Immer mehr Menschen suchen Erholung und Entspannung in der Natur. Wenn Reisen in ferne Länder aufgrund von Reisebeschränkungen oder Sorgen vor einer Corona-Ansteckung nicht stattfinden, dann drängt es viele Urlauber in die Berge. Ein sogenanntes "Overtourism" war allerdings schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie an einzelnen Orten zu beobachten. Jetzt wird es Pflanzen und Tiere in Naturschutzgebieten noch mehr zum Verhängnis, wenn immer mehr Touristen auftauchen, die rücksichtslos mit der Natur umgehen.
Ranger als Wächter der Naturschutzgebiete
Ranger beobachten und dokumentieren die Pflanzen- und Tierwelt in den Parks und Naturschutzgebieten. Sie stellen Hinweisschilder auf und verfolgen Verstöße gegen die geltenden Regeln. Seit 1998 ist "Ranger" ein staatlich anerkannter Beruf. Viele Anwärter bringen Vorwissen als Gärtner, Förster oder Biologen mit. Zu den Aufgaben eines Rangers gehört, neben dem Schutz und Erhalt der Natur, das Wissen über seltene Pflanzen und Tiere in ihren Gebieten zu vermitteln.
Ranger sind auch Wissensvermittler
Aufklärung und Konfliktlösungen stehen deshalb an erster Stelle, wenn es darum geht die Besucher zu lenken. Ranger sind keine Polizisten, auch wenn sie Maßnahmen bei Verstößen ergreifen können, zum Beispiel einen Verweis aus dem Gebiet. Wenn Wanderer vom Weg abgehen, dann zerstören sie leichtsinnig Pflanzen oder erschrecken scheue Tiere, die dann ängstlich zurückweichen. Gerade in Naturschutzgebieten wachsen seltene Pflanzen, wie zum Beispiel die Waldhyazinthe. Sie ist eine sehr seltene Orchideenart, die besonders geschützt ist. Sie wächst im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen, bevorzugt in bergigen Lagen.
"Die Vegetation ist natürlich schon sensibel. Also wenn hier jetzt eine Horde von Campern die ganzen Pflanzen niederdrückt, dann haben die Pflanzen natürlich ein Problem, die können nicht aussamen und vermehren sich nicht. Ist natürlich in der Masse dann ein Problem. Vor einigen Jahren, vor vier, fünf Jahren, da gab es nur einzelne Camper bei uns, aber mittlerweile sind es so viele geworden, dass tatsächlich der Schaden an der Vegetation groß ist." Ethelbert Babl, Agraringenieur, Zentrum Naturerlebnis Alpin
Lebensraum für seltene Tiere bewahren
Die Allgäuer Hochalpen sind eines der artenreichsten Gebirge in den Alpen. Vom WWF wurden es zu einem der 23 wertvollsten Naturschutzgebiete im Alpenraum erklärt. Gerade deshalb ist Wildcampen verboten, ebenso jegliches Lagerfeuer und Biwakieren, sogenanntes Übernachten ohne Zelt in der freien Natur. In manchen Bundesländern ist mit Erlaubnis des Wald- oder Grundstücksbesitzer Wildcampen erlaubt. In allen Naturschutzgebieten und Naturparks in Deutschland ist es jedoch untersagt. Wer es trotzdem versucht, muss mit einer Bußgeldstrafe bis zu 500 Euro rechnen. Wildcampen im Naturschutzgebiet vertreibt die dort lebenden Tiere wie Rotwild oder Gämsen. Sie reagieren oft mit Verbiss-Schäden in den Wäldern, beobachten die Ranger. Problematisch ist auch das Gleitschirmfliegen in geschützten Gebieten, denn Tiere sehen darin "einen Feind aus der Luft".
Tierbeobachtung mit Wildkameras und Wärmebild-Fernglas
Die Ranger rund um die beiden Gaisalpseen stellen Wildkameras auf, um die Tiere zu beobachten und zu dokumentieren, wie nah die Besucher den Wildtieren kommen. Mit Infrarottechnik können sie in der Dämmerung Tiere im Gebüsch entdecken. Dazu nutzen sie ein Wärmebild-Fernglas um zu sehen, wie die Wildtiere auf Menschen reagieren.
"Das Gerät kann das auch errechnen, was ist denn der Abstand zwischen Gams und Menschen. Das ist natürlich ganz interessant: Ab wann reagiert das Wildtier darauf, ab wann noch nicht." Daniela Tritschler, Rangerin, Zentrum Naturerlebnis Alpin
Artenschutz und nachhaltiger Tourismus
Ein Naturschutzgebiet ist ein sensibles Ökosystem. Damit wir Menschen noch lange Naturerlebnisse genießen können, ist es unerlässlich, seltene Pflanzen und Wildtiere in ihrem Lebensraum zu achten und sich für einen nachhaltigen Tourismus einzusetzen. Nur so kann ein effektiver Artenschutz erreicht werden. Denn die Gebiete grundsätzlich abzuriegeln - das kann keine Lösung sein.
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