Mitte September 2020 betrug die verbleibende Eisfläche am Nordpol nur noch 3,8 Millionen Quadratkilometer.
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Mitte September 2020 betrug die verbleibende Eisfläche am Nordpol nur noch 3,8 Millionen Quadratkilometer.

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Arktisches Meereis schrumpft im Rekordtempo

Arktisches Meereis schrumpft im Rekordtempo

Aktuell ist das Meereis am Nordpol auf die zweitkleinste Sommerfläche seit Beginn der Satellitenmessungen geschrumpft, warnt das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Nur im Jahr 2012 gab es noch weniger Eis in der Arktis.

Zum zweiten Mal in der Geschichte der satellitenbasierten Meereisbeobachtung ist das arktische Meereis in diesem Sommer auf eine Restfläche von weniger als vier Millionen Quadratkilometer geschrumpft.

Eisfläche am Nordpol schmilzt dahin

Mitte September 2020 betrug die verbleibende Eisfläche am Nordpol nur noch 3,8 Millionen Quadratkilometer. Damit liegt die aktuelle Meereisfläche etwa 0,5 Millionen Quadratkilometer über dem Negativrekord aus dem Jahr 2012.

Wärmewellen setzen den Eismassen zu

Für den starken Eisverlust in diesem Sommer führt das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven mehrere Gründe an: Zum einen wurde im zurückliegenden Winter in den russischen Randmeeren überwiegend dünnes Meereis gebildet, welches dann im Frühling schnell geschmolzen ist. Zum anderen verzeichnete die Arktis in diesem Jahr besonders hohe Luft- und Wassertemperaturen. Wärmewellen haben dem Eis demzufolge sowohl von oben als auch von unten zugesetzt und es großflächig schmelzen lassen.

Warmluftzelle über der sibirischen Küste

Im Mai und Juni 2020 verharrte beispielsweise eine große Warmluftzelle über der sibirischen Küste, weshalb die Lufttemperatur bis zu sechs Grad Celsius über dem Langzeitmittel lag. Generell setzt der Klimawandel dem Polareis zu.

"Diese Wärme schmolz zunächst das dünne Meereis in der Laptewsee, anschließend beschleunigte sie den Rückzug des Eises in der Ostsibirischen See, sodass die russische Arktis bereits im Juni dieses Jahres rund eine Million Quadratkilometer weniger Meereis aufwies als in den sieben Jahren zuvor." Christian Haas, Leiter der Sektion Meereisphysik am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven

Überdurchschnittlich warmes Wasser

Die zunehmende Wärme im Klimasystem der Erde griff das Meereis in diesem Jahr aber auch von unten an. Dort, wo die Meereisdecke früh im Jahr verschwand, konnte die dunkle Meeresoberfläche länger als sonst Sonnenenergie absorbieren. Das Oberflächenwasser erwärmte sich demzufolge besonders stark. Die Meeresoberflächentemperatur in den russischen Randmeeren sowie in der Barentssee und der Tschuktschensee lag bis zu 4,5 Grad Celsius über dem Langzeitmittel.

"Wir gehen davon aus, dass es bedingt durch das stabile Hochdruckgebiet über der zentralen Arktis im Juli und August deutlich mehr wolkenlose Tage gab. Dadurch konnte die sonst durch Wolken verringerte einfallende Sonneneinstrahlung in diesem Jahr ebenfalls zur Eisschmelze beitragen." Monica Ionita, Klimatologin am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven

Warme atlantische Wassermassen steigen auf

Eine weitere Rolle dürfte Wärme aus der Tiefe des Ozeans gespielt haben. Wie die aktuelle Forschung zeigt, steigen im östlichen Teil des Arktischen Ozeans warme atlantische Wassermassen, die bislang in Tiefen von etwa 150 Metern zirkulierten, langsam auf und verändern unter anderem den Wärmeaustausch zwischen den arktischen Wassermassen. Wärme aus der Tiefe kann unter diesen Voraussetzungen selbst im Winter häufiger bis an die Meeresoberfläche aufsteigen und das Eis von unten schmelzen oder aber sein Wachstum verlangsamen. Aus diesem Grund ist das Eis dann zum Ende des Winters bereits dünner ist als in den Jahrzehnten zuvor.

Zeugen des rapiden Meereisrückganges

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Bord des deutschen Forschungseisbrechers Polarstern konnten die rapide Eisschmelze in diesem Sommer vor Ort miterleben.

"Das Meereis der Arktis hat sich in diesem Jahr atemberaubend weit zurückgezogen. Als wir den Nordpol kürzlich erreicht haben, sahen wir weite Bereiche offenen Wassers fast bis zum Pol, umgeben von Eis, welches durch massives Schmelzen völlig durchlöchert war. Das Eis der Arktis schwindet in dramatischer Geschwindigkeit. Mit der MOSAiC-Expedition untersuchen wir die zugrundeliegenden Prozesse detaillierter als jemals zuvor direkt vor Ort, damit wir diese rasanten Veränderungen der Arktis in unseren Klimamodellen richtig wiedergeben können." Markus Rex, Expeditionsleiter auf dem Forschungsschiff Polarstern

Im Monat September gibt es generell am wenigsten Meereis am Nordpol

Zu welchem Zeitpunkt das arktische Meereis sein absolutes Minimum erreichen wird, hängt von den Wetterbedingungen in der Arktis ab. Dieses kann erst dann bestimmt werden, wenn die Meereisfläche nachweislich wieder zu wachsen beginnt. Das ist möglich, wenn die Temperaturen im Herbst sinken werden. Erfahrungsgemäß ist dies zur Mitte des Monats September, manchmal aber auch erst in der zweiten Monatshälfte der Fall. Dann fallen die Temperaturen in der Region rund um den Nordpol wieder unter null Grad.

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