Eine Asselspinne saugt an einer Anemone
Bildrechte: picture alliance / blickwinkel/F. Hecker | F. Hecker

Die Asselspinne lebt im Meer

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Asselspinnen können verletzte Organe und Körperteile nachbilden

Das kennen die meisten nur von Regenwürmern: Wird ein Teil des Körpers abgetrennt, lebt der Rest weiter. Forscher haben nun bei einer Meeresspinne noch viel weitreichendere Fähigkeiten zur Regeneration nachgewiesen.

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Dass Regenwürmer weiter leben können, wenn ein Teil des Körpers abgetrennt wird, weiß jedes Kind. Doch Forschende der Universitäten Wien, Greifswald und Berlin haben nun bei einer Meeresspinne eine Entdeckung gemacht, die die bisherige Kenntnis über regenerative Fähigkeiten von Gliederfüßlern in Frage stellt. Zum Stamm der Gliederfüßler zählen zum Beispiel Insekten, Krebstiere und Spinnen.

Asselspinne kann kompletten Hinterleib und Organe nachbilden

Verbeißt sich ein Räuber in einen Krebs, dann kann es vorkommen, dass der kurzerhand sein Bein abtrennt und sich in Sicherheit bringt. Später wächst das Bein wieder nach. Auch andere Gliedertiere haben diese Fähigkeit. Die sogenannten Asselspinnen aber, Achtbeiner, die im Meer leben, können noch weit mehr. Wird bei den Tieren unter Betäubung der Hinterleib entfernt, kann dieser komplett regeneriert werden - einschließlich des Darms und der Geschlechtsorgane.

Teile des Darms und Geschlechtsorgane sind in den Beinen

Die Asselspinnen seien so dünn, "dass sie einen Teil ihrer Eingeweide in den Beinen tragen. Das ist eine Besonderheit dieser Tiere", sagt Zoologe Gerhard Scholtz von der Humboldt-Universität Berlin. Dazu sind aber nur Jungtiere in der Lage. Ausgewachsene Asselspinnen können das nicht. "Sie zeigen keine Reaktion. Sie fressen sofort wieder weiter. Die Wunde verschließt sich mit einem Wundverschlussgewebe, und sie verhalten sich, als ob nichts wäre", erklärt der Zoologe.

Besseres Verständnis für regenerative Medizin

Dass einige Tiergruppen enorme regenerative Fähigkeiten haben, fasziniert Fachleute aus der Medizin und Biologie schon lange. "Bis heute wird in der Evolutionsforschung kontrovers diskutiert, weshalb die vorteilhafte Fähigkeit, verlorene Körperstrukturen zu regenerieren, bei einigen Tieren stark ausgeprägt ist, während sie bei anderen nur sehr eingeschränkt vorhanden ist", schreibt die Humboldt-Universität in ihrer Veröffentlichung. "Weil ein besseres Verständnis dieser Prozesse von großem Interesse für die regenerative Medizin ist". Dass Gliederfüßler bestimmte Gliedmaßen regenerieren könnten, war bekannt, "jedoch nicht Teile der Körperhauptachse, also des Rumpfes."

Asselspinnen gibt es schon seit mehr als 400 Millionen Jahren. Die Fähigkeit, Körperteile neu zu bilden, könnte also im Tierreich schon lange dazugehören.

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