde der Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer Ende Oktober 2021 für Kinder ab fünf Jahren zugelassen. Israel hat sich am 15. November für diesen Weg entschieden. In Österreich wurden Kinder schon "off label" geimpft, auch ohne EMA-Zulassung.
Dosierung des Corona-Impfstoffs bei Kindern geringer
Die US-Arzneimittelbehörde FDA empfiehlt für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren zwei Impfungen im Abstand von drei Wochen mit geringer Dosierung. Jüngere Kinder bekommen nur ein Drittel des Erwachsenen-Impfstoffs von Biontech/Pfizer: also zehn Mikrogramm statt 30 Mikrogramm. Laut Biontech/Pfizer beträgt der Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung durch die Impfung bei dieser Altersgruppe 90,7 Prozent.
Die Corona-Impfung der zwölf- bis 17-Jährigen zeigt Vorteile
Seit Mitte August 2021 empfiehlt die STIKO die Impfung für zwölf- bis 17-Jährige in Deutschland. Nach Auswertung wissenschaftlicher Daten ist die STIKO zu der Erkenntnis gekommen, "dass die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen". Das gelte insbesondere für die sehr ansteckende, in Deutschland vorherrschende Delta-Variante des Virus. Laut Robert Koch-Institut sind bundesweit 45,5 Prozent dieser Altersgruppe vollständig geimpft. In Bayern sind es 43,2 Prozent (Stand 25. November 2021).
Biontech: Corona-Impfung für jüngere Kinder wirksam und sicher
Das Pharmaunternehmen Biontech/Pfizer hatte eine Studie mit über 2.000 Kindern unter zwölf Jahren durchgeführt. Als Ergebnis gab Biontech im September bekannt, der Impfstoff sei für diese Altersgruppe "sicher, gut verträglich und zeigte robuste neutralisierende Antikörperreaktionen". Im November 2021 erschien ein begutachteter Artikel zur Studie in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine.
Corona-Impfung der Jüngeren kann Schulschließungen verhindern
Die Infektionszahlen in den Schulen steigen rasant. Laut Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist die Inzidenz der Altersgruppe von sechs bis elf Jahren derzeit in Bayern über der Marke von 1.000. Würde man sämtliche Kinder impfen, auch Grundschulkinder, wäre die Wahrscheinlichkeit größer, dass weiterhin Unterricht stattfinden kann. "Schulen und Kitas müssen offenbleiben, damit psychische Belastungen, Einsamkeit, Bewegungsmangel und Lernrückstände sich nicht noch weiter vergrößern", warnt die geschäftsführende Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht (SPD).
Corona-Impfung für jüngere Kinder erst nach ausdrücklicher Empfehlung
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte vertritt die Position, dass die junge Altersgruppe nur dann geimpft werden soll, wenn EMA und STIKO das empfehlen. Der Zugang zum Alltag solle für Kinder nicht von einer Impfung abhängig gemacht werden. Denkbar ist, dass die STIKO die Impfung für jüngere Kinder zunächst nur empfiehlt, wenn diese an Vorerkrankungen wie Adipositas, Diabetes, Herz-, Lungen- oder Nierenproblemen leiden.
Risikoabwägung der Corona-Impfung für Kinder
"SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern verlaufen, anders als bei Erwachsenen, meist mild", so das Robert Koch-Institut im Epidemiologisches Bulletin vom 18. November 2021. Aber: "Wenn auch selten, so treten schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle ebenfalls bei Kindern auf." Deshalb warnt das RKI vor hohen Infektionszahlen im Winter: "Je mehr Kinder infiziert werden, desto höher würde dann auch die Anzahl der schweren Krankheitsverläufe ausfallen." Das gelte auch für Post-Covid-Symptome, die es vereinzelt auch bei Kindern gibt.
Die Impfung jüngerer Kinder von fünf bis elf Jahren ist ein Instrument, den steigenden Inzidenzen zu begegnen. Das RKI weist aber darauf hin, dass in der Pandemie auch alle anderen Maßnahmen wie die Hygieneregeln im schulischen Alltag eingehalten werden müssen. Außerdem: "Das Fernbleiben symptomatischer Kinder und Betreuender/Lehrender sowie ein vollständiger Immunschutz aller weiteren Personen, in deren Obhut die Kinder leben und betreut werden, sind daher essenziell“ (RKI Epidemiologisches Bulletin vom 18. November 2021, online vorab).
Fazit: Obwohl Kinder selten schwer an Covid-19 erkranken, kann auch in der Altersgruppe der Fünf- bis Elfjährigen eine Corona-Impfung sinnvoll sein. Sie dient vor allem dazu, den Schulbetrieb über den Winter aufrecht erhalten zu können.
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