Weltweit gibt es rund 5.000 Borkenkäferarten. Eine macht uns hierzulande besonders zu schaffen: der Buchdrucker. Er kann, wenn er in Massen auftritt und die Wetterbedingungen passen, ganze Wälder vernichten. Wärme im Winter und Frühling sowie Trockenheit im Sommer sind für ihn ideale Lebensbedingungen. Der Klimawandel begünstigt seine Verbreitung noch: wärmere Temperaturen, längere Trockenzeiten und häufigere Stürme steigern das Risiko eines Befalls. Dadurch kommt der Borkenkäfer frühzeitig auf Betriebstemperatur und stößt auf Fichten, die durch den Trockenstress schon geschwächt oder durch Stürme oder Schneelast geknickt wurden. Das sind seine Lieblingsbäume, denn bei ihnen fällt es dem Käfer leichter, an die nährstoffreiche Schicht unterhalb der Rinde zu gelangen.
Warum werden Borkenkäfer als Buchdrucker oder Kupferstecher bezeichnet?
"Das Aussehen der Brutgänge ist für die wichtigsten Borkenkäfer (...) namensgebend: Das Brutbild des Großen Achtzähnigen Fichtenborkenkäfers (Ips typographus) ähnelt einem aufgeschlagenem Buch – der Käfer wird daher auch Buchdrucker genannt. Der sechszähnige Fichtenborkenkäfer (Pityogenes chalcographus) legt sternförmige Brutbilder an, die entfernt an Kupferstiche erinnern – daher wird der Käfer auch Kupferstecher genannt", schreibt das Niedersächsische Landesforsten.
Wie schädigt der Borkenkäfer die Bäume?
Der Buchdrucker gehört zu den sogenannten Rindenbrütern. Er verrichtet sein Werk im Verborgenen, zwischen Stamm und Rinde. Sichtbar wird es erst, wenn der Baum abstirbt. Die Käfer bohren Gänge in die Rinde, die Männchen legen dort eine sogenannte Rammelkammer an, das Zentrum des Brutsystems. Dorthin locken sie die Weibchen, um sie zu begatten. Die Weibchen wiederum legen die Muttergänge an, in denen sie ihre Eier legen. Aus den Eiern schlüpfen Larven, die sich seitlich weiterfressen. Die Gänge werden immer breiter, denn die Larven wachsen, bis sie sich am Ende des Gangs in der Puppenwiege verpuppen. Der fertige Käfer bohrt sich wieder aus der Rinde, und sucht sich den nächsten Baum. Bis ins Innere des Holzes dringt der Buchdrucker dabei übrigens nicht vor, das Kernholz bleibt unversehrt.
Was kann man gegen den Borkenkäfer tun?
Viele Borkenkäfer haben unter der Rinde von Bäumen überwintert. Den Käfern muss deshalb rechtzeitig vor Beginn des Schwärmflugs der Brutraum für weitere Vermehrung entzogen werden. Vielerorts ist deshalb besondere Sorgfalt gefragt: Regelmäßig muss das Holz auf Käferbefall kontrolliert werden, was unter anderem an dem Bohrmehl, das die Käfer beim Gängebohren produzieren, zu erkennen ist. Wird ein Befall festgestellt, müssen die Bäume gefällt und Baumstämme möglichst schnell aus dem Wald transportiert oder entrindet werden.
Achtung, Baum fällt!
Mischwald - der beste Schutz
Aus wirtschaftlicher Sicht ist der Borkenkäfer ein Schädling, auf der anderen Seite kann man aus den von ihm verursachten Schäden auch lernen. Denn: In einem Mischwald kann der Borkenkäfer keinen großen Schaden anrichten. Auch einem gesunden Baum können einzelne Tiere nichts anhaben. Zumal in einem Mischwald auch natürliche Feinde des Käfers ihren Platz haben und ihn im Zaum halten.
Beispiel Bayerischer Wald: mehr Artenreichtum
Über tausende Hektar Bergfichtenwald hat der Buchdrucker im Nationalpark Bayerischer Wald während dessen Bestehens vernichtet. Dort, wo der Borkenkäfer vor Jahrzehnten sein Werk verrichtet hat und das Totholz liegen blieb, herrscht mittlerweile ein vielfältiges neues Leben. So kehrte beispielsweise vor Jahren die Pilzart "Zitronengelbe Tramete" zurück. Unter Mykologen war die Rückkehr dieses Pilzes eine Sensation - galt er doch in Deutschland bereits als ausgestorben! In der vom Borkenkäfer aufgelichteten Fläche wuchsen viele verschiedene Pflanzen nach, junge Fichten und Laubbäume. Der Strukturreichtum hat die Fläche auch für seltene Vogelarten interessant gemacht, wie etwa die Schwanzmeise oder den Zaunkönig.
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