Auch wenn sich die Saison dem Ende nähert - manch einen erwischt bei dem wechselhaften Wetter trotzdem ein Infekt. Mögliche Infekte allein anhand der Symptome zu unterscheiden, ist schwierig, denn viele ähneln sich.
Erkältung, Grippe, Corona, RS-Virus: Symptome der Infekte können sich ähneln
Ein Laie kann die Symptome von Covid-19, Influenza, grippalen Infekten und RSV kaum auseinanderhalten. "Das kann häufig auch der Arzt nicht", sagte der Generalsekretär der Deutsche Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, gegenüber BR24 am 18. Dezember 2023. Bei Virus-Atemwegserkrankungen könne man meistens nur vorbeugend etwas tun, also sich impfen lassen. Im Falle einer Infektion würden nur die Symptome behandelt. "Das, was ich dann mache, ist bei den meisten Atemwegsinfekten das Identische. Deshalb muss der Arzt auch gar nicht testen." Dass man Vorsichtsmaßnahmen ergreift, um andere nicht anzustecken, sollte bei allen Infektionskrankheiten selbstverständlich sein.
Der einzige Unterschied bei den Atemwegsinfekten sei, dass man bei einer echten Grippe- oder schweren Corona-Infektion einige Tage mit Fieber im Bett liegen könne, während es bei anderen Infektionen mit Rhinoviren oder einem leichten Covid-19-Verlauf eher nur ein Schnupfen sei. Eine Covid-19-Erkrankung ist also hinsichtlich der Symptome inzwischen "grippeähnlicher" geworden.
1. Corona: Mögliche Symptome einer Covid-19-Infektion
Die Symptome einer Coronainfektion sind denen einer Erkältung sehr ähnlich: Trockener Husten, Schnupfen, Kopf- und Halsschmerzen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit zählen zu den typischen Symptomen. Dass bestimmte Corona-Varianten bestimmte Symptome hervorrufen, lässt sich nicht feststellen: "Weder kann man von den Symptomen auf die Varianten schließen, noch kann man von der Variante auf die Symptome schließen", sagt der Infektiologe Bernd Salzberger vom Universitätsklinikum Regensburg. Grundsätzlich verläuft eine Covid-19-Erkrankung von Mensch zu Mensch unterschiedlich und ist unberechenbar: Manche Menschen haben gar keine Beschwerden, bei anderen ähnelt das Krankheitsbild einer harmlosen Erkältung, andere liegen wie bei einer schweren Grippe flach.
Impfung ist der beste Schutz
Impfungen verhindern nicht in jedem Fall, dass man sich mit dem Corona-Virus infiziert. Aber die Schwere des Verlaufs kann dadurch beeinflusst werden. Eine Basisimmunität haben diejenigen erreicht, die bereits mindestens 3 SARS-CoV-2-Antigenkontakte (Impfung oder Infektion) hatten. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt folgenden Personengruppen zudem eine jährliche Auffrischungsimpfung: Dazu gehören unter anderem Menschen, die älter als 60 Jahre sind, Personen jeden Alters mit Vorerkrankungen, Bewohner oder Mitarbeitende in Pflegeeinrichtungen oder medizinischen Bereichen sowie Familienangehörige von gefährdeten Personen.
2. Grippe: Was sind die Symptome einer Influenza?
Bei einer "echten" Grippe, auch Influenza genannt, fühlt man sich in jedem Fall hundeelend. Überlegungen, sich aufzuraffen, um trotz des Infekts in die Arbeit zu gehen, werden hinfällig. Bei einer Influenza stellt sich diese Frage nicht mehr.
Bei einer Influenza muss man das Bett hüten. Die Symptome sind schwerwiegend. Eine Influenza beginnt plötzlich - oft innerhalb einer Stunde - mit hohem Fieber, das tagelang bis zu 40 Grad Celsius betragen kann. Dazu kommen Kopf- und Gliederschmerzen, trockener Reizhusten und eine allgemeine Schwäche. Nach etwa einer Woche werden die Symptome schwächer, nach ungefähr zwei Wochen ist die Grippe meist überstanden - es sei denn, es kommt zu gefährlichen Komplikationen. Gerade für die Risikogruppen bedeutet eine Grippe-Erkrankung eine echte Gefahr, denn die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Krankheitsverlauf ist erhöht. Die Grippe kann lebensgefährliche Komplikationen nach sich ziehen - die bedeutendsten sind eine bakterielle Lungen- oder eine Herzmuskelentzündung.
Für wen ist eine Grippe-Impfung sinnvoll?
Die Menschen, die ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf haben, sind bei Grippe und Corona sehr ähnlich. Dazu zählen laut STIKO Menschen, die älter als 60 Jahre sind, Schwangere (ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel), Menschen, die beruflich viel Kontakt mit anderen haben wie Krankenhaus-Personal, Lehrer oder Altenpfleger, Patienten, die an einer chronischen Krankheit leiden wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma sowie Kinder mit Diabetes. Das RKI betont in dem Kontext, dass diese Empfehlungen für bestimmte Personengruppen nicht bedeuten, dass die STIKO von einer Influenzaimpfung anderer Personen abrät.
Das gilt gerade auch für eine Grippeimpfung bei gesunden Kindern. Dazu Prof. Johannes Hübner vom Haunerschen Kinderspital in München: "Influenza kann im Kindesalter schwer verlaufen. Die Impfung ist sehr gut verträglich und wird seit langem verwendet. Außerdem ist im Gegensatz zu Covid bei der Influenza klar, dass Kinder wesentlich an der Ausbreitung beteiligt sind."
3. Symptome einer Infektion mit dem RS-Virus
Das Respiratorische Synzitial-Virus (RSV) ist in Europa der häufigste Grund, warum Kinder ins Krankenhaus müssen. Im Herbst beginnt die RSV-Saison, die ähnlich wie die Grippe bis in den April geht. Bei älteren Kindern und gesunden Erwachsenen gleichen die Symptome häufig denen einer Infektion der oberen Atemwege, wie Schnupfen und Husten. Sie seien klinisch nicht von anderen Atemwegsinfektionen zu unterscheiden, so das RKI.
Symptome bei Säuglingen könnten zum Beispiel schnelles, angestrengtes Atmen, Kraftlosigkeit oder Trinkschwäche sein. Eine Therapie kann hier nur symptomatisch erfolgen, weswegen gerade Säuglinge häufig stationär in einem Krankenhaus aufgenommen werden müssen.
RSV kann auch Erwachsene treffen
Prof. Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing, ist der Ansicht, dass das RS-Virus als Gefahr für ältere Menschen bisher zu wenig Beachtung gefunden habe: "RSV ist aus meiner Sicht eine völlig unterschätzte Atemwegserkrankung nicht nur für Kleinkinder, sondern auch für ältere Erwachsene." Wendtner bewertet das Virus als "mindestens so gefährlich wie Influenza" - zudem sei es sehr ansteckend.
4. Erkältung - Symptome eines grippalen Infekts
Ein grippaler Infekt, eine Erkältung, ist eine lästige, aber harmlose Infektion der oberen Atemwege. Häufig kommt es zur Begriffsverwirrung, wenn erkältete Menschen davon sprechen, eine Grippe zu haben. Ausgelöst wird ein grippaler Infekt durch etwa 200 verschiedene Viren, die durch Schmier- oder Tröpfcheninfektion übertragen werden. Die Viren vermehren sich in den Schleimhäuten der oberen Atemwege. Nasskaltes "Schmuddelwetter" begünstigt die Verbreitung der Erkältungskrankheiten. Bei einem grippalen Infekt hat man zumeist Schnupfen und fühlt sich schlapp. Typische weitere Symptome sind leichteres Fieber, leichte Gliederschmerzen, Halsschmerzen oder Husten. Viele schleppen sich auch dann noch zur Arbeit. Das ist falsch, da so die Heilung nur verzögert wird und die Kolleginnen und Kollegen angesteckt werden. Lieber sollte man sich zu Hause auskurieren.
Vorbeugen kann man einer Erkältung nur durch Hygienemaßnahmen wie regelmäßigem Händewaschen, einem gesunden Immunsystem und dem Versuch, einer möglichen Ansteckung aus dem Wege zu gehen - zum Beispiel durch das Masketragen in Menschenmengen. Eine Impfung gibt es nicht. Man kann, wenn es einen erwischt hat, jedoch versuchen, die Symptome zu lindern. Die Stiftung Warentest empfiehlt jedes Symptom einzeln zu lindern. Das heißt, ein abschwellendes Nasenspray für die verstopfte Nase, Hustenstiller oder Hustenlöser - je nach Symptomatik - gegen den Husten, Bonbons oder Sprays bei Halsschmerzen. In schlimmen Fällen hilft auch eine Schmerztablette - ebenso wie gegen Kopf- und Gliederschmerzen. Kombi-Präparate enthalten verschiedene Wirkstoffe, die ein Universalschlag gegen alle Symptome bieten sollen. Das Problem: Der Laie weiß nicht genau, was enthalten ist, Nebenwirkungen sind nicht einzuordnen.
Inwieweit Erkältungsmythen wie warme Kleidung, Zink, Vitamin C oder Nasenduschen vor einem Infekt schützen, ist nicht in jedem Fall belegt.
Dieser Artikel ist erstmals am 16.11.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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